KLEINE VERBRECHEN | Mikro eglima
Filmische Qualität:   
Regie: Christos Georgiou
Darsteller: Aris Servetalis, Viki Papadopoulou, Antonis Katsaris, Panayiotis Benekos, Evgenia Dimitropoulou, Dimitris Drosos
Land, Jahr: Griechenland / Deutschland / Zypern 2008
Laufzeit: 85 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S, X -
im Kino: 6/2009
Auf DVD: 12/2009


José García
Foto: Neue Visionen

Eine idyllische griechische Insel, die vom Tourismus offensichtlich noch nicht entdeckt wurde. Die Dorfgemeinschaft lebt in beschaulichem Rhythmus, der lediglich von den Fernsehauftritten des berühmtesten Inselsprosses unterbrochen wird: Angeliki (Viki Papadopoulou) hat es in Athen zum Star des Frühstücksfernsehens gebracht. Die Inselbewohner verfolgen deren Karriere gebannt vor dem Fernseher. Für den Dorfpolizisten Leonidas (Aris Servetalis) gibt es in dieser Abgeschiedenheit nicht viel zu tun. Wenn er etwa einen Autofahrer rügt, der bei Rot über eine völlig überflüssige Ampel fährt, wird er denn auch nicht sonderlich ernst genommen. So hofft Leonidas auf eine Versetzung nach Athen, wo er endlich einmal gefordert werden könnte.

Um seine Ermittlerfähigkeiten unter Beweis zu stellen, braucht Leonidas jedoch die Insel nicht zu verlassen. Denn unvermittelt taucht mitten in der Idylle eine Leiche auf: Eines Morgens wird der dorfbekannte Säufer Zacharias (Antonis Katsaris) auf einem schmalen Strand vor der Steilküste tot aufgefunden. Als der junge Polizist den Tatort in Augenschein nimmt, macht ihn etwas stutzig: Zacharias’ Schuhe wurden fein säuberlich beiseite gestellt.

Nachdem Leonidas den Tatort nach allen Regeln der kriminalistischen Kunst gesichert und die Leiche zunächst einmal in einer Eistruhe eingefroren hat, macht er sich beherzt an die Ermittlungen. Der junge Detektiv befragt die Dorfbewohner, und erhält allerlei Versionen des Tathergangs vom Unfall über Selbstmord bis zu einem Mordanschlag. Am meisten überrascht es Leonidas allerdings, dass sich die Inselbewohner und sogar sein Vorgesetzter, der Insel-Polizeichef, für den Fall herzlich wenig interessieren – was ihn wiederum umso neugieriger macht.

Schützenhilfe bekommt Leonidas ausgerechnet von der schönen Angeliki, die plötzlich auf der Insel erscheint, und von Anfang an großes Interesse an Zacharias’ Tod bekundet. Der Polizist und die Fernsehmoderatorin verteidigen gemeinsam das heruntergekommene Haus des Verunglückten gegen den Abriss, und decken so die Pläne der Bürgermeisterin auf, die zusammen mit anderen Dorfgrößen auf der Insel eine ambitionierte Freizeit- und Ferienanlage errichten wollte. Für dieses Vorhaben brauchten sie freilich Zacharias’ Land. Könnte dies ein Mordmotiv sein?

Der zweite Spielfilm des auf Zypern aufgewachsenen, in London lebenden Regisseurs Christos Georgiou könnte als groteske, mit einer Liebesgeschichte angereicherte Krimi-Kömodie bezeichnet werden. Denn allzu ernst nimmt sich Georgious Film selbst nicht.

Obwohl die Phantasien Leonidas’ die geradlinige Handlung hin und wieder unterbrechen, gehen gegen Ende dem Regisseur langsam die Ideen aus, so dass er auf Klischees zurückgreift. Dennoch: Vor allem die sympathischen Schauspieler und der skurrile Humor überzeugen den Zuschauer.

Darüber hinaus schwelgt die Kamera regelrecht in der malerischen Schönheit der griechischen Insel. Garniert mit viel Sonne und blauem Wasser, trägt so der Schauplatz wesentlich zur guten Laune bei, die „Kleinen Verbrechen“ trotz des Kriminalfalls verbreitet. Dazu führt Regisseur Christos Georgiou aus: „Wir saugen die überwältigenden Landschaften in uns auf – bis wir, wie Leonidas selber, ein Teil der Insel werden. Im Verlauf des Films ändern die Ereignisse Leonidas Pläne, wie in den seltenen Fällen, in denen wir einem Ort so sehr verfallen, dass wir unsere Abreise verschieben, um länger zu bleiben.“

Über Georgious Film liegt ein Hauch Leichtigkeit, so dass „Kleine Verbrechen“ eine unterhaltsame, über weite Strecken lustige Sommerkomödie geworden ist.
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