|
||||||||||||||||||||
José GarcÃa Foto: Sony Nachdem der letzte James Bond-Film âCasino Royaleâ (siehe Filmarchiv) insofern eine Rückkehr zu den Ursprüngen des britischen Geheimagenten âim Dienste ihrer Majestätâ dargestellt hatte, als mit ihm der erste der Bond-Romane von Ian Fleming aus dem Jahre 1953 verfilmt wurde, macht der nun anlaufende 22. Bond-Film âEin Quantum Trostâ einfach da weiter, wo âCasino Royaleâ aufgehört hatte. Um es vorweg zu sagen: Der Zuschauer, der âCasino Royaleâ nicht kennt, wird sich verhältnismäÃig schwer tun, die dauernden Bezüge zu diesem Film einzuordnen. Insbesondere Vesper Lynd, die Frau, in die sich James Bond (Daniel Craig) in âCasino Royaleâ verliebt hatte, aber von der er sich verraten fühlte, eher sie selbst von einer Geheimorganisation ermordet wurde, ist im neuen Bond-Film allgegenwärtig. Sie bleibt die treibende Kraft, die den Geheimagenten zu einem persönlichen Rachefeldzug gegen ihre Erpresser und Mörder aufstachelt. Ein Wiedersehen gibt es allerdings etwa auch mit einer weiteren Nebenfigur: In âCasino Royaleâ bekam Bond Unterstützung vom Agenten Mathis (Giancarlo Giannini). Nun reaktiviert Bond höchstpersönlich den inzwischen zur Ruhe gesetzten Mathis, damit er ihm erneut zur Seite steht. Die Handlung selbst stellt sich ebenfalls als Fortsetzung des letzten Bond-Filmes dar. Diese Kontinuität erklärt sich auch aus dem Umstand, dass das Drehbuch sowohl von âCasino Royaleâ als auch von âEin Quantum Trostâ von den drei Autoren Paul Haggis, Neal Purvis und Robert Wade stammt. So schlieÃt der neue Bond-Film unmittelbar an den letzten an: Um Näheres über die Geheimorganisation, die Vesper ermordet hatte, zu erfahren, verhören James Bond und seine Chefin âMâ (Judi Dench) einen gewissen Mr. White (Jesper Christensen) nach einer hektisch geschnittenen, völlig unübersichtlichen Verfolgungsjagd entlang des Gardasees. Die âQuantumâ genannte Organisation stellt sich als komplexer und gefährlicher heraus als zunächst angenommen. Die Spur führt zunächst nach Haiti, wo ein Mi6-Verräter ein Bankkonto unterhält. Dort macht Bond die Bekanntschaft der resoluten Camille (Olga Kurylenko), die ihren eigenen Rachefeldzug führt. Ãber Camille kommt Bond zum âQuantumâ-Chef Dominic Greene (Mathieu Amalric), der sich als âgrünerâ Wohltäter tarnt, aber es eigentlich auf die Naturressourcen der Welt abgesehen hat. Zurzeit versucht Greene, mit dem im Exil lebenden bolivianischen General Medrano (Joaquin Cosio) ins Geschäft zu kommen: Gegen ein vermeintlich wertloses Stück Wüstenland ist er bereit, seinen Einfluss geltend zu machen, damit die CIA und die britische Regierung das gegenwärtige Regime in diesem südamerikanischen Land stürzen und General Medrano als Junta-Chef anerkennen. Es folgen Verfolgungen zu Land, zu Wasser und in der Luft durch die unterschiedlichen Handlungsorte (Gardasee, Siena, London, Haiti, Bregenz, Bolivien, Russland). Der dauernde Ortswechsel spiegelt die Komplexität der Organisation wider, gegen James Bond zu kämpfen hat â eine weitere Gemeinsamkeit von âEin Quantum Trostâ und âCasino Royaleâ. In der Inszenierung setzt jedoch Marc Forster, der zum ersten Mal bei einem Bond-Film Regie führt, durchaus eigene Akzente. Am augenfälligsten wird dies in einer hervorragend inszenierten Sequenz während einer Aufführung von Puccinis âToscaâ auf der Bregenzer Seebühne deutlich, während der sich etliche Mitglieder der Organisation mittels Konferenzschaltung âtreffenâ. Die ästhetisch anspruchvolle Sequenz stellt einen wahrnehmbaren Kontrapunkt zu den Actionszenen dar, von denen âEin Quantum Trostâ selbstverständlich jede Menge zu bieten hat. Diese Action-Szenen lassen indes erkennen, dass Marc Forster das âModernisierungskonzeptâ von âCasino Royaleâ-Regisseur Martin Campbell fortsetzt, das von den âBourneâ-Filmen beeinflusst wird. So nimmt sich etwa eine Verfolgungsjagd während einer Massenveranstaltung â dem Palio, dem jährlichen Pferderennen in Siena â wie ein Remake der Szene in Paul Greengrassâ âDas Bourne Ultimatumâ aus, bei der Jason Bourne einen Informanten durch die Londoner Waterloo Station schleust. Bond wird immer mehr zu Bourne mit dem Unterschied, dass James Bond meistens perfekt sitzende MaÃanzüge trägt. Diese Anlehnung an die Bourne-Filme stellt allerdings ebenfalls die Frage, ob auch James Bond von Zweifeln etwa in Bezug auf die Richtigkeit seines Handelns und insbesondere auch von einer Identitätskrise (bezeichnenderweise hieà der erste âBourneâ-Film âDie Bourne-Identitätâ, 2001) heimgesucht wird. In âCasino Royaleâ erlebte der Zuschauer die âAgenten-Werdungâ des neuen Geheimagenten 007. Nun muss James Bond zwischen persönlicher Rache und der Pflichterfüllung gegenüber seinem Auftraggeber unterscheiden lernen. |
||||||||||||||||||||
|