BAND VON NEBENAN, DIE | Bikur Hatizmoret
Filmische Qualität:   
Regie: Eran Kolirin
Darsteller: Sasson Gabai, Ronit Elkabetz, Saleh Bakri, Khalifa Natour, Shlomi Avraham
Land, Jahr: Israel / Frankreich 2007
Laufzeit: 83 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum:
Einschränkungen: --
Auf DVD: 6/2008


José García
Foto: Concorde

Acht Uniformierte stehen mit ihren Musikinstrumenten vor einem Flughafen. Wie bestellt und nicht abgeholt. Es handelt um eine kleine Musikkapelle aus Ägypten, die in Israel bei der Eröffnung eines arabischen Kulturzentrums auftreten soll. Aber aus welchen Gründen auch immer: Keiner wartet auf sie, die Telefonvermittlung in der ägyptischen Botschaft ist irritiert, und leitet den Anruf nicht weiter. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als auf eigene Faust zu ermitteln, wie sie an ihr Ziel kommen sollen. Ein Aussprachefehler führt die kleine Musikkapelle, statt an den vorgesehenen Ort, in ein verlassenes Nest mitten in der Wüste. Weil es dort kein Hotel gibt und kein Bus mehr fährt, laden sie die Einheimischen zu sich nach Hause.

An Lakonie steht Regisseur Eran Kolirin seinem offensichtlichen Vorbild Aki Kaurismäki in nichts nach. Nicht nur, weil kaum die Hälfte des Orchesters überhaupt einen (gesprochenen) Ton von sich gibt. Darüber hinaus zeichnet sich die Inszenierung durch einen Minimalismus aus, die dem großen finnischen Filmemacher ebenso ebenbürtig ist: Verlassene Straßen, kaum bevölkerte Lokale, kärglich eingerichtete Innenräume bestimmen die Atmosphäre. Kolirin zeigt insbesondere in der ersten Hälfte seines Filmes einen wunderbaren Sinn für Bildeinstellungen, die für sich selbst sprechen, für Erzählrhythmus mittels Bilder.

„Die Band von nebenan“ zeigt mit viel Gespür für Situationskomik und trockenen Humor Völkerverständigung zwischen einfachen Menschen, die allmählich entdecken, dass sie mehr Gemeinsamkeiten haben, als ihre unterschiedliche Kultur zunächst ahnen lässt. Dazu gesellt sich eine leise Melancholie im Laufe der Handlung, wenn der Zuschauer nach und nach etwas aus der Vergangenheit des strengen Dirigenten Tawfiq (Sasson Gabai) und der resoluten Wirtin Dina (Ronit Elkabetz) erfährt. „Die menschliche Ebene ist wichtig, gibt ihren Figuren Raum sich zu entfalten, bei aller Fremdheit wird nie ein falscher Ton angeschlagen. Die Gesichter der Darsteller werden von der Kamera festgehalten wie Landschaften“ (Filmbewertungsstelle Wiesbaden bei der Verleihung des Prädikats „besonders wertvoll“). Insbesondere überzeugt die Figur des moralisch integren Tawfiq, der bei aller Freundlichkeit den allzu deutlichen Avancen der lasziven Dina gegenüber stets um Haltung bemüht bleibt. Beim Europäischen Filmpreis 2007 wurde für diese Rolle der ägyptische Mime Sasson Gabai mit der Auszeichnung „Bester Schauspieler“ belohnt.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren