DUPLICITY – GEMEINSAME GEHEIMSACHE | Duplicity
Filmische Qualität:   
Regie: Tony Gilroy
Darsteller: Julia Roberts, Clive Owen, Tom Wilkinson, Paul Giamatti, Billy Bob Thornton, Carrie Preston, Thomas McCarthy, Wayne Duvall, Rick Worthy, Ulrich Thomsen
Land, Jahr: USA 2009
Laufzeit: 125 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S
im Kino: 4/2009
Auf DVD: 9/2009


José García
Foto: Universal

In seinem Regiedebüt „Michael Clayton“ (siehe Filmarchiv) stellte Tony Gilroy unter Beweis, dass einem bekannten Genre durchaus neue Seiten abzugewinnen sind. In der Tradition der Gerichts- und Agentenfilme fügte Gilroy mit deutlichem Gespür für Spannung Mosaiksteinchen aus einem Verwirrspiel auf unterschiedlichen Zeitebenen zusammen. Regisseur Gilroy gelang der überaus diffizile Balanceakt, den Zuschauer weder zu langweilen noch zu überfordern. Das stimmige Ergebnis erhielt sieben Oscarnominierungen.

Für seinen zweiten Spielfilm „Duplicity – Gemeinsame Geheimsache“, der nun im regulären Kinoprogramm anläuft, zählte Drehbuchautor und Regisseur Tony Gilroy erneut auf das in „Michael Clayton“ bewährte Mitarbeiterteam: vom Kameramann Robert Elswit über den Produktionsdesigner Kevin Thompson und die Casting-Direktorin Ellen Chenoweth bis zum Cutter John Gilroy und dem Filmmusikkomponisten James Newton Howard. Über die sich daraus ergebende ähnliche Inszenierung hinaus handelt der zweite Film von Tony Gilroy wiederum von den Machenschaften der Großkonzerne.

Die CIA-Beamtin Claire Stenwick (Julia Roberts) und der britische MI6-Agent Ray Koval (Clive Owen) lernen sich in Dubai bei einem Empfang kennen. Nach einer den Hollywood-Gesetzen nach offenbar unvermeidlichen gemeinsamen Nacht wacht Ray ziemlich spät auf: Claire hatte ihm irgendetwas ins Glas gemischt, damit sie ihm irgendwelche Geheimdokumente stehlen konnte.

Eineinhalb Jahre später begegnen sich die beiden wieder einmal in New York. Nun arbeiten sie aber nicht mehr für staatliche Geheimdienste, sondern in der Industriespionage: Claire steht für die Firma Burkett & Randle unter Vertrag, deren Chef Howard Tully (Tom Wilkinson) die Entwicklung eines neuen Produktes mit Wunderwaffen-Qualitäten gerade firmenintern ankündigt. Diese Information besitzt wiederum einen unschätzbaren Wert für die Konkurrenzfirma Equokrom von Dick Garsik (Paul Giamatti). Diesem ist es gelungen, Claire als Spionin zu gewinnen, um Equokrom die heißersehnte Formel des geheimnisumwitterten Produktes zuzuschanzen. Als Kurier, dem sie den Umschlag mit der sensiblen Information übergeben soll, taucht ausgerechnet Ray auf. Der erfahrene Suspensefilm-Zuschauer ahnt, dass dies kein Zufall sein kann.

„Duplicity – Gemeinsame Geheimsache“ erzählt seine Handlung mit immer wieder neuen Wendungen mittels Rückblenden und Zeitsprünge. Zu Beginn gelingt dem Regisseur zwar eine vortreffliche Sequenz, als die beiden verfeindeten Firmenchefs in einer famosen Zeitlupe aufeinander losgehen. Bei der Wahl seiner filmischen Mittel schlägt jedoch Regisseur Gilroy über die Stränge. Das ständige Spiel mit unterschiedlichen Zeitebenen und der übermäßige Gebrauch von der Split-Screen machen die Handlung unnötigerweise unübersichtlich, was auf den Zuschauer ermüdend wirkt.

Die Verknüpfung der Agentenstory mit dem Geschlechterkampf zwischen Claire und Ray eröffnet allerdings eine neue Ebene im Film. Weil bei den ständigen Richtungsänderungen des Drehbuchs allzu leicht die Übersicht verloren geht, wer auf welcher Seite steht, stellt sich die Frage nach Vertrauen als Bestandteil der Liebe.

Leider sinkt im Laufe der immer neuen Winkelzüge das Interesse des Zuschauers für die Figuren. Gerade darin unterscheidet sich „Duplicity – Gemeinsame Geheimsache“ von Gilroys erster Regiearbeit „Michael Clayton“, der eine solide Charakterstudie seines Titelhelden bot. Zwar liefern sich Claire und Ray hervorragende Wortgefechte (Sie: „Wenn ich dir sagen würde, dass ich Dich liebe, würde das einen Unterschied machen?“ Er: „Wenn Du es mir sagen würdest, oder wenn ich Dir glauben würde?“). Die Verknüpfung des Industriespionage-Thrillers mit der romantischen Komödie ist Tony Gilroy jedoch nicht geglückt.

Trotz der eleganten Kameraführung von Robert Elswit und dem formschönen Produktionsdesign von Kevin Thompson, trotz der ansehnlichen schauspielerischen Leistung von Julia Roberts und Clive Owen, aber auch von Tom Wilkinson und Paul Giamatti, wirkt das Drehbuch einfach zu konstruiert. So bleibt nach der eher enttäuschenden Auflösung der Eindruck zurück, die vielschichtige Inszenierung sei letztlich nur ein Notbehelf, um eine nicht ganz stimmige Handlung zu kaschieren.
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