REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE, DIE | Journey to the Center of the Earth
Filmische Qualität:   
Regie: Eric Brevig
Darsteller: Brendan Fraser, Josh Hutcherson, Anita Briem, Seth Meyers, Jean-Michel Paré
Land, Jahr: USA 2008
Laufzeit: 92 Minuten
Genre: Action/Western
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 3/2009
Auf DVD: 7/2009


José García
Foto: Warner Bros.

Jules Verne (1828-1905) gilt als einer der Erfinder des Science-Fiction-Genres. Auf seine Zukunftsvisionen griffen bereits die Urväter des Kinos zurück, so etwa Georges Méliès (1861-1938) für seinen bekanntesten Film, den 16-minütigen „Die Reise zum Mond“ („Le Voyage dans la Lune“, 1902), der als ein Meilenstein des „frühen Kinos“ angesehen wird. „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ wurde im Jahre 1959 von Henry Levin mit James Mason in der Hauptrolle verfilmt. Der Film verwendete die Cinemascope-Technik, um die fantastische unterirdische Welt auf der großen Leinwand zur Geltung zu bringen.

Bei der Neuverfilmung von Jules Vernes „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ wurde nun die dreidimensionale 3D-Technik durchgängig angewandt. Es war deshalb nicht abwegig, dass ein Spezialist für visuelle Effekte beim ersten in 3D komplett gedrehten Real-Spielfilm Regie führte. So liefert Eric Brevig mit Vernes Neuadaption „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ sein Spielfilmdebüt.

Um es vorwegzunehmen: Dem Film sieht man in jedem Augenblick an, dass es um die visuellen Effekte, vor allem um die 3D-Effekte geht. Einige Spielereien haben ohnehin nur Sinn, wenn sie in dreidimensionaler Projektion gezeigt werden. Solche Effekte werden jedoch zwangsläufig in den Kinos auf der Strecke bleiben, die nicht über die entsprechende Technik verfügen, sondern Eric Brevigs Film in konventionellem Verfahren spielen müssen.

Dabei kann dem Ansatz des Drehbuches von Michael Weiss, Jennifer Flackert & Mark Levin gar nicht Originalität abgesprochen werden. Denn die Autoren haben den Romanstoff insofern modernisiert, als der Film in der Gegenwart angesiedelt, und Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ als Referenz, als eine Art zweite Zeitebene oder sogar – wenn dies für einen reinen Unterhaltungsfilm nicht zu hochgestochen klingen würde –als Reflexionsebene eingeführt wird.

Deshalb heißt die Hauptfigur nicht wie im Roman Otto Lidenbrock (in der Verfilmung von 1959 in Oliver Lindenbrook umbenannt), sondern Trevor Anderson (Brendan Fraser). Anderson lebt auch nicht im 19., sondern im 21. Jahrhundert, lehrt aber wie Professor Lidenbrock Geologie. Im Rahmen eines Forschungsprojektes arbeitete er mit seinem Bruder Max zusammen, ehe dieser während einer Expedition in Island verschwand.

Wie im Roman steht dem Professor auch sein Neffe zur Seite. Nur dass in der Neuverfilmung Max’ Sohn Sean (Josh Hutcherson) ein Halbwüchsiger ist, der eher unfreiwillig eine Woche bei seinem Onkel verbringen muss. In einer alten Kiste entdecken Onkel und Neffe ein Exemplar von JulesVernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ mit Randbemerkungen von Max. Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass Max Otto Lidenbrock nicht für eine Erfindung Vernes, sondern für einen Wissenschaftler hielt, dessen Expeditionsbericht von Verne verarbeitet wurde.

Sie machen sich nach Island auf, um Max’ Spur zu verfolgen. Trevor ist davon überzeugt, dass der Mittelpunkt der Erde über einen isländischen Vulkan erreicht werden kann. Unterwegs in Island lernen sie in einer Berghütte die junge Bergführerin Hannah (Anita Briem) kennen, deren Vater ebenfalls von der Richtigkeit von Vernes Beschreibungen überzeugt war. Unter ihrer Führung nehmen sie die Besteigung des Snaeffels-Vulkans in Angriff. So gelangen sie in die von Jules Verne beschriebene fantastische Welt mit riesigen Pilzen, fleischfressenden Pflanzen und (auf der Erdoberfläche) längst ausgestorben Tieren. Weil der Vulkan auszubrechen droht, müssen sie unbedingt einen Weg nach oben finden.

Regisseur Eric Brevig konzentriert sich ausschließlich auf die Action, so dass sich der Film von einem kurzfristigen Effekt zum nächsten vorarbeitet. Was nicht bedeutet, dass er keine Schauwerte zu bieten hätte: Es gibt schöne Landschaften samt kitschigem Sonnenuntergang und auch schöne Tiere, insbesondere die „Lichtvögel“ zu bewundern. Obwohl es bei der Neuverfilmung der „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ keine Langeweile vorkommt, bleibt ein schaler Nachgeschmack. Denn jeder Vergleich etwa mit den Animationsfilmen von Pixar legt die Schwächen von Brevigs Film offen: Schauwerte, visuelle Effekte fesseln letztlich nur, wenn das zugrundeliegende Drehbuch interessante Figuren, witzige Dialoge und Charakterentwicklung einschließt. Auch das Drehbuch zu Eric Brevigs „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ lässt solche Möglichkeiten erkennen. Nur wurden sie von der an der reinen Oberfläche haftenden Regie verschenkt.
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