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José GarcÃa Foto: Sony Im Kino spielt die Architektur vorwiegend im Science-Fiction-Genre eine entscheidende Rolle. Nicht bloà als Kulisse, sondern auch als die Filmatmosphäre prägendes Element. Eine ähnliche mitgestaltende Funktion übernimmt die Architektur nun im Tom Tykwers Spielfilm âThe Internationalâ, der den Berlinale-Wettbewerb 2009 eröffnete. Die Ãsthetik von âThe Internationalâ zeichnet sich durch riesige gläserne Flächen und Volumina aus, die für die Gebäude moderner Banken so typisch geworden sind. In diesen Zentren der Macht, so die eindeutige visuelle These des Films, steht indes das Glas nicht für Transparenz. Ganz im Gegenteil: In âThe Internationalâ gewähren die meist menschenleeren Hallen aus Glas und Stahl keinen Einblick ins Innere. In den von Kameramann Frank Griebe eindrucksvoll fotografierten modernen Glaspalästen wirkt der Einzelne besonders klein. Darin drückt sich die Botschaft des Films visuell aus. Der Einzelne heiÃt in diesem Thriller Louis Salinger (Clive Owen). Mit einer GroÃaufnahme des Interpol-Agents beginnt denn auch âThe Internationalâ: Agent Salinger beobachtet aus sicherer Entfernung das Auto, in dem sich vor dem Berliner Hauptbahnhof zwei Männer unterhalten. Offensichtlich handelt es sich um einen Agenten und einen Informanten. Der Geheimpolizist steigt aus dem Auto, macht ein paar Schritte, und bricht zusammen. Salinger läuft zu ihm über die StraÃe, wird aber angefahren, und verliert das Bewusstsein. Als er in einem Berliner Krankenhaus wieder zu sich kommt, erfährt Salinger, dass auch der Informant ums Leben gekommen ist, angeblich bei einem Verkehrsunfall. Mit Hilfe der New Yorker Staatsanwältin Eleanor Whitman (Naomi Watts) verfolgt der Interpol-Agent die Spur, um den Tod seines Partners aufzuklären. Diese führt zur Luxemburger International Bank of Business and Credit (IBBC), kurz âThe Internationalâ genannt. Die direkte Konfrontation in der scheinbar gläsernen Bank zeigt nur die Machtlosigkeit des Aufrechten gegen die Mächtigen. Salinger und Whitman nehmen deshalb die Verfolgung eines Auftragskillers über Mailand und New York bis nach Istanbul auf. Nach einem Drehbuch von Eric Singer inszeniert Tom Tykwer einen klassischen Thriller. Dabei orientiert sich der deutsche Regisseur in seinem Hollywood-Debüt an den groÃen amerikanischen Vorbildern aus der Glanzzeit des Genres. In einem Interview mit der âBerliner Zeitungâ führt Tykwer dazu aus: âUnser Film ist auch eine Reminiszenz an die klassischen Polit-Thriller aus den Siebzigerjahren, wo die Idee eines geheimen Systems innerhalb der offiziellen Dienste sehr verbreitet war. Das ist schon immer eine populäre These, dass es interne, vom Staat unabhängige Strukturen gibt, die sich verselbstständigen, die von niemandem mehr kontrolliert werden und ihre ganz eigenen, oft sehr schmutzigen Machtinteressen verfolgen.â Erinnert das Ermittlergespann Salinger-Whitman an die von Dustin Hoffmann und Robert Redford verkörperten Journalisten in Alan Pakulas âDie Unbestechlichenâ (âAll the President's Menâ, 1976), so erfährt das Genre in âThe Internationalâ insofern eine Modernisierung, als in Tykwers Film im Gegensatz etwa zum ebenfalls von Tykwer als Vorbild erwähnten âDie drei Tage des Condorâ (Sydney Pollack, 1975) die Schurken keine diffusen Geheimdienst-Hintermänner sind. Nun sind die âBösenâ die global operierenden Banken, die aus einem kaum durchschaubaren Geflecht wirtschaftlicher Interessen Nutzen ziehen. So ist âThe Internationalâ in Waffengeschäfte verwickelt. Sie liefert Waffen nach Afrika, um die politischen Konflikte zu kontrollieren. Worauf es jedoch ankommt, erklärt in einer aufschlussreichen Szene der italienische Waffenproduzent Calvini den beiden Ermittlern: Das Entscheidende seien die Schulden, die mit Waffengewalt an die Macht gekommene Regierungen bei der Bank machen. Im Gegensatz zu den amerikanischen Paranoia-Filmen aus den Siebzigern haben in âThe Internationalâ die Oberschurken ein Gesicht. Der Chef der IBBC, Jonas Skarssen (Ulrich Thomsen), erhält sogar menschliche Züge, etwa wenn er mit seinem Sohn am Computer spielt. Sein Berater, der ehemalige Stasi-Offizier Wilhelm Wexler (Armin Mueller-Stahl), wird sogar mit einer Dosis schwermütiger Resignation gezeichnet. Anders als etwa die James Bond- oder Bourne-Filme kommt es dem deutschen Regisseur nicht auf schnell geschnittene Action an, obwohl die viertelstündige SchieÃerei im (nachgebauten) New Yorker Guggenheim-Museum gewiss einen Höhepunkt in der Handlung markiert. Unterstützt von Tykwers eigener Musik und den teils in 70mm gedrehten Panorama-Bildern führt âThe Internationalâ eher zu einer Reflexion über sein Sujet: Die Bedrohung durch undurchsichtige und deshalb unheimlich wirkende Machtsysteme, denen der Einzelne ausgeliefert ist. |
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