INDIANA JONES UND DAS KÖNIGREICH DES KRISTALLSCHÄDELS | Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull
Filmische Qualität:   
Regie: Steven Spielberg
Darsteller: Harrison Ford, Shia LaBeouf, Cate Blanchett, Karen Allen, Ray Winstone, John Hurt, Jim Broadbent
Land, Jahr: USA 2008
Laufzeit: 122 Minuten
Genre: Action/Western
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 5/2008
Auf DVD: 10/2008


José García
Foto: Universal

In den achtziger Jahren verkörperte der im Juli 1942 geborene Harrison Ford eine Kinofigur, die in der Popkultur einen festen Platz eingenommen hat: den abenteuerlustigen Archäologen „Indiana Jones“. Dreimal stand damals Ford als Dr. Henry „Indiana“ Jones vor der Kamera – in „Jäger des verlorenen Schatzes“ (1982), „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ (1984) und „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ (1989). In den drei Filmabenteuern führte Steven Spielberg Regie, während George Lucas als Produzent fungierte: Die Indiana Jones-Saga war ein Jahrzehnt lang die einzige Zusammenarbeit zwischen diesen Filmschaffenden, die zu den „Wunderkindern“ des New-Hollywood gezählt wurden. Mit Harrison Ford hatten sie einen Hauptdarsteller gefunden, der die Figur des draufgängerischen Gelehrten kongenial darstellte.

Aus Mangel an einem tragfähigen Drehbuch dauerte es bis zur vierten „Indiana Jones“-Folge allerdings 19 Jahre, bis David Koepp, der bereits die Skripte für drei Spielberg-Filme („Jurassic Park“ I und II und zuletzt „Krieg der Welten“, 2005) geschrieben hatte, verpflichtet wurde. Über ein Drehbuch hinaus, das an die drei „Indiana Jones“-Filme der 80er Jahre anknüpfen könnte, stellte sich die Frage, ob Harrison Ford als nun Mittsechziger die Figur erneut glaubwürdig darstellen könnte. Zu Beginn des nun anlaufenden „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ sagt denn auch der Hauptdarsteller selbstironisch: „Damals waren wir jünger“.

Die dazwischen liegenden zwei Jahrzehnte wurden ebenfalls insofern in die Handlung integriert, als sie nicht mehr in den 30er Jahren (so die ersten drei Filme), sondern im Jahr 1957 angesiedelt ist. Das Drehbuch selbst nimmt sich allerdings genauso haarsträubend aus wie die ersten drei Folgen: Nach einer Eingangssequenz, die an Lucas’ Regie-Debüt „American Graffiti“ (1973) erinnert, wird Indiana Jones zusammen mit seinem Gefährten Mac (Ray Winstone) von sowjetischen Agenten unter der Leitung der skrupellosen Irina Spalko (Cate Blanchett mit Prinz Eisenherz-Frisur) dazu gezwungen, in einer abgelegenen Lagerhalle im Südwesten der Vereinigten Staaten eine geheimnisvolle Kiste zu identifizieren.

Zwar kann „Indy“ unter abenteuerlichen Umständen entkommen, aber nun droht Gefahr von den eigenen Leuten. Nicht umsonst sind die fünfziger Jahre die Zeit der McCarthy-Ära. Der Archäologie-Professor gerät denn auch unter Verdacht, mit dem KGB zusammenzuarbeiten, und muss seinen Lehrstuhl räumen. Gerade, als er sich auf den Weg nach Europa machen will, wird Dr. Jones von einem jungen Rebellen in Marlon-Brando-Look namens Mutt Williams (Shia LeBeouf) aufgehalten. Der junge Motorradfan hatte vom in Peru verschollenen Professor Oxley (John Hurt) eine geheimnisvolle Karte erhalten, die zu dem nicht minder mysteriösen Kristallschädel von Akator führt.

Nach dem filmtitelgebenden Kristallschädel fahnden allerdings auch die sowjetischen Agenten mit ihrer Anführerin Irina Spalko. Denn sie erhoffen sich von ihm, den Weg zu finden, um Macht über das menschliche Gehirn und dadurch nichts Geringeres als die Weltherrschaft zu gewinnen. So kehrt der draufgängerische Archäologe dorthin zurück, wo der erste „Indiana Jones“-Film im Jahre 1982 begonnen hatte: in den Urwald Perus. Dort begegnet ebenfalls eine alte Bekannte aus dem ersten Film: Marion Ravenwood (Karen Allen), Jones’ erste und offenkundig einzige Liebe.

Das Produktionsdesign bleibt den „Indiana Jones“-Filmen aus den achtziger Jahren verpflichtet – bis hin zu den roten Farblinien, die auf altmodischen Landkarten die Flugreisen der Protagonisten verdeutlichen. Der Kameraführung Janusz Kaminskis gelingt es ebenfalls fast immer, die Spezialeffekte so zu kaschieren, dass die Bilder  auch in der Farbgebung  zu den früheren Indiana Jones-Filmen wunderbar passen. Komponist John Williams liefert darüber hinaus ein Potpourri aus den früheren Indiana Jones-Filmen, so etwa das Marion-Thema erstmals seit 26 Jahren.

„Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ besitzt alle Elemente der Saga: Eine trotz gewisser Längen genretypische Action mit Verfolgungsjagden, Explosionen und endlosen Kämpfen, exotische Landschaften und Legenden um „paranormale“ Kräfte, aber etwa auch die Moral, dass Habgier nach materiellem Besitz zur Selbstzerstörung führt.

Der vierte Indiana Jones ist zwar mit Zitaten aus den früheren Filmen voll gespickt, entgeht jedoch der nahe liegenden Gefahr, im selbstbezüglichen Aneinanderreihen solcher Wiedererkennungsmomente aus der Zitatenkammer zu erstarren.
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