TINTENHERZ | Inkheart
Filmische Qualität:   
Regie: Iain Softley
Darsteller: Brendan Fraser, Eliza Hope Bennett, Paul Bettany, Helen Mirren, Jim Broadbent, Andy Serkis
Land, Jahr: Deutschland / Großbritannien / USA 2007
Laufzeit: 106 Minuten
Genre: Literatur-Verfilmungen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2008
Auf DVD: 4/2009


José García
Foto: Warner Bros.

Mit ihrer „Tintenwelt“-Trilogie, die im Herbst 2007 abgeschlossen wurde, gelang Cornelia Funke ein großer internationaler Erfolg. Die Vorbereitungen für die Verfilmung des ersten, 2003 erschienenen Trilogie-Romans „Tintenherz“, begannen jedoch bereits, ehe die deutsche Autorin „Tintenblut“ und „Tintentod“ veröffentlicht hatte. Als Co-Produzentin des in Hollywood produzierten Filmes überwachte Cornelia Funke selbst das gesamte Filmprojekt.

Im Mittelpunkt von „Tintenherz“ („Inkheart“) steht Mortimer Folchart, genannt Mo (Brendan Fraser), der sich mit seiner 12-jährigen Tochter Meggie (Eliza Hope Bennett) auf die Suche nach einem Buch namens „Tintenherz“ macht. Der Grund: Neun Jahre zuvor hatte Mo von seiner besonderen Gabe erfahren. Als „Zauberzunge“ ist er in der Lage, durch lautes Vorlesen Figuren aus einem Buch „herauszulesen“. Im Gegenzug verschwindet allerdings jeweils eine Person aus der realen Welt im Buch. Auf diese Weise wanderte Mos Frau Resa (Sienna Guillory) in die Welt von „Tintenherz“ ab, als der Buchbinder, der sich selbst als „Bücherarzt“ bezeichnet, seiner kleinen Tochter aus diesem Buch vorlas. Nun hofft er, eines der letzten erhaltenen Exemplare von „Tintenherz“ zu finden, um Resa aus der Fantasy-Geschichte herauszulesen.

Auf der Suche befindet sich freilich auch Staubfinger (Paul Bettany), den Mo an jenem ereignisvollen Abend aus der Welt von „Tintenherz“ in die Wirklichkeit überführte. Wie Mo sehnt sich auch Staubfinger nach seiner Familie. Dafür braucht er jedoch Mos Hilfe, der ihn wieder darin „hineinlesen“ soll. Nach Zauberzunge fahndet indes auch der ebenfalls der „Tintenherz“-Welt entsprungene Bösewicht Capricorn (Andy Serkis), der sich in seinem Schloss überaus wohl fühlt. Der Vorleser mit der seltenen Gabe soll ihm die Schätze aus dem Buch herbeischaffen. Deshalb kidnappt er Mo, Meggie und deren Großtante Elinor (Helen Mirren).

Einen besonderen Höhepunkt in Roman und Film stellt die Begegnung mit „Tintenherz“-Autor Fenoglio (Jim Broadbent) dar, ist er doch natürlich ein Alter Ego von Cornelia Funke. „Genauso habe ich mir dich vorgestellt“, versichert der Film-Fenoglio Staubfinger, als er ihm zum ersten Mal begegnet.

Ähnlich positiv äußert sich Cornelia Funke über die Filmadaption von Regisseur Iain Softley im Interview mit dem Autor: „Mir selbst gefällt das Ergebnis sehr gut“, versichert sie. Dem Vorwurf, die Verfilmung zumal eines fantastischen Romans schränke stets durch die Interpretation des Regisseurs die Vorstellung des Lesers ein, begegnet die Autorin ebenso entschieden: „Zuerst mal – es wird doch niemand gezwungen, ins Kino zu gehen und sich die Interpretation anzusehen! Warum also Vorwurf? Ich freue mich grundsätzlich über jede Interpretation meiner Geschichte, ob auf der Leinwand, im Theater, im Hörbuch oder auf den Bildern, die mir Kinder schicken, denn all das lässt mich diese Geschichte durch die Augen anderer sehen und oft Dinge entdecken, die ich selbst gar nicht bemerkt hatte. Ich kann gut verstehen, wenn jemand das Buch bevorzugt und sich den Film lieber nicht ansieht, ich selbst sehe mir nicht jede Verfilmung meiner Lieblingsbücher an. Aber wenn ich es tue – wie bei ‚Harry Potter’ oder dem ‚Herrn der Ringe’ – hat das nie dazu geführt, dass ich meine eigenen Bilder verloren habe. Ich habe nur neue dazu gewonnen.“

Bei der Umsetzung von „Tintenherz“ begegneten Drehbuchautor David Lindsay-Abaire und Regisseur Iain Softley denn auch ähnlichen Schwierigkeiten wie bei der Filmadaption der Harry Potter- oder Der Herr der Ringe-Bücher: Ein mehr als 570 Seiten starkes Buch auf Spielfilmlänge zu verkürzen, ohne dass die Atmosphäre des Buches darunter leidet.

Obwohl zuweilen die Action überhand nimmt, trumpft Softleys „Tintenherz“ nicht mit übermäßigen Spezialeffekten auf. Die sich in der Wirklichkeit abspielende Geschichte gestalten die Filmemacher im Gegensatz zur bunten, zuweilen gewollt kitschigen „Tintenherz“-Welt mit einem gewissen Realismus, so dass die Schauspieler ihre Figuren mit Leben füllen können. Neben Paul Bettany als Staubfinger brillieren insbesondere die britischen Darsteller Helen Mirren und Jim Broadbent, die in den Film eine Prise trockenen Humors einfließen lassen. Brendan Fraser war wiederum von Anfang an die erste Wahl Cornelia Funkens, die ihm bereits das Buch gewidmet hatte.

In den Film haben der Regisseur und der Drehbuchautor insbesondere auch den „roten Faden“ des Romans hinübergerettet, der laut Cornelia Funke „die Liebe zwischen Vater und Tochter“ ist. Im erwähnten Interview ergänzt sie: „Um die Liebe geht es wohl generell sehr viel. Aber das Erzählen an sich und unser Spiel mit der Vorstellung ist natürlich auch ein Hauptthema, das mir als Geschichtenerzählerin sehr, sehr viel Spaß gemacht hat.“ Dieses Spiel mit der Fantasie bleibt trotz eines mitunter hohen Actiontempos auch im Film gewahrt.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren