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José GarcÃa Foto: Walt Disney Studios Originalität gehört nicht gerade zu den herausragenden Eigenschaften des heutigen Hollywood-Kinos. Ãber die lupenreinen Fortsetzungen hinaus, die derzeit in den kalifornischen Filmstudios zuhauf gedreht werden, zeichnen sich etliche Drehbücher dadurch aus, dass sie aus längst bekannten Zutaten zusammengesetzt werden. Dies trifft ebenfalls für Anne Fletchers Komödie âSelbst ist die Brautâ (âThe Proposalâ) zu. Das von Peter Chiarelli verfasste Drehbuch ist mit unzähligen âDéjà vuâ gespickt, die in der Inszenierung noch gesteigert werden. Es beginnt bereits mit der Einführungssequenz, einer Parallelmontage, die den unterschiedlichen Charakter der zwei Hauptfiguren wiedergeben soll: Auf der einen Seite die erfolgreiche, karrierebesessene New Yorker Verlagslektorin Margaret Tate (Sandra Bullock), auf der anderen Seite ihr Assistent Andrew Paxton (Ryan Reynolds), der zu spät aufsteht, den Kaffee bei einem âCoffee To Goâ-Laden unterwegs holt, und ihn auch noch übers Hemd verschüttet. Erinnert diese Exposition bereits an âDer Teufel trägt Pradaâ (siehe Filmarchiv), so ist die Anlehnung an diesen Film in der Szene mehr als offensichtlich, als Margaret Tate den Verlag betritt: Kaum kommt die Chefin aus dem Aufzug heraus, dann versetzt die Meldung auf den Bildschirmen (âEs ist daâ) ihre Mitarbeiter in höchste Alarmbereitschaft. Jeder ist vor allem darum bemüht, dem Ungeheuer aus dem Weg zu gehen. Aber selbst einer Margaret Tate unterläuft einmal ein Fehler: Die Kanadierin hat es versäumt, ihr Visum zu verlängern. Die Behörden kennen keinen SpaÃ, es droht die Ausweisung. Die resolute Frau hat aber einen spontanen Einfall: Sie präsentiert ihren Assistenten Andrew als ihren Verlobten. Kann sie einen amerikanischen Ehemann vorweisen, dann ist ihr die Aufenthaltsgenehmigung sicher â âGreen Card â Schein-Ehe mit Hindernissenâ (Peter Weir, 1990) lässt grüÃen. Anfangs sträubt sich Andrew zwar dagegen, eine solche Zweckgemeinschaft mit der Frau einzugehen, die er selbst als âHexeâ bezeichnet. Aber die Aussicht, sein Manuskript endlich einmal als Buch veröffentlicht zu sehen, lässt ihn doch noch umstimmen. Um vor dem Chef der Einwanderungsbehörde ihre Hochzeitspläne glaubwürdig darzustellen, reisen sie zusammen zu Andrews Familie nach Alaska, wo der 90. Geburtstag von Andrews GroÃmutter Annie (Betty White) gefeiert werden soll. In Alaska wird Margaret von Andrews Eltern (Mary Steenburgen, Craig T. Nelson) nicht nur überschwänglich empfangen. Die tatkräftige Oma besteht auÃerdem darauf, dass zusammen mit ihrem runden Geburtstag auch noch Hochzeit gefeiert werden soll. Dass sich Margaret und Andrew im Laufe des Wochenendes näher kommen werden, bezweifelt natürlich der Zuschauer in keinem Augenblick, zumal die Situation nicht nur aus Peter Weirs âGreen Cardâ bekannt ist. Spielte Sandra Bullock doch selbst 2002 in âEin Chef zum Verliebenâ (âTwo Weeks Noticeâ) bereits einen ähnlichen Part, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Damals verkörperte sie die Assistentin, die sich wider Willen in ihren anfangs nur als arrogant empfundenen Chef verliebte. Kann âSelbst ist die Brautâ also in der Handlung kaum Originalität für sich beanspruchen, so verlagert sich die Kreativität in die Details. Anfangs besticht der Film mit witzigen Einfällen: Die Chefin muss dem Assistenten mitten auf der StraÃe ihren Antrag auf Knien machen, später den Rollkoffer über Schotterwege selbst ziehen. Die Szenen voller Skurrilität wechseln sich allerdings mit Zoten ab, die in einem âFamilienfilmâ eigentlich nichts verloren haben. AuÃer der einen oder anderen witzigen Wendung überzeugt âSelbst ist die Brautâ hauptsächlich durch seine Schauspieler. Nicht nur die Chemie zwischen Sandra Bullock und Ryan Reynolds funktioniert hervorragend. Auch die kauzigen Charaktere von Andrews Mutter und GroÃmutter sind mit Mary Steenburgen und Betty White bestens besetzt. Dank der schauspielerischen Leistung der Darsteller, die das komische Potenzial ihrer Figuren ausschöpfen, ist âSelbst ist die Brautâ eine amüsante, kurzweilige Komödie geworden, die überdies ein deutlich positives Bild der Familie vermittelt. Originalität ist eben nicht alles im Film. |
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