|
||||||||||||||||||||
José GarcÃa Foto: Senator Seitdem Wim Wenders mit âParis, Texasâ (1984) in Cannes die Goldene Palme gewann, und sein âDer Himmel über Berlinâ (1987) mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, gehört der gebürtige Düsseldorfer zu den bekanntesten deutschen Filmregisseuren. Knüpfte sein letzter Spielfilm âDonât come knockingâ (siehe Filmarchiv) thematisch an âParis, Texasâ an, so zeigt der aktuelle âPalermo Shootingâ gewisse Anklänge an âAlice in den Städtenâ (1973). Denn ähnlich diesem Film inszeniert Regisseur Wenders âPalermo Shootingâ als einen âRoad Movieâ, als eine Reise, in der sich die Zerrissenheit des Protagonisten widerspiegelt. âPalermo Shootingâ ist übrigens der erste Film, für den der Regisseur in seiner Heimatstadt gedreht hat. Wenders: âEs war ein seltsames Gefühl, da jetzt wieder auf den Rheinwiesen zu stehen, oder auf dem Nordfriedhof, wo meine Eltern begraben liegen.â âPalermo Shootingâ erzählt die Reise zu sich selbst eines erfolgreichen Fotografen, Finn (Campino, der Frontmann der Punkband âDie toten Hosenâ), der einen typischen Erfolgsmenschen in der medialen Gesellschaft verkörpert. Er kann sich vor Aufträgen kaum retten, rennt von einem Termin zum nächsten, telefoniert ununterbrochen, stellt in Galerien aus â aber den Rat seines Galeristen, die Mode- zugunsten der Kunstfotografie aufzugeben, vermag er dann doch nicht zu beherzigen. Die Kehrseite des Erfolgs heiÃt wie bei so vielen Erfolgsfixierten âburn outâ: Finn fühlt sich ausgebrannt. Plötzlich findet er keinen Spaà mehr an der SpaÃgesellschaft, sein hektisches Leben und die digitalen Manipulationen an seinen Fotografien haben in ihm Zynismus aufkommen lassen. So antwortet er auf die Frage einer Studentin (Jana Pallaske) an der Kunstakademie, was hinter seinen Bildern stecke: âNichts. Die Dinge sind nur Oberfläche!â Der knapp entgangene Zusammenprall mit einem Geisterfahrer lässt Finn sein Leben überdenken. Ein traumhaftes Zusammentreffen mit dem Sänger Lou Reed, der ihn auf seine Ãngste anspricht, und eine ganz reale Begegnung mit einem Banker (Udo Samel), der im Nebenberuf als Schafshirte auf den Rheinwiesen arbeitet, bringen die Wende. Dass dann auf dem Rhein ein Schiff mit dem Namen âPalermoâ vorbeikommt, fasst der erschöpfte Fotograf als einen Fingerzeig auf. So reist der Modefotograf nach Sizilien, wo er sich nach einem âShootingâ eine Auszeit nimmt. Hier trifft er auf den wahrhaftigen Tod (Dennis Hopper), der auf Finn Pfeile schieÃt. Aber in der sizilianischen Hauptstadt lernt der Fotograf auch die bezaubernde Restauratorin Flavia (Giovanna Mezzogiorno) kennen, die an einem Fresko aus dem 15. Jahrhundert mit dem viel sagenden Titel âTriumph des Todesâ arbeitet. Bei all den symbolhaften Traumsequenzen kommt es in âPalermo Shootingâ nicht so sehr auf eine Handlung im klassischen Sinne an. Der Film arbeitet vielmehr mit Assoziationen, etwa mit der doppelten Bedeutung des Wortes âSchieÃensâ: schieÃt der Fotograf Bilder, so wird er wiederum mit Pfeilen beschossen. Dazu führt Regisseur Wim Wenders aus: âMir ist es schon immer besser gelungen, mich auf ein Lebensgefühl, auf Rätsel, Geheimnisse oder Fragestellungen voll einzulassen, wenn ich die Freiheit hatte, ohne ein vorher endgültig festgelegtes Drehbuch zu arbeitenâ. Was laut dem Regisseur bedeutet, âdas Territorium einer Figur du ihrer Geschichte wieder erforschen â nicht schon vorher kennen. Ich wollte erzählen, ohne vorher zu wissen, wieâs ausgehen sollte, meinen Gegenstand kennen, meine Themen, meinen âContentâ, ohne sie alle vorher schon an einer âStoryâ aufhängen zu müssen.â Für âPalermo Shootingâ liefert Kameramann Franz Lustig wunderbare Bilder. Die in Düsseldorf eher grau-braunen, in 35 mm aufgenommenen Aufnahmen kontrastieren mit den lichtdurchfluteten, teils verwackelten, mit der Handkamera in Super 16 gedrehten Bildern in Palermo. Diese teils verschwommenen Bilder korrespondieren mit den existentiellen Themen, mit denen sich Finn in Italien auseinandersetzt, der Liebe und dem Tod. Darüber legt der Regisseur noch eine weitere Bedeutungsschicht mit einem überbordenden Soundtrack mit insgesamt 25 Songs. So heiÃt etwa der letzte, während des Nachspanns laufende Song âMysteriesâ. Auch wenn Wim Wenders in âPalermo Shootingâ allzu häufig von Bedeutungsdoppelungen in Bild und Text Gebrauch macht, und manche Gespräche bedeutungsschwer daher kommen, überzeugt vor allem das Spiel von Dennis Hopper, der ganz in hellgrau-weià gekleidet als Personifikation des Todes auftritt: âIch bin die Verbindungstür, keine Sackgasseâ, sagt er etwa in einer schönen Metapher zu dem Sinn suchenden Finn. Als Motto des âFilmes von Wim Wenders um Liebe und Todâ könnte aber eine weitere Aussage des personifizierten Todes gelten: âWer Angst vor dem Tod hat, hat Angst vor dem Lebenâ. |
||||||||||||||||||||
|