NANNY DIARIES | The Nanny Diaries
Filmische Qualität:   
Regie: Shari Springer Berman, Robert Pulcini
Darsteller: Scarlett Johansson, Laura Linney, Paul Giamatti, Nicholas Reese, Chris Evans, Alicia Keys
Land, Jahr: USA 2007
Laufzeit: 105 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 8/2008
Auf DVD: 3/2009


José García
Foto: Central Film

Zu den Überraschungsfilmen des Jahres 2006 gehörte „Der Teufel trägt Prada“ (siehe Filmarchiv), die Verfilmung eines Buches über die Modewelt, in dem eine junge Frau ihre Erfahrungen in einem Modemagazin verarbeitet hatte. Einen ähnlichen Erfahrungsbericht, diesmal aus dem Leben von Kindermädchen in der besseren New Yorker Gesellschaft, verfassten als Roman unter dem Titel „Die Tagebücher einer Nanny“ („The Nanny Diaries“) Emma McLaughlin und Nicola Kraus. Die Filmfassung „Nanny Diaries“ kommt nun unter der Regie des Ehepaares Shari Springer Berman und Robert Pulcini ins Kino.

Im Mittelpunkt von „Nanny Diaries“ steht die junge Annie (Scarlett Johansson). Als einzige Tochter einer alleinerziehenden Krankenschwerster aus New Jersey würde sie gerne Anthropologie studieren, obwohl sich ihre Mutter für Annie eine Karriere an der Wall Street wünscht. Diese bekommt aber bereits beim ersten Vorstellungsgespräch einen kräftigen Dämpfer. Eine zufällige Begegnung im Central Park beschert Annie jedoch den etwas anderen Job: Sie wird als Kindermädchen für den vierjährigen Grayer engagiert.

Zunächst muss Annie das Vertrauen des verwöhnten Söhnchens der Familie X gewinnen, das noch der verflossenen Nanny nachtrauert. Größere Schwierigkeiten bekommt sie aber mit Grayers Mutter (Laura Linney in Höchstform), die stets lediglich als Mrs. X genannt wird. Sie vereinnahmt Annie für allerlei Besorgungen. Zur gutsituierten Familie gehört auch noch Mr. X (Paul Giamatti), der sich allerdings kaum zu Hause blicken lässt, nehmen ihn die Arbeit und eine jüngere Kollegin doch zu sehr in Anspruch.

Einem schönen Regieeinfall folgend schildert Annie ihre Erfahrungen als „Feldstudie“ einer angehenden Anthropologin. Mit demselben Blick, mit dem sie die ausgestellten Szenen der Amazonas-Stämme im Ethnologischen Museum beobachtet, „erforscht“ sie das Leben der High Society aus Manhattan.

„Nanny Diaries“ zitiert auch das filmische Vorbild aller Kindermädchen „Mary Poppins“. So schwebt etwa Annie an einem roten Schirm durch die Stadt, ein Bild, das bereits das Buch-Cover zierte. Wie einst bei Mary Poppins gipfelt Annies Aufgabe eigentlich darin, Grayers Eltern daran zu erinnern, dass ihre vornehmste Aufgabe in der Erziehung ihres Sohnes besteht.

Dass für diese Botschaft „Nanny Diaries“ die „Holzhammer-Methode“ anwendet, gehört zu den Gepflogenheiten von Hollywood. Schwerer wiegt es aber, dass die Regisseure die schönen Regieeinfälle des Anfangs nach und nach aufgeben, um einer beliebigen Handlung, der Liebesbeziehung zwischen Annie und ihrem Nachbarn, immer mehr Platz einzuräumen.
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