HEXE LILLI – DER DRACHE UND DAS MAGISCHE BUCH | Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch
Filmische Qualität:   
Regie: Stefan Ruzowitzky
Darsteller: Alina Freund, Sami Herzog, Anja Kling, Pilar Bardem, Michael Mittermeier (Stimme von Hektor), Ingo Naujoks
Land, Jahr: Deutschland 2008
Laufzeit: 89 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 2/2009
Auf DVD: 11/2009


José García
Foto: Buena Vista International

Unter den deutschen Kinderfilmen ragen immer wieder Filmadaptionen von bekannten Kinderbüchern heraus, so etwa „Das Sams“, „Bibi Blocksberg“ oder zuletzt „Lippels Traum“, der den „Kplus“-Wettbewerb der diesjährigen Berlinale eröffnete.

Nun erblickt das Licht der großen Leinwand eine weitere Figur, die sich auf dem Kinderbuchmarkt etabliert hat, wurden von den „Hexe Lilli“-Büchern des erfolgreichen Autors Knister (eigentlich Ludger Jochmann) doch bereits weltweit mehr als zehn Millionen Exemplare verkauft.

Bei der Realverfilmung führt Regie der österreichische Filmemacher Stefan Ruzowitzky, der für seinen letzten Spielfilm „Die Fälscher“ mit dem Oscar 2008 für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet wurde. Ruzowitzky selbst verfasste auch auf der Grundlage der Bücher von Knister das Drehbuch zu „Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch“.

Der Film erzählt die Vorgeschichte zu den „Hexe Lilli“-Büchern: Die gute Hexe Surulunda (Pilar Bardem) beschützt seit Jahrhunderten das Hexenbuch gegen die Nachstellungen des bösen Zauberers Hieronymus (Ingo Naujoks). Nachdem sie gerade noch einen weiteren Angriff des trickreichen Hexers abgewendet hat, erkennt Surulunda, dass sie unbedingt eine Nachfolgerin finden muss.

Auf die Suche nach einer würdigen Hüterin des Hexenbuchs schickt Surulunda ihren kleinen, verfressenen und deshalb fluguntauglichen Drachen Hektor (Stimme: Michael Mittermeier) zusammen mit dem Hexenbuch. Hektor landet bei der 10-jährigen rothaarigen Lilli (Alina Freund), die mit großer Begeisterung feststellt, dass sie mit Hilfe des Hexenbuchs wirklich hexen kann. Wobei sie natürlich zunächst lernen muss, dass sie sich dieser Fähigkeit nicht dazu bedienen soll, Späße zu machen. Hektor erklärt dem Mädchen, dass sie mit solchen Spielchen wohl kaum die neunzig Stunden lange Probezeit bestehen wird, der sie sich zunächst unterziehen muss.

Besonders schwierig wird es für Lilli, als Hieronymus mit seinem in einen Mops verwandelten Gehilfen Serafim (Stimme: Erwin Steinhauer) aufkreuzt. Der böse Zauberer schafft es, das Hexenbuch in seinen Besitz zu bekommen, um mit seiner Hilfe eine Weltbeherrschungsmaschine zu bauen. Zusammen mit ihrem kleinen Bruder Leon und ihren Freunden Jonas und Mona macht sich Lilli auf, um das gestohlene Buch zurückzuerobern.

Mit seinen satten Farben und seiner beschwingten Musik steht „Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch“ in der Tradition etwa von „Das Sams“ oder „Bibi Blocksberg“. Eine besondere Attraktion stellt der im Computer generierte Drache Hektor dar, der sich bestens in den Film einfügt. Der knuddelige Flugdrache, der wegen seiner Gefräßigkeit gar nicht fliegen kann, obwohl er es immer wieder versucht, sorgt immer wieder für Lacher. Michael Mittermeiers Stimme trägt dazu erheblich bei.

Ähnlich Detlev Bucks „Hände weg von Mississippi“ zeichnet „Hexe Lilli“ den Bösewicht als ziemlich trottelig, wodurch er gegen das 10-jährige Mädchen den Kürzeren zieht. Dass sich das Böse eher lächerlich als gruselig herausstellt, macht „Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch“ zu einem kindgerechten Film. Dazu führt die Filmbewertungsstelle Wiesbaden bei der Verleihung des Prädikats „besonders wertvoll“ aus: „Er überfordert Kinder nicht und nimmt auch Erwachsene durch kurzweiliges Spiel mit. Die einfallsreich gestalteten Zaubereien im Kinder- und Klassenzimmer sind besonders gelungen und hervorzuheben. Eine klare Gut-Böse-Zeichnung ist bei allen Charakteren deutlich zu erkennen. Überzeichnungen, wie die des Hieronymus, erleichtern dabei die Orientierung für die Zielgruppe der Kinder.“

Diese kindgerechte Inszenierung behält Regisseur Ruzowitzky auch in den Szenen bei, die eine Welt nach Maß des bösen Zauberers zeigen: Der Möchtegern-Weltbeherrscher Hieronymus schafft es zwischenzeitlich, große Teile der Menschheit zu hypnotisieren. Dadurch wird die Welt grau in grau, was sich in der grauen Kleidung der Erwachsenen niederschlägt. Was für die kindlichen Zuschauer besonders erschreckend wirkt: In einer solchen Welt dürfen Kinder nicht mehr spielen. Sie werden zu Arbeitskräften degradiert. Dadurch übt „Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch“ ebenfalls kindgerecht leise Kritik an der Leistungsgesellschaft.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren