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José García Foto: MaXXimum ![]() Die in Dänemark lebende 17-jährige Türkin Aicha (Semra Turan) will unbedingt Kung Fu-Meisterin werden. Dafür schreibt sie sich in eine professionelle Kung Fu-Schule ein. Nach einigem Zögern nimmt sie Meister Sifu (Xian Gao) denn auch ins Wettbewerbsteam auf. Um das nötige Wettkampfniveau zu erreichen, soll sie von Emil (Cyron Bjørn Melville) unterstützt werden. Diesen Schritt hat Aicha jedoch gegen den Willen ihrer Eltern getan, die vor allem deshalb gegen eine solche Ausbildung sind, weil Aicha dafür zusammen mit jungen Männern trainieren muss. Die Eltern achten vor allem darauf, dass sie in der Schule gute Noten bekommt, damit sie wie ihr Bruder Ali (Nima Nabipour) Medizin studieren kann. Eine gewisse Zeit, in der sich Aicha und Emil nicht nur auf der Kampfmatte immer näher kommen, läuft es mit dem heimlichen Training auch reibungslos. Als eines Tages Omar in Aichas Gruppe wechselt, kommt es allerdings zu ersten Reibereien. Denn er zeigt kein Verständnis für eine muslimische junge Frau, die in einer gemischten Gruppe Sport treibt. Die eigentliche Katastrophe ereignet sich bald darauf auf der Verlobungsfeier von Aichas Bruder Ali, bei der Omar als bester Freund des Bruders der Braut ebenfalls auftaucht. Als Omars Aichas Doppelleben offen legt, steht sie als Schuldige da, die über ihre Familie Schande gebracht hat. Alles läuft offensichtlich auf eine Entscheidung hinaus, die Aicha treffen muss. Zur Authentizität der Kämpfe trägt der Umstand bei, dass Aicha-Darstellerin Semra Turan eigentlich keine Schauspielerin ist, sondern von der dänischen Regisseurin Natasha Arthy bei einem Kung Fu-Kampf entdeckt wurde. Die Choreographie der Kampfszenen übernahm Xian Gao, der bereits in Ang Lees Tiger und Dragon (2000) eine de Hauptrollen spielte. Diese Szenen mit ihrer aus asiatischen Filmen bekannten, eigenwilligen Verbindung von Zeitlupe und Zeitraffer werden im Rhythmus einer jugendgerechten Musik geschnitten, die ihren dramatischen Charakter unterstreicht. Lediglich die in die Handlung eingefügten, traumähnlichen Kampfszenen lenken mehr von der Geschichte ab, als dass sie die Aussage des Filmes untermauern würden. Der Martial Arts-Kampf stellt sich deutlich als Metapher für den inneren Konflikt zwischen der türkischen und der dänischen Kultur, zwischen den Erwartungen ihrer Familie und dem eigenen Lebensentwurf heraus, in dem sich Aicha befindet. In der Verknüpfung der Kung Fu-Szenen mit den inneren Kämpfen liegt mithin eine gelungene Verbindung von Form und Inhalt von Fightgirl Ayşe. Andererseits umgeht das von Regisseurin Natasha Arthy selbst verfasste Drehbuch die Klischees, die in Filmen mit Migrations-Hintergrund allzu häufig zu finden sind, und demnach Kinder aus Migrantenfamilien durch enge kulturelle Traditionen in ihrem Wunsch nach einem westlich orientierten Leben gehindert werden. Zwar setzt sich Aicha über die Familienregeln hinweg. Andererseits ist aber der jungen Frau immer wieder anzumerken, dass ihr die Anerkennung seitens ihres Vaters, das Verständnis der Familie wichtig ist. Der mit ausgezeichneten Kamerabewegungen gedrehte und insbesondere aufwändig geschnittene Spielfilm besticht nicht nur formal, sondern auch inhaltlich wegen seiner Vielschichtigkeit. Denn einerseits geißelt der Film die Rückständigkeit von Aichas Familie, die sich im allgemeinen in der Blindheit des strengen Familienoberhauptes für die Leistungen seiner Tochter und im besonderen in der angestrebten Zwangsverheiratung Aichas äußert. Das Bild, das Fightgirl Ayşe andererseits von der westlichen Jugend etwa durch sich betrinkende junge Frauen wiedergibt, lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass zu den unmodernen Ideen von Aichas Familie das Lebensgefühl einer dekadenten europäischen Jugend keine adäquate Alternative bietet. |
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