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José GarcÃa Foto: Universal 
Die computergestützte Animation hat dem Film eine neue Vielfalt eröffnet. Ãber die komplett im Computer erstellten Animationsfilme hinaus erblicken das Kinolicht immer wieder âMischformenâ, zuletzt etwa die gelungene Mischung aus animierten Figuren und handgemalten Hintergründen in âBoltâ (siehe Filmarchiv). Die Digitalisierung erlaubt darüber hinaus, die alte Stop-Motion-Technik, bei der jede Bewegung und Geste einer handgefertigten Figur fotografiert und zu einer Sequenz von 24 Bildern in der Sekunde zusammengestellt werden, mit im Computer erzeugten Hintergründen zu verknüpfen. Die auÃergewöhnlichen Kameraeinstellungen und -fahrten verleihen dem Film beachtliche Plastizität und Räumlichkeit. AuÃerdem erreichen die Puppen eine ausgefallene Ausdrucksfähigkeit, die in den Dienst der Dramaturgie gestellt wird.Einen ersten Höhepunkt dieser Verknüpfung von âStop Motionâ und Computeranimation lieferte im Jahre 1993 âNightmare before Christmasâ, bei dem Tim Burton als Autor und Produzent fungierte, während Henry Selick Regie führte. Legte Tim Burton 2005 mit âHochzeit mit einer Leicheâ (âTim Burton's Corpse Brideâ, siehe Filmarchiv) einen weiteren Stop-Motion-Film nach, so läuft nun im Kino der neue Spielfilm von Henry Selick in dieser Technik: âCoralineâ. Die Verfilmung des Jugendbuchs von Neil Gaiman handelt von der 11-jährigen Coraline Jones, die mit ihren Eltern gerade von Michigan nach Oregon umgezogen ist. Sie vermisst ihre Freunde und die gewohnte Umgebung. AuÃerdem haben ihre beschäftigten Eltern für ihre Tochter überhaupt keine Zeit. Der gleichaltrige Wybie bietet auch nicht gerade Abwechselung. Coraline findet ihn genauso langweilig wie die wunderlichen Nachbarn, die ältlichen Schwestern und den exzentrischen Russen Mr. Bobinsky. Bei ihren Erkundungen durch das alte Haus entdeckt Coraline eine verborgene Tür, die in einen Tunnel führt. Am Ende des Tunnels findet sie eine Parallelwelt. Denn dort befindet sich genau das gleiche Haus, nur viel schöner eingerichtet. Alles ist scheinbar gleich und doch ganz anders: Kocht ihre Mutter in der realen Welt miserabel, so duftet es hier nach Coralines Lieblingsessen. Aus ihrem langweiligen Vater ist ein Musiker geworden, der seiner Tochter groÃes Interesse entgegenbringt. Aber auch in ihrer Umgebung treten bedeutende Ãnderungen auf: Wybie nervt sie nicht mehr, Mr. Bobinsky betreibt einen Mäusezirkus und die britischen Nachbarinnen bieten ihr die Hauptrolle in ihrer Bühnenshow an. In der Parallelwelt dreht sich alles um Coraline. Stutzig macht das Mädchen allerdings, dass in dieser Welt die Menschen statt Augen Knöpfe haben. Als die âandere Mutterâ versucht, Coraline für immer in diesem Parallelzuhause zu behalten, wird aus dem dauernden Spaà bitterer Ernst. Bald erkennt Coraline, dass ihre wirklichen Eltern in groÃer Gefahr schweben. Um sie zu retten und einige Kinder zu befreien, braucht Coraline nicht nur ihren ganzen Mut, sondern auch etwas Hilfe, beispielsweise von einer sprechenden schwarzen Katze. Erinnert das Drehbuch etwa an Lewis Carrolls âAlice im Wunderlandâ und teilweise auch an Hayao Miyazakis âChihiros Reise ins Zauberlandâ, so beeindruckt die überwältigende Inszenierung als ein Feuerwerk der Fantasie, das freilich für Kinder mitunter zu gruselig geraten ist. Wie in den mittlerweile Stop-Motion-Klassikern âNightmare before Christmasâ und âHochzeit mit einer Leicheâ werden in Coraline zwei Parallelwelten miteinander kontrastiert. Ãhnlich der âWeihnachtsstadtâ in âNightmare before Christmasâ oder der âUnterweltâ in âHochzeit mit einer Leicheâ bersten in âCoralineâ die Bilder in der âKnöpfe statt Augenâ-Welt geradezu vor einer Farbigkeit, die in ihren grellen Tönen an Tim Burtons âCharlie und die Schokoladenfabrikâ (2005) erinnert, während sich die wirkliche Welt in kalten grau-blauen Farben präsentiert. Die groÃe Raumtiefe und die expressiv-übertriebenen Gesten und Bewegungen der Figuren gehören wie eine bestens in die Handlung integrierte Filmmusik zu den herausragenden Stärken der Filmsprache von Henry Selicks Film. Inhaltlich handelt âCoralineâ von den Wunschträumen der Pubertät, von der Sehnsucht nach Geborgenheit in der Familie. Deshalb ist die Moral dieser Geschichte einfach, aber tiefgründig: Wie im âZauberer von Ozâ lernt Coraline, dass es nirgendwo so schön wie zuhause ist. âUnd die Moral, die bei so einer Geschichte natürlich nicht zu kurz kommen darf, kommt mit einem kunstvoll stählernen Finger daher, so dass man sie gerne mit- oder hinnimmtâ â so die Filmbewertungsstelle Wiesbaden bei der Verleihung des Prädikats âbesonders wertvollâ. |
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