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José García Foto: Filmlichter ![]() Im (fiktiven) Kölner D.O.M. Call droht der Abteilung, die vom selbstbewussten Richard Harms (August Zirner) geleitet wird, die Schließung. Die einzige Möglichkeit, sie noch abzuwehren, besteht darin, die Verkaufszahlen der DSL-Pakete um fünf Prozent zu steigern. Also versammelt Richard Harms seine ganze Abteilung, um sie auf dieses Ziel einzuschwören. Zu den Mitarbeitern dieser Abteilung gehört insbesondere der Neue im Call-Center, Sascha Westermann (Maximilian Brückner). Sascha träumt von einer Arbeit als Fernseh-Moderator; er jobbt bereits bei irgendeiner TV-Show. Solange aber der Durchbruch im Showbusiness auf sich warten lässt, muss er wohl Geld verdienen, zumal seine Freundin das erste gemeinsame Kind erwartet. Ebenfalls in Wartestellung befindet sich die Architektin Marie Bremer (Antje Widdra), die für ihren Sohn sorgen muss, nachdem ihr ehemaliger Freund die beiden verließ. Die attraktive und intelligente junge Frau macht keinen Hehl daraus, dass sie im Call-Center nicht ewig zu arbeiten gedenkt, führt sie doch sogar von hier aus Bewerbungsgespräche mit Firmen aus ihrer Branche. Die vierte Figur, die Selbstgespräche besonders in den Blick nimmt, ist der schüchterne Adrian Becher (Johannes Allmayer). Im Gegensatz zu seinen Kollegen scheint er sich mit der Arbeit im Call-Center arrangiert zu haben. Kein Wunder, denn er ist ein echtes Verkaufstalent. Sein Problem: Er kann keiner Frau in die Augen schauen doch das könnte sich ändern, nachdem er bei einem Verkaufsgespräch eine sympathisch wirkende Frau kennen gelernt hat. Mit dieser Versuchsanordnung zeigt Regisseur André Erkau den Widerspruch zwischen dem beruflichen Dauerreden und der privaten Sprachlosigkeit. Insbesondere der Sprüche klopfende Chef, der im Call-Center großspurig auftritt beispielsweise duzt er etwa seine Mitarbeiter, während sie ihn siezen , leidet in seinem Privatleben unter zunehmender Kommunikations-Unfähigkeit, die seine Ehe in eine schwere Krise stürzt. Es mag am Sujet liegen, aber ein Film, dessen Dramaturgie sich vorwiegend auf zugegebenermaßen witzige Dialoge statt auf Bilder stützt, gehört nicht auf die große Kinoleinwand, sondern ins Fernsehen. Dies entspricht etwa auch der geschlossenen Atmosphäre des Call-Centers als Haupthandlungsort. Die einfallslose Kameraführung und der noch einfallslosere Schnitt bestärken diesen Eindruck. Lediglich die ebenfalls mit dem Max Ophüls-Preis ausgezeichnete Filmmusik nimmt sich kinotauglich aus. In der Jury-Begründung des Max Ophüls- Hauptpreises heißt es: Der Regisseur verfolgt mit zärtlicher Ironie so genannte gescheiterte Existenzen, die sich nicht unterkriegen lassen wollen. In seinem Ensemble-Film wird ein Call-Center zum Mikrokosmos unserer Gesellschaft, deren Sprachlosigkeit im Zeitalter der totalen Vernetzung immer offenkundiger wird. Nicht nur der Job der Figuren ist im Übergang, sondern auch ihr Leben. André Erkau gelingt es, den Figuren genügenden Platz zur Entfaltung zu geben, ohne deshalb das Hauptthema aus den Augen zu verlieren. Dass viele Situationen authentisch wirken, ist offenkundig darauf zurückzuführen, dass sich André Erkau sein Studium mit einem solchen Job finanzierte. Jedenfalls bleibt Selbstgespräche seinem Sujet treuer als etwa der eingangs erwähnte amerikanische Spielfilm Outsourced Auf Umwegen zum Glück. |
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