VERLOREN IM IRAK | Marooned in Iraq - Songs from My Motherland; Gamgashtei Dar Aragh
Filmische Qualität:   
Regie: Bahman Ghobadi
Darsteller: Shahab Ebrahimi, Alahmorad Rashtiani, Fa’eq Mohamadi, Iran Ghobadi
Land, Jahr: Iran 2002
Laufzeit: 97 Minuten
Genre: Zwischenmenschliche Beziehungen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: -


JOSÉ GARCÍA


Mit seinem ersten Langspielfilm „Die Zeit der trunkenen Pferde“, der beim Filmfestival Cannes 2000 die für ein Erstlingswerk zu vergebende „Camera d’Or“ gewann, machte Bahman Ghobadi auf das Schicksal des 20-Millionen-Kurdenvolks aufmerksam, das als Minderheit im Iran, der Türkei, dem Irak und Syrien lebt. „Die Zeit der trunkenen Pferde“ erzählte mit ausgeprägt dokumentarischem Charakter von kurdischen Kinder-Schmugglern im iranisch-irakischen Grenzgebiet.

Ein Wiedersehen mit den Schmugglern im Hochgebirge ermöglicht nun der zweite, mit der „Golden Plaque“ beim Chicago Filmfestival 2002 ausgezeichnete Spielfilm Ghobadis „Verloren im Irak“. Ihnen begegnet eine Gruppe iranisch-kurdischer Musiker auf ihrer Reise von den staubigen Landschaften des Irans in die schneebedeckten Berge des Nordiraks: Der alte Musiker Mirza, der unter Kurden einen fast mythischen Ruf genießt, hat sich mit seinen Söhnen Barat und Audeh auf den Weg gemacht, um seine vor 23 Jahren verschwundene Frau Hanareh zu suchen.

Wie bei etlichen iranischen Filmen dient der Plot lediglich als Rahmen, um ein Bild einer durch die Kriegshandlungen der letzten Wochen stärker in den Blick der Weltöffentlichkeit gerückte Region zu vermitteln. Auch in „Verloren im Irak“ geht es Regisseur Bahman Ghobadi darum, auf die Lage der Kurden hinzuweisen, wobei das bereits in dessen Regiedebüt zu beobachtende offensichtliche Bemühen um dokumentarische Strenge den Erzählfluss teilweise hemmt.

Mag die Stimmung nicht nur wegen der Musik, sondern auch wegen zahlreicher komischer und einiger romantischer Einlagen – als sich etwa Barat in die Stimme einer Frau verliebt, die er nur in Umrissen sehen kann – weniger düster als im Erstlingswerk Ghobadis sein, so begleitet dennoch das Knattern der Waffen und das Dröhnen der Flugzeuge Saddam Husseins auf weiten Strecken Mirzas Reise. Und die Folgen von Saddams Vernichtungskampagne gegen die irakischen Kurden werden nur allzu deutlich gezeigt: eine unüberschaubare Zahl Waisenkinder, überfüllte Flüchtlingslager, von Chemiewaffen entstellte oder tödlich verwundete Witwen. Mit „Verloren im Irak“ liefert Ghobadi abermals ein Plädoyer für eine selbstbestimmte Zukunft des kurdischen Volkes.

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