2012 | 2012
Filmische Qualität:   
Regie: Roland Emmerich
Darsteller: John Cusack, Chiwetel Ejiofor, Amanda Peet, Oliver Platt, Thandie Newton, Danny Glover, Woody Harrelson, George Segal, Morgan Lily
Land, Jahr: USA 2009
Laufzeit: 158 Minuten
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 11/2009
Auf DVD: 3/2010


José García
Foto: Sony

Der in Hollywood arbeitende schwäbische Regisseur Roland Emmerich hat bereits in „Independence Day“ (1996) und „The Day After Tomorrow“ (siehe Filmarchiv) den Weltuntergang abwenden können. In seinem neuen Spielfilm „2012“ steht erneut ein ähnliches Szenario bevor: Nach einer uralten Maya-Prophezeiung soll die Welt im Jahre 2012 untergehen.

Im Jahre 2009 entdeckt Dr. Adrian Helmsley (Chiwetel Ejiofor), dass eine bevorstehende Planetenkonstellation zu einer Sonneneruption unvorstellbaren Ausmaßes führen wird. Dadurch werden die Erdkruste und der Erdkern instabil, so dass sich die Pole verschieben. Zunächst bleibt diese Erkenntnis einer kleinen Gruppe innerhalb der Regierung der Vereinigten Staaten vorbehalten, die für eine Evakuierung Vorkehrungen treffen soll. Die Berechnungen der Wissenschaftler stellen sich allerdings als falsch heraus – das Ende soll viel früher als gedacht kommen.

Bei einem Ausflug in den Yellowstone Nationalpark mit seinen Kindern stößt im Jahre 2012 der erfolglose Buchautor Jackson Curtis (John Cusack) auf eine eigenartige militärische Forschungseinrichtung. Dort macht er aber auch die Bekanntschaft des Hippiehaften, durchgedrehten Radiomoderators Charlie Frost (Woody Harrelson), der seit Jahren alle Indizien zum Weltuntergang zusammenstellt. Bald darauf bewahrheiten sich die Aussagen von Charlie Frost: In Los Angeles brechen die Straßen auf, ein Erdbeben erschüttet die ganze nordamerikanische Westküste. Jackson erfährt, dass die Regierung Archen baut, um Menschen zu evakuieren. Mit Hilfe einer vom Radiomoderator Frost erstellten Karte versucht der Autor, zusammen mit seinen Kindern und seiner Ex-Frau Kate (Amanda Peet) auf eine der in China gebauten Archen zu gelangen.

Diesen Hauptstrang verknüpft „2012“ mit weiteren Nebenhandlungen, die sich im Laufe des Filmes kreuzen: US-Präsident Thomas Wilson (Danny Glover) nimmt mit den Regierungschefs der anderen Nationen Kontakt, etwa auch mit der deutschen Kanzlerin, um die Evakuierung zu koordinieren. In China versucht ebenfalls eine Familie auf eine der Archen zu kommen. Auf einem Luxusliner fährt auf hoher See der Vater von Adrian Helmsley.

Waren schon die im Computer generierten Bilder und die (teilweise ebenso digitalen) Kamerafahrten in „The Day After Tomorrow“ beeindruckend, so dreht Emmerich in „2012“ die Schraube eine Windung weiter. Die Sequenz der durch die Kontinentalplattenverschiebung aufreißenden Straßen in Los Angeles zeigt auch in ihrer etwa zehnminütigen Länge atemberaubende, noch nie gesehene Bilder: Aus den kleinen Rissen in einer Straße werden riesige Erdspalten, die schließlich eine ganze Stadt verschlingen.

Emmerich vermischt in „2012“ gleich mehrere Katastrophenfilmgenres miteinander: Erdbeben, riesige Flutwellen und Vulkanausbrüche werden mit den Mitteln des digitalen Kinos zu einem wahrhaft apokalyptischen Szenario, bei dem nicht nur das Weiße Haus, sondern auch der Petersdom zerstört werden. Während die ganze Welt auf den Untergang zusteuert, versuchen sich einige Menschen zu retten, um nach der globalen Katastrophe die menschliche Zivilisation neu aufzubauen. Bereits in „The Day After Tomorrow“ stellte Roland Emmerich seine besondere Vorliebe für riesige Wassermassen unter Beweis. In „2012“ werden die Flutwellen so gigantisch, dass sie ganze Kontinente überschwemmen. Paradoxerweise sind diese Wassermassen die am wenigsten überzeugende computererzeugten Bilder im Film.

Regisseur Emmerich entgeht dem Katastrophenfilmen innewohnenden Pathos dadurch, dass sich „2012“ durch eine ständige Ironie auszeichnet, auch wenn sie sich manchmal unfreiwillig ausnimmt. Dass die Kosten etwa für eine Passage in der Arche ausdrücklich in Euro statt in Dollar berechnet werden, kann allerdings als bewusste Stichelei gegen die amerikanische Finanzschwäche angesehen werden. Bemerkenswert sind in „2012“ außerdem die religiösen Anspielungen, von der Arche, in die selbstverständlich Tiere gebracht werden, über die Kapelle im Weißen Haus bis zum symbolträchtigen Riss in der Sixtinischen Kapelle.

Roland Emmerichs neuer Spielfilm unterscheidet sich jedoch von gängigen Katastrophenfilmen auch durch die Charakterzeichnung: Die Figuren sind keine Abziehbilder, das Drehbuch nicht so vorhersehbar wie im Genre üblich. Wie bereits in „The Day After Tomorrow“ besitzt „2012“ einen familienfreundlichen Subtext. So verweben Emmerich und sein Mit-Drehbuchautor Harald Kloser die globale Katastrophenstory mit der menschlich berührenden Geschichte kleinerer Menschengruppen, etwa mit der auseinander gerissenen Familie Curtis. Auffällig spielen außerdem mehrfache Vater-Sohn Beziehungen eine bedeutende Rolle.
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