PARIS, PARIS – MONSIEUR PIGOIL AUF DEM WEG ZUM GLÜCK | Faubourg 36
Filmische Qualität:   
Regie: Christophe Barratier
Darsteller: Gérard Jugnot, Clovis Cornillac, Kad Merad, Maxence Perrin, Pierre Richard, Nora Arnezeder
Land, Jahr: Frankreich / Deutschland 2008
Laufzeit: 120 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S, X -
im Kino: 12/2008
Auf DVD: 4/2009


José García
Foto: Constantin

Dem französischen Drehbuchautor und Regisseur Christophe Barratier gelang gleich mit seinem Langspielfilmdebüt „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ (2004, siehe Filmarchiv) ein internationaler Erfolg. Trotz seiner wenig originellen Handlung mitsamt Klischees vom bösen Schuldirektor und gutem Lehrer mit „unkonventionellen“ Methoden, überzeugten der feine Witz, die märchenhafte Atmosphäre und die ansprechende Musik. Mit sieben Millionen Zuschauern führte „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ die französische Kinoliste des Jahres 2004 an. Darüber hinaus wurde Barratiers Film für den Oscar als „Bester nicht-englischsprachiger Film“ nominiert.

Für seinen zweiten Spielfilm „Paris, Paris – Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück“ („Faubourg 36“), für den Barratier erneut das Drehbuch mitverfasst und Regie geführt hat, verpflichtete er seinen Hauptdarsteller Gérard Jugnot sowie den Nebendarsteller Kad Merad und Monsieur Mathieus „Lieblingsschüler“ Maxence Perrin aus seinem Erfolgsdebüt. War die Handlung von „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ im Jahre 1949 angesiedelt, so spielt „Paris, Paris“ hauptsächlich in der Mitte der dreißiger Jahre.

„Der sieht gar nicht wie ein Mörder aus“, meint ein Polizist im Polizeirevier, nachdem die Kamera eine Großaufnahme des Bühnenarbeiters Pigoil (Gérard Jugnot) gezeigt hat. Es ist Sommer 1936 im Pariser Arbeiterviertel Faubourg, als ein Inspektor das Verhör des betont harmlos dreinblickenden Pigoil beginnt. Bis auf einen Epilog im Jahre 1945 bildet Pigoils Erzählung als Rückblende die Handlung von „Paris, Paris“.

Diese setzt am Silvesterabend 1935 ein, als der Direktor des Musiktheaters „Chansonia“, bei dem Pigoil arbeitet, dem Immobilienhai und „Paten“ des Faubourg-Viertels Galapiat das Haus übertragen muss, weil er seine Schulden nicht bezahlen kann. Der Theaterdirektor erschießt sich um Mitternacht und überlässt das Schicksal seiner Arbeiter und Angestellten dem schmierigen Geschäftsmann, der das Theater schließt und die Belegschaft auf die Straße setzt.

Die Arbeiter geben jedoch nicht auf. Im Frühjahr rufen der Beleuchter Milou (Clovis Cornillac) und der Verantwortliche für die Verpflegung Jacky (Kad Merad) die Belegschaft zusammen. Ihr Ziel: Das Musiktheater zurückzukaufen und es in eigener Regie zu betreiben. Als neuen Direktor haben sie Pigoil auserkoren, den sie aber zunächst überzeugen müssen. Denn der ehemalige Bühnenarbeiter ersäuft seinen Kummer im Wein, nachdem ihn seine Frau verlassen und ihm das Jugendamt das Sorgerecht für seinen Sohn Jojo (Maxence Perrin) entzogen hat. Da aber die einzige Möglichkeit, Jojo wiederzubekommen, in einer geregelten Arbeit liegt, sagt er seinen Freunden zu.

Weil sie jedoch über kein großes Budget verfügen, müssen sie selbst das Programm bestreiten, so etwa Jacky mit erbärmlichen Imitationen von Flugzeug, Ente und Frosch. Das Publikum ist gar nicht amüsiert und fordert die junge, attraktive Douce (Nora Arnezeder), die wegen ihrer hübschen Beine als Ansagerin verpflichtet wurde, zum Singen auf. Und siehe da: Sie reißt mit ihrem Gesang das Publikum mit.

Der Erfolg ist jedoch nicht von Dauer, weil Douce ein einträgliches Angebot von einem Produzenten erhalten hat, der sie ganz groß herausbringen möchte. Als dem „Chansonia“ erneut die Schließung droht, tritt ein geheimnisvoller „Monsieur Radio“ (Pierre Richard) auf den Plan, der früher Musik komponiert, aber sein Haus seit zwei Jahrzehnten nicht mehr verlassen hat. Er bittet Douce darum, zu bleiben und die Hauptrolle in der Musikalrevue „Faubourg 36“ zu übernehmen.

Dieser beinah ausufernde, teilweise episodenhafte Hauptstrang von „Paris, Paris“ wird noch mit einer Reihe Handlungsnebenstränge angereichert: Neben der Kampf Pigoils um das Sorgerecht für seine Sohn Jojo gehört dazu insbesondere die Liebesgeschichte zwischen Milou und Douce, um deren Gunst auch der „Pate“ Galapiat buhlt. Aber dazu gesellen sich noch die Kämpfe zwischen Sozialisten und Faschisten, die im „Volksfront“-Jahr 1936 die politisch-historische Folie bilden, sowie eine Geschichte von Verrat und Wiedergutmachung.

Trotz aller dramatischen Konflikte überwiegt in Barratiers Film das märchenhafte Moment. Dafür taucht Kameramann Tom Stern, der die letzten Clint Eastwood-Filme sowie Susanne Biers „Things We Lost in the Fire“ fotografierte, die Bilder in warme, bunte Farben, die zu den warmherzigen Menschen korrespondieren. Mit den teilweise unwirklichen Farben harmoniert ein Produktionsdesign, das vollständig im Studio entstanden ist – was freilich dem filmischen Stil der dreißiger Jahre entspricht, und somit die verfilmte Zeit visuell stimmig erstehen lässt.

Zur heiteren Stimmung passt natürlich insbesondere auch die beschwingte Revue-Musik, die das Herzstück von „Paris, Paris – Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück“ ausmacht.
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