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José GarcÃa Foto: Tobis In der Filmografie der Brüder Joel und Ethan Coen, die sich seit âBlood Simpleâ (1984) über ein knappes Vierteljahrhundert erstreckt, gibt es zweierlei Spielfilme: Die einen, allen voran der siebenmal für den Oscar nominierte âFargoâ (1996), handeln von der Absurdität der Gewalt, die anderen werden als Komödien oder genauer als Persiflagen gestaltet. In diese Kategorie fällt insbesondere âBarton Finkâ (1991), der eine scharfe Satire auf das System der Hollywood-Studios lieferte. Der neue Spielfilm des Autoren- und Regiegespanns âBurn after Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?â, der das diesjährige Internationale Filmfestival Venedig eröffnete und nun im regulären Kinoprogramm anläuft, reiht sich in die letzte Gattung ein: Der Film ist eine regelrechte Parodie auf Agentenfilme. Dies kündigt bereits der Titel, der an die bekannte TV-Serie âMission Impossible â Kobra, übernehmen Sie!â anspielt (âDiese Nachricht zerstört sich nach dem Lesen von selbstâ). Ehe die Handlung von âBurn after Readingâ in Gang kommt, nimmt sich der Film eine ganze halbe Stunde Zeit, um die Figuren zu etablieren. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um den CIA-Agenten Ozzie Cox (John Malkovich), der wegen seines Alkoholproblems vom Dienst suspendiert wird, und seine Frau Katie (Tilda Swinton), die ein Verhältnis zum Regierungsbeamten Harry Pfarrer (George Clooney) unterhält. Ferner: Die Fitnesstrainerin Linda Litzke (Frances McDormand), die für eine âRundum-Erneuerungâ ihres Körpers Geld braucht, sowie ihr etwas dümmlicher Kollege Chad Feldheimer (Brad Pitt). Für ein beliebiges Objekt, das in einem Film die Handlung auslöst, ohne selbst von besonderem Interesse zu sein, prägte Alfred Hitchcock den Begriff MacGuffin. In âBurn after Readingâ ist dieses MacGuffin eine CD mit den Memoiren des geschassten CIA-Agenten, die Linda und Chad in der Umkleidekabine des Fitnessclubs finden. Linda vermutet hochbrisantes Material in der CD, und kommt auf die glorreiche Idee, mit Hilfe ihres beschränkten Kollegen Chad den Ex-CIA-Mann zu erpressen. Dadurch übernimmt sie den Part der trotteligen Verbrecher in âFargoâ. Ihr amateurhafter Versuch ist ebenfalls zum Scheitern verurteilt â wie in âFargoâ zieht allerdings ein solch stümperhaftes Vorgehen auch in âBurn after Readingâ eine blutige Spur nach sich. Von Emmanuel Lubetzki mit viel Sinn für stimmungsvolle Einstellungen hervorragend fotografiert, behält der Film trotz der vielen Figuren, deren Wege sich immer wieder kreuzen, den Ãberblick. Wie leichtfüÃig die Regisseur-Brüder die Genreerwartungen konterkarieren, zeigt sich etwa auch in der Tonspur: Die Musik baut mehrfach Thriller-typische Spannung auf, die sich anschlieÃend jeweils in nichts auflöst. Mit ihrem charakteristischen schwarzen Humor, der hier zuweilen unter der Gürtellinie angesiedelt ist, schlieÃen die Coen-Brüder mit âBurn after Readingâ das, was George Clooney bei der Vorstellung des Filmes in Venedig âVolltrottel-Trilogieâ nannte, ab. Clooney meinte dabei seine Mitarbeit an âO Brother Where Art Thouâ (2000) und âIntolerable Crueltyâ (2003), bei denen er jeweils für Joel und Ethan Coen die Hauptrolle übernommen hatte. In dieser über weite Strecken vergnüglichen Satire karikieren die Coen-Brüder Menschen, die von Gier, Schönheitswahn und völliger Orientierungslosigkeit in Sachen Liebe getrieben werden, was teilweise in Zynismus umschlägt. Denn âBurn after Readingâ ist auch ein Film, in dem jeder jeden betrügt, Harry sogar gleich mehrfach: nicht nur seine Frau mit Katie, sondern auch noch diese mit Linda. Aber auch Harrys Frau nutzt ihre Lesereise als erfolgreiche Kinderbuchautorin, um sich mit einem Liebhaber zu treffen. Bei allem Dialogwitz und Situationskomik ist die Sicht, die Joel und Ethan Coen hier verbreiten, anders als etwa in âO Brother Where Art Thouâ, eine eher pessimistische. Waren die Figuren in diesem Film noch liebenswürdige Tölpel, so werden sie in âBurn after Reading â Wer verbrennt sich hier die Fingerâ Opfer ihrer eigenen Habgier und Triebhaftigkeit. Am Ende des Filmes sagt der CIA-Chef als eine Art Resümee: âWas haben wir gelernt? Den gleichen Fehler nicht zweimal zu machen. Aber was haben wir eigentlich falsch gemacht?â. Die Ratlosigkeit, die aus diesen Worten spricht, fasst den neuen Film der Coen-Brüder vortrefflich zusammen. |
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