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José García Foto: ZDF/ Chris Reardon ![]() Wolf Larsens Persönlichkeit stellt sich aber im Laufe der Zeit als viel komplexer heraus als zunächst angenommen. Denn Humphrey entdeckt in der Kapitänskajüte Literatur- und Geometriebücher, die er dort gar nicht vermutet hatte. Die Gespräche zwischen den Beiden stehen im Mittelpunkt der Erzählung. Sie drehen sich um Themen wie Moral, Sozialdarwinismus und das Böse. Der Seewolf wurde mehrfach verfilmt, so etwa 1941 von Michael Curtiz mit Edward G. Robinson in der Hauptrolle. In Deutschland ist vor allem der Fernseh-Vierteiler aus dem Jahre 1971 (Regie: Wolfgang Staudte) mit Raimund Harmstorf als Kapitän Wolf Larsen berühmt. Nun hat Tele München, die bereits die 1971er Miniserie produzierte, zusammen mit dem ZDF Jack Londons Roman als Zweiteiler verfilmt. Regie führt der Brite Mike Barker, der im Kino insbesondere mit der Oscar-Wilde-Adaption Good Woman Ein Sommer in Amalfi (siehe Filmarchiv) bekannt wurde. Die Drehbuchadaption des Romans besorgte Nigel Williams. In kurzen Szenen werden die Protagonisten vorgestellt: Wolf Larsen (Sebastian Koch) heuert für die Robbenjagd eine Crew für seinen Schoner Ghost, was sich allerdings schwierig gestaltet, weil der Seewolf allgemein gefürchtet ist. Sein (in der Romanvorlage gar nicht vorhandener) Bruder Death Larsen (Tim Roth), zu dem er ein schwieriges Verhältnis unterhält, macht sich mit dem Dampfschiff Macedonia ebenfalls in Richtung Japan auf. Hier fährt als Passagierin die junge Schriftstellerin Maud Brewster (Neve Campbell), die in buchstäblich letzter Minute einer ungeliebten Verheiratung entkommen ist. Was Kapitän Death Larsen nicht weiß: Sie ist die Tochter seines verhassten Geldgebers. Zur gleichen Zeit sticht ebenfalls der Literaturkritiker Humphrey van Weyden (Stephen Campbell-Moore) auf der Fähre Martinez in See. Durch einen unglücklichen Zufall fällt Humphrey van Weyden ins Wasser und wird von der Besatzung der Ghost gerettet. Der Schöngeist bittet Larsen, ihn im nächsten Hafen abzusetzen, was aber der raubeinige Kapitän verweigert. Van Weyden soll stattdessen als Schiffsjunge arbeiten, und wird dem Koch zugeteilt, der ihn nach allen Regeln der Kunst schikaniert. Der reiche, gebildete Jüngling sieht sich mit einer ihm unbekannten Welt konfrontiert, in der er sich behaupten muss. Einer ganz anders gearteten Herausforderung sieht sich van Weyden indes gegenübergestellt, als er herausfindet, dass Wolf Larsen nicht nur ein Tyrann (Ich gebe Befehle, und ihr müsst gehorchen), sondern auch literarisch und philosophisch durchaus gebildet ist. Die Streitgespräche über existentielle Fragen, die sich die beiden liefern, verknüpft die Regie mit den wechselvollen Ereignissen gekonnt. Enttäuschen die ersten Bilder von San Francisco im Jahr 1902, so wirken die Aufnahmen auf See und insbesondere die Robbenjagd sehr authentisch. Die Entscheidung, statt im Studio auf See zu drehen, macht sich im fertigen Film deutlich bezahlt. Die ausgefeilten Dialoge, durch welche die Romanvorlage durchschimmert, lassen die von Larsen und van Weyden vertretenen, gegensätzlichen Weltanschauungen aufeinanderprallen: Der Literaturkritiker repräsentiert die christlich gesinnte zivilisierte Welt, der Kapitän eine Art Sozialdarwinismus ohne jegliche Moral, nach dem nur die Härtesten ohne Rücksicht auf die Schwächeren überleben. Es hat etwas Faustisches, das Jack London da versucht hat. Da sind diese zwei Seelen in seiner Brust, führt dazu Hauptdarsteller Sebastian Koch aus. Nach seiner Fernseh-Ausstrahlung erscheint Der Seewolf als Doppel- DVD mit 46 Minuten Extras. |
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