HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ | Harry Potter and the Half-Blood Prince
Filmische Qualität:   
Regie: David Yates
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Helena Bonham Carter, Jim Broadbent, Robbie Coltrane
Land, Jahr: Großbritannien / USA 2008
Laufzeit: 153 Minuten
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 7/2009
Auf DVD: 10/2009


José García
Foto: Warner Bros.

Beinahe auf den Tag genau zwei Jahre nach der Verfilmung des fünften „Harry Potter“-Romans („Der Orden des Phönix“) läuft im Kino die Filmfassung des vorletzten Teils der Serie von Autorin J.K. Rowling „Harry Potter und der Halbblutprinz“ („Harry Potter and the Half-Blood Prince“) an.

Obwohl es Drehbuchautor Michael Goldenberg für „Harry Potter und der Orden des Phönix“ das Kunststück gelang, den umfangreichsten Roman der „Harry Potter“-Reihe so zu verdichten, dass daraus eine stringente Erzählung wurde, verpflichteten die Filmproduzenten für das Drehbuch zu „Harry Potter und der Halbblutprinz“ erneut Steve Kloves, der bereits für die Skripte der ersten vier Harry Potter-Filme verantwortlich zeichnete. Regie führt zum zweiten Mal nach „Harry Potter und der Orden des Phönix“ der Brite David Yates.

David Yates und Steve Kloves wurden darüber hinaus mit der undankbaren Aufgabe konfrontiert, einen Roman zu verfilmen, der eigentlich nur die Vorlage für das große Finale liefern soll. „Harry Potter und der Halbblutprinz“ erzählt im wesentlichen die Vorgeschichte zum siebten Harry Potter-Buch. Konsequenterweise hat der sechste Film im Gegensatz zu den früheren Filmen keinen Abschluss. Kein Hogwarts-Schuljahr geht hier zu Ende, keine Abenteuer sind überstanden. „Harry Potter und der Halbblutprinz“ endet einfach da, wo der siebte Band „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ („Harry Potter and the Deathly Hallows“) beginnt. Um das Ende der gesamten Potter-Reihe zu erleben, müssen sich indes diesmal die Zuschauer länger gedulden: „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ soll als zweiteilige Verfilmung im November 2010 beziehungsweise im Sommer 2011 anlaufen.

Allerdings bietet der 665 Seiten starke sechste Roman genug Stoff für einen abendfüllenden Film. Darin sind drei Handlungsstränge miteinander verknüpft: Zum einen handelt das sechste Harry Potter-Buch von der Vergangenheit Voldemorts. Eine Schlüsselrolle spielt darin der alte, neue Hogwarts-Lehrer Horace Slughorn (Jim Broadbent). Denn Professor Slughorn hatte einst den Dunklen Lord unterrichtet. Eine für ihn peinliche Erinnerung enthüllt das Geheimnis Voldemorts, das dann den Hauptgegenstand im siebten Buch bildet.

In einem zweiten Handlungsstrang lässt sich Harrys Mitschüler Draco Malfoy (Tom Felton) vom Dunklen Lord für dessen Zwecke vereinnahmen. Obwohl dies keine Überraschung, sondern die konsequente Entwicklung aus den früheren Bänden darstellt, führt dieser Plotstrang zu einem einschneidenden Ereignis in der Harry-Potter-Parallelwelt.

Eine dritte, in sich geschlossene Handlung betrifft den titelgebenden „Halbblutprinzen“. Als sich Harry Potter für Professors Slughorns Zaubertrank-Kurs anmeldet, entdeckt er ein gebrauchtes Lehrbuch mit den handschriftlichen Anmerkungen eines „Halbblutprinzen“. Dieser Handlungsstrang bietet Gelegenheit, wichtige Themen aus der Potter-Welt, etwa Freundschaft und Vertrauen, einzuführen. Denn dank der schriftlichen Anmerkungen des mysteriösen Prinzen verschafft sich Harry einen Vorteil gegenüber seinen Mitschülern und Freunden.

In seiner Verfilmung behandelt Regisseur David Yates diesen dreifachen Stoff jedoch erstaunlicherweise eher am Rande, so dass die eigentliche Handlung auffallend zerfasert wirkt. Wer der titelgebende Halbblutprinz ist, erfährt beispielsweise der Zuschauer eher beiläufig. Und dies zu einem Zeitpunkt, als ihn dies kaum noch interessieren mag.

Stattdessen widmen sich etwa drei Viertel des Filmes dem Liebeskummer der pubertierenden Hogwarts-Schüler. Bezeichnenderweise ist „knutschen“ die im sechsten Film wohl am häufigsten vorkommende Vokabel. Unabhängig davon, dass das pubertierende Geturtel teils peinlich, teils kitschig erscheint, ermüdet es mit der Zeit, zumal sich darin „Harry Potter und der Halbblutprinz“ von unzähligen so genannten „Teenie-Filmen“ in nichts unterscheidet.

Technisch bietet „Harry Potter und der Halbblutprinz“ den neuesten Stand der Spezialeffekte. Deutlich wird es bereits bei der Eingangssequenz, als drei Todesser durch Londoner Straßen rasen und die „Millennium Bridge“ zum Einsturz bringen, oder auch beim obligatorischen Quidditch-Spiel, das um Einiges schneller und wendiger als in früheren Filmen ausfällt.

Noch deutlicher als in diesen Actionszenen tritt die hervorragende Kameraarbeit von Bruno Delbonnel jedoch in schnell geschnittenen, hochauflösenden Bildern bei fast völliger Dunkelheit in der Sequenz zu Tage, als Harry und Ginny Weasley (Bonnie Wright) die Todesesserin Bellatrix Lestrange (Helena Bonham Carter) durch ein mannshohes Kornfeld verfolgen.

Versuchung des Helden, Freundschaft und Loyalität bleiben auch im sechsten Film trotz aller Pubertätswehwehchen jedoch die beherrschenden Themen im Kampf zwischen Gut und Böse, der die Harry-Potter-Romane und -Filme auszeichnet.
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