DESPEREAUX – DER KLEINE MÄUSEHELD | The Tale of Despereaux
Filmische Qualität:   
Regie: Sam Fell, Robert Stevenhagen
Darsteller: (dt. Stimmen): Uwe Büschken, Uli Krohm, Maria Koschny, Almut Zydra, Alex Malzacher
Land, Jahr: Großbritannien / USA 2008
Laufzeit: 94 Minuten
Genre: Animation
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 3/2009
Auf DVD: 7/2009


José García
Foto: Universal

Eine Feinschmecker-Ratte steht am Anfang des Animationsfilms „Despereaux – Der Kleine Mäuseheld“, der auf dem in den Vereinigten Staaten sehr erfolgreichen, in Deutschland mit dem Luchs 205, dem Kinderbuchpreis der „Zeit“ und Radio Bremen, ausgezeichneten Kinderbuch von Kate DiCamillo „Despereaux: Von einem, der auszog das Fürchten zu verlernen“ (2003) basiert, weshalb nicht unfreiwillige Assoziationen an den vorletzten Pixar-Film „Ratatouille“ (siehe Filmarchiv) wach werden.

Die Gourmet-Ratte heißt Roscuro. Die Schiffsratte erliegt dem wunderbaren Duft der Meistersuppe, die am höchsten Feiertag im mittelalterlich anmutenden Königreich Dor, dem „Tag der Suppe“, zubereitet wird. Roscuros feines Gespür für Suppen setzt eine Tragödie in Gang. Denn die Ratte fällt ausgerechnet in die Terrine der Königin, die den Schock nicht überlebt. Der in eine tiefe Depression gefallene König verbietet ab sofort jede Art Suppe und verbannt die Ratten aus seinem Reich. Das Wetter folgt dem gramgebeugten Gemüt des Königs und wird trüb und grau. Die junge Prinzessin Pea verfällt ebenfalls in Schwermut.

Dies ist allerdings erst die Vorgeschichte in „Despereaux – Der Kleine Mäuseheld“. Denn erst jetzt betritt die Szene der titelgebende Mäuserich Despereaux Tilling, der in der von der Rattenwelt getrennten Mäusewelt zur Welt kommt. Weil der kleine Desperaux von seiner Geburt an keine Furcht kennt, wird er von der Mäusewelt verbannt. So lernt der kleine Mäuserich mit den allzu großen Ohren die Schlossbibliothek kennen. Weil er die Bücher im Gegensatz zu seinen Artgenossen nicht anknabbert, sondern liest, wird auch er bald von den Ritteridealen ganz erfüllt, die in den schönen Büchern besungen werden. Desperaux nimmt sich als ritterliche Aufgabe vor, der schönen Prinzessin zu helfen und dem Königreich seine einstige Freude wiederzugeben.

Die durchaus komplizierte Handlung, zu der etwa auch ein weiterer Handlungsstrang in der Person einer Dienstmagd Mig gehört, die selbst Prinzessin werden möchte, wird hauptsächlich im klassischen zweidimensionalen Zeichentrickfilm mit verhältnismäßig einfacher Landschaftszeichnung umgesetzt. Lediglich in einzelnen Szenen werden die Möglichkeiten der dreidimensionalen, im Computer erzeugten Animation ausgeschöpft.

Stilistisch setzt der Film Akzente in der Unterscheidung zwischen den drei Parallelwelten: In der Menschenwelt prägen die Anmutung sonnendurchflutete Räume, die allerdings von der allgemeinen trüben Stimmung erfasst werden. Die Ratten-Unterwelt ist das Reich der Finsternis, der freilich Roscuro entkommen möchte. Dazwischen, in den Nischen des Schlosses, liegt die Mäusewelt.

Wie im Animationsfilm üblich, zitiert „Despereaux“ nicht nur den anfangs erwähnten „Ratatouille“, sondern auch Science-Fiction-Filme (etwa in der „Rattenzirkus“-Sequenz) oder die Filmmusik von „Star Wars“. Besonders interessant nimmt sich der aus Suppengemüse bestehende Koch-Geist Boldo, der an Arcimboldos „Vertumnus“ (1591) erinnert. Wie das berühmte Gemälde des italienischen Meisters fügen sich bei Boldo unterschiedliche Gemüsesorten zu einem Porträt zusammen. Obwohl diese Figur bald von der Leinwand verschwindet, behält sie ihren Einfluss: Gab Arcimboldos Symbolbild den Surrealisten des 20 Jahrhunderts Anregungen, so erscheint die Rattenwelt mit deutlichen surrealen Akzenten.

Dass die schöne Zeichnung und die sympathischen Figuren nicht immer in überzeugende Animation umgesetzt wird, dass das Hin- und Herspringen zwischen den verschiedenen Welten und Handlungssträngen manchmal verwirrt, tut der schönen Botschaft indes keinen Abbruch.

Zur Buchvorlage führte Siggi Seuss in der „Süddeutschen Zeitung“ aus:„Kate DiCamillo nutzt den Zauber des Märchens und der Parabel für die vornehmste Aufgabe jeder Zeit: Menschen Licht in der Dunkelheit zu geben und damit nicht zuletzt sich selbst.“ Dieser Charakter bleibt auch im Animationsfilm gewahrt: Desperaux wird nicht nur von der Prinzessin, sondern auch vom Licht angezogen. Und als Held möchte er wiederum dem Königreich das verloren gegangene Licht wieder bringen.

„Despereaux – Der Kleine Mäuseheld“ ist trotz einiger Schwächen ein schönes und humorvolles Märchen über Liebe, Freundschaft, Vergebung und über Hoffnung.
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