KRABAT | Krabat
Filmische Qualität:   
Regie: Marco Kreuzpaintner
Darsteller: David Kross, Daniel Brühl, Christian Redl, Robert Stadlober, Paula Kalenberg, Anna Thalbach, Hanno Koffler
Land, Jahr: Deutschland 2007
Laufzeit: 120 Minuten
Genre: Literatur-Verfilmungen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 10/2008
Auf DVD: 3/2009


José García
Foto: 20th Century Fox

Sagen und Legenden kreisen häufig um Zauberer, die sich der „Schwarzen Kunst“ verschreiben, die unheilige Pakte schließen. Handelt etwa die „Historia von Doktor Johann Fausten – dem weitbeschreyten Zauberer und Schwarzkünstler“ aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert vom Doktor der Theologie, der später auch „Medizin, Astrologie und was sonst mit der Magie zusammenhing“ studierte, und der etwa zweihundert Jahre später Goethe zu seinem „Faust“ inspirierte, so berichten die Legenden im Städtedreieck Bautzen-Kamenz-Hoyerswerda vom „sorbischen Faust“ Krabat, „der wohl bekanntesten Sagenfigur der zweisprachigen Lausitz“ – so heißt es in einer Selbstdarstellung der Region.

Im Jahre 1971 verarbeitete Otfried Preußler diese Sage zu einem Jugendbuch „Krabat“, das die Geschichte des gleichnamigen Jungen erzählt. Krabat wird Lehrling eines Müllers, der sich als Zaubermeister entpuppt. Der Meister hat sich dem Bösen verschrieben, und muss am Ende eines jeden Jahres einen seiner Gesellen dem Teufel, dem sogenannten „Herrn Gevatter“, zum Opfer bringen. Schließlich rettet Krabat die Liebe des Mädchens Kantorka. Der mit dem „Deutschen Jugendbuchpreis“ sowie mit dem „Europäischen Jugendbuchpreis“ der Universität Padua ausgezeichnete Roman wurde in 31 Sprachen übersetzt.

Auf der Grundlage von Otfried Preußlers Roman haben Michael Gutmann und Marco Kreuzpaintner das Drehbuch für die Kinofassung von „Krabat“ verfasst. Regie führt Marco Kreuzpaintner.

Der Film beginnt in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, als sich die Pest wie ein Lauffeuer verbreitet. An der Pest stirbt die Mutter des 14-jährigen Krabat (David Kross), der seither zusammen mit zwei Freunden bettelnd durch das verwüstete Land zieht. Eines Nachts spürt Krabat eine innere Stimme, die ihn zur geheimnisvollen Mühle von Schwarzkollm lockt.

Der unheimliche Meister (Christian Redl) bietet Krabat ein warmes Bett und Essen an. Dafür muss der Junge zusammen mit den elf Gesellen harte Arbeit leisten. Diese zeigen sich Krabat wenig geneigt, mit Ausnahme von Altgesellen Tonda (Daniel Brühl). Vor allem mit dem abgefeimten Lyschko (Robert Stadlober) gerät er immer wieder aneinander. Nach und nach gewinnt Krabat jedoch das Vertrauen der meisten Gesellen, wobei er eine besondere Zuneigung zum stotternden, scheinbar einfältigen Juro (Hanno Koffler) fasst.

„Soll ich dich nur das Müllerhandwerk lehren oder alles andere auch?“ hatte ihn der Meister gefragt. Nach dem ersten Jahr wird Krabat endlich zum Gesellen. Nun kann er wie die anderen in einen Raben verwandelt mit Zauberkräften über Wälder und Landschaften fliegen. Als Krabat auf einem dieser Ausflüge das Bauernmädchen Kantorka (Paula Kalenberg) sieht, verliebt er sich sofort in sie. Tonda versucht ihn zwar zu warnen, da der Meister keinen Umgang mit Fremden duldet. Krabat setzt aber alles daran, sie wieder zu treffen.

Regisseur Marco Kreuzpaintner schafft dank eines detailverliebten Produktionsdesigns eine stimmungsvolle Atmosphäre, in der die erdigen Töne der Häuser und Kleidung mit dem weißen Schnee und den Blau- und Grautönen der Nacht kontrastiert werden.

„Mit einer durchweg herausragenden Schauspielerbesetzung gelingt es Kreuzpaintner, vor dem Hintergrund atemberaubender Landschaftsaufnahmen in bisweilen rasanten Kamerafahrten Kinobilder zu zeichnen, die auch am Hauptschauplatz einer alten Mühle sich in opulenten Bildern und liebevollen Details gefällt, ohne die Sicht auf ein Kammerspiel einzuengen“, urteilt die Filmbewertungsstelle Wiesbaden bei der Verleihung des Prädikats „besonders wertvoll“.

Der inzwischen 85-jährige Autor Otfried Preußler äußerte sich in einem Brief ähnlich zustimmend: „Der Regisseur und Drehbuchautor Marco Kreuzpaintner hat meiner Meinung nach tatsächlich das Kunststück fertig gebracht sowohl dem Medium Film als auch meinem Buch gerecht zu werden.“

Diese überaus positiven Einschätzungen sind allerdings unter filmischen Gesichtspunkten zu relativieren. Denn überaus gelungene Szenen, etwa mit dem Flug der Raben über die herrliche Winterlandschaft, den der Zuschauer aus dem Adlerblick erlebt, und schön-unaufdringliche Trickaufnahmen wechseln sich mit allzu schnell geschnittenen Sequenzen ab, etwa als die Gesellen das Dorf gegen den Angriff der Soldaten verteidigen. Die Geschwindigkeit, in der die Kampfszenen über die Leinwand huschen, erweckt sogar den Eindruck, dadurch wollte man im Hinblick auf die Zielgruppe (FSK ab 12 Jahren) die Gewalt unsichtbar machen.

Noch schlimmer nimmt sich der Einsatz der Filmmusik aus. Obwohl die von Annette Focks komponierte Melodien an sich makellos, ja teilweise wunderschön sind, passen sie kaum zur Handlung beziehungsweise überlagern sie.

Der Beurteilung der Filmbewertungsstelle Wiesbaden kann freilich in dem einen Punkt zugestimmt werden: „Das Publikum glaubt am Ende die Botschaft des Filmes nur allzu gerne: Liebe ist stärker als der Tod“. Krabat drückt dies in einem Satz aus, der an den Zauberlehrling Harry Potter erinnert. Zum nun geschlagenen Meister sagt er: „Gegen Liebe hast Du kein Zauber“.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren