NEW MOON – BISS ZUR MITTAGSSTUNDE | The Twilight Saga: New Moon
Filmische Qualität:   
Regie: Chris Weitz
Darsteller: Robert Pattinson, Kristen Stewart, Taylor Lautner, Ashley Greene, Rachelle Lefevre, Billie Burke, Peter Facinelli, Nikki Reed
Land, Jahr: USA 2009
Laufzeit: 131 Minuten
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S
im Kino: 11/2009
Auf DVD: 3/2010


José García
Foto: Concorde

Harry Potter war gestern. Seinen Platz in der Jugendlichen-Gunst hat eine Teenager-Vampir-Saga, die Verfilmung der „Twilight“-Romane von Stephenie Meyer, übernommen. Der erste Film „Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ spielte Ende 2008, Anfang 2009 weltweit knapp 385 Millionen Dollar ein. Allein in Deutschland sahen ihn mehr als 2,5 Millionen Zuschauer. Nun ist der zweite Film „New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde“ angelaufen. Um sich die Erwartungshaltung der Twilight-Fans und deren erfolgreiche Vermarktung vor Augen zu führen, helfen zwei Vergleiche aus den Vereinigten Staaten, wo der Film am 20. November startete: Mit 72,7 Millionen Dollar stellte „New Moon“ einen neuen Einnahme-Rekord am Starttag auf, und übertraf damit „The Dark Knight“ (67,2 Millionen Dollar) deutlich. Spielte der erste „Twilight“-Film insgesamt knapp 193 Millionen Dollar ein, so hat „New Moon“ nach nur fünf Tagen 164,7 Millionen Dollar Einnahmen generiert.

„New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde“ schließt an „Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ nahtlos an, die von der Liebe zwischen einer Schülerin und einem Vampir in der amerikanischen Provinz nahe der kanadischen Grenze handelte. Bei der Feier ihres 18. Geburtstags im Kreise der Familie ihres Freundes Edward Cullen (Robert Pattinson) geschieht Bella (Kristen Stewart) ein Missgeschick: Sie scheidet sich in einen Finger, das fließende Blut weckt die Vampirinstinkte eines Cullen-Clanmitglieds. Die Gefahr kann nur unter Gewaltanwendung gebannt werden. Der Zwischenfall macht indes Edward deutlich: Er kann Bella vor seiner eigenen Sippe nicht beschützen, weswegen er sich von ihr trennt, und mit seiner Familie wegzieht.

Bella fällt in tiefste Depressionen, aus denen sie von ihrem Jugendfreund Jacob (Taylor Lautner) gerissen wird. Erwärmt sich Bellas Herz nach und nach durch die aufkeimende Beziehung zu Jacob, so stellt es sich bald heraus, dass auch dieser ein Geheimnis in sich trägt: Wie die anderen Mitglieder des Quileute-Stamms ist er in Wirklichkeit ein Werwolf. Weil Edward glaubt, Bella sei tot, macht er sich nach Italien auf, um dort von den Volturi-Vampiren getötet zu werden, wohl für einen (unsterblichen) Vampir die einzige Möglichkeit zu sterben. Bella eilt dorthin, um Edward von seinem Vorhaben abzuhalten.

Die Anklänge an „Romeo und Julia“ sind keineswegs zufällig, wird Shakespeares Werk doch am Anfang ausgiebig zitiert. „New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde“ ist ein romantischer Film, in dem die Action-Szenen rar gesät sind. Es vergeht eine geschlagene Stunde, bis der erste Kampf zwischen Werwolf und Vampir, bis die aus dem ersten Film bekannten, superschnell geschnittenen, an „Matrix“ erinnernden Verfolgungsjagden zu sehen sind. Stattdessen zieht die Kamera von Javier Aguirresarobe immer wieder Kreise um eine im Liebesschmerz versinkende Bella.

Im Unterschied zu Catherine Hardwicke, die beim ersten „Twilight“-Film Regie führte und dabei eine ausgewogene, atmosphärisch dichte Mischung aus Action und Romantik fand, bedient Regisseur Chris Weitz die Erwartungen der Teenager-Zuschauerinnen, indem er auf die durch die Musik von Alexandre Desplat kräftig unterstützte Melancholie Bellas setzt, und immer wieder penetrant Jungen mit durchtrainiertem, freiem Oberkörper über die Leinwand laufen lässt.

Die „Twilight“-Saga handelt nur vordergründig von Vampiren und ähnlichen Kreaturen. Im Kern stellt der Film die bedingungslose Liebe in den Mittelpunkt, die Opfer und Verzicht einschließt. Eine reine Liebe, die getreu dem in den Vereinigten Staaten verbreiteten Leitsatz „True Love Waits“ („Wahre Liebe wartet“) ausdrücklich auf Sex vor der Ehe verzichtet. Daraus, dass darin die eigentliche Botschaft ihrer „Twilight“-Saga besteht, hat Autorin Stephenie Meyer, eine bekennende Mormonin, keinen Hehl gemacht.
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