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José GarcÃa Foto: Senator Vor sechs Jahren bot das Spielfilmdebüt des brasilianischen Regisseurs Fernando Meirelles âCity of Godâ einen schonungslosen Einblick in die von einer brutalen Jugendkriminalität geprägte Welt der gleichnamigen brasilianischen Barackensiedlung âCidade de Deusâ (siehe Filmarchiv). Ebenfalls in einer brasilianischen Favela ist José Padilhas Spielfilm âTropa de Eliteâ angesiedelt, der bei der Berlinale 2008 überraschenderweise den Goldenen Bären gewann, und nun im regulären Kinoprogramm anläuft. In âCity of Godâ wählte Meirelles einen Jugendlichen als Erzähler, der unbedingt Fotograf werden möchte, um der Gewaltspirale zu entfliehen. Dadurch gelang es dem Regisseur, eine Innenansicht der Favela und zugleich einen distanzierten Blick auf das Leben dort zu vermitteln. Im Gegensatz dazu übernimmt José Padilha in âTropa de Eliteâ den Standpunkt eines Polizisten und dadurch die zu âCity of Godâ sozusagen spiegelbildliche Sicht der in den Slums Rio de Janeiros herrschenden Verhältnisse. Capitão Nascimientos (Wagner Moura) Off-Stimme begleitet bereits die Eingangssequenz von âTropa de Eliteâ, eine schnell geschnittene Folge von mit wackeliger Handkamera aufgenommenen Bildern mitten in der Nacht, die sich dem Zuschauer zunächst einmal kaum erschlieÃen. Hauptmann Nascimiento befehligt ein Sonderkommando der Elitetruppe BOPE, die in den siebziger Jahren gegründet wurde, um den Krieg gegen die Drogenbosse der Favelas Rio de Janeiros, aber auch gegen die Korruption in der Polizei zu führen. Die Elitetruppe wird in die Elendsviertel Rios immer dann geschickt, wenn die reguläre Polizei die Lage nicht mehr kontrollieren kann. Eine solche Situation zeichnet sich etwa im Vorfeld des Papstbesuches im Oktober 1997 ab, bei dem Johannes Paul II. eine Favela besuchen möchte. Im Juli 1997, zwei Monate vor dem Papstbesuch, wird BOPE mit der Aufgabe betreut, während der Pastoralreise für die Sicherheit des Heiligen Vaters zu sorgen. Die Sicherheitsvorkehrungen für den bevorstehenden Papstbesuch bilden den roten Faden der Erzählung. Einen zweiten Handlungsstrang stellt Nascimientos Wunsch dar, mit Rücksicht auf seine Frau und sein neugeborenes Kind den Dienst zu quittieren, weshalb er nach einem geeigneten Nachfolger sucht. In Frage kommen insbesondere zwei Kandidaten, die befreundeten Polizisten Neto (Caio Junqueira) und André Matias (André Ramiro), die unter der Korruption in der Polizei leiden, und sich deshalb für die Eliteeinheit bewerben. Die unterschiedlichen Freunde müssen sich in einem Ausbildungslager einem besonders brutalen Auswahlverfahren unterziehen. Der Film springt zwischen den drei Handlungssträngen â der Kampf der Eliteeinheit gegen den Rauschgifthandel, die Ausbildung der Kandidaten und die Korruption bei der Polizei â immer wieder hin und her, wobei die Inszenierung dem Sujet von âTropa de Eliteâ entspricht: Die brutale Gewalt (âDie Männer von BOPE gehen in die Slums hinein, um zu töten, nicht um getötet zu werdenâ) und die barbarischen Ausbildungsmethoden werden mit dokumentarischem Ansatz, mit stets nervöser Kamera und einer teilweise frenetischen Schnittfolge ins Bild gesetzt. Für die Authentizität von âTropa de Eliteâ spricht, dass neben âCity of Godâ-Drehbuchautor Bráulio Mantovani auch André Batista und Rodrigo Pimentel, zwei ehemalige BOPE-Offiziere, am Skript mitarbeiteten. Batista und Pimentel hatten bereits das Buch âElite da Tropaâ verfasst, auf dem der Film basiert. Regisseur José Padilha ist vorgeworfen worden, zu sehr die Sichtweise seiner Hauptfigur, des BOPE-Kommandanten, anzunehmen, und dadurch die brutalen Methoden dieser Spezialeinheit einschlieÃlich Folter gutzuheiÃen. Zwar vermisst der Zuschauer die erzählerische Distanz, die etwa Meirelles in âCity of Godâ unter Beweis gestellt hatte. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Film unkritisch die âgutenâ Elitesoldaten gegen die âbösenâ Drogenbarone und die âkorruptenâ Polizisten ausspielt. Padilhas Film ist vielschichtiger. Eine Trennlinie zwischen âGutâ und âBöseâ kennt er nicht. In âTropa de Eliteâ gibt es nur Verlierer. Das Jonglieren zwischen Fiktion und Pseudodokumentation hilft ihm vielmehr, ohne moralischen Zeigefinger die Bilder für sich sprechen zu lassen. Und diese sind streckenweise so unerträglich brutal, dass der Zuschauer selbst seine Schlüsse ziehen kann. Wenn José Padilha etwas vorgehalten werden kann, dann die Hoffnungslosigkeit, die sein Film verbreitet. Denn âTropa de Eliteâ zeigt einen Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt, aus dem es scheinbar keinen Ausweg gibt. |
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