OB IHR WOLLT ODER NICHT | Ob ihr wollt oder nicht
Filmische Qualität:   
Regie: Ben Verbong
Darsteller: Katharina M. Schubert, Julia-Maria Köhler, Senta Berger, Christiane Paul, Anna Böger, Jan Decleir, Jan Gregor Kamp, Mark Waschke, Uwe Rohde
Land, Jahr: Deutschland/Niederlande 2008
Laufzeit: 110 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: Erwachsene
Einschränkungen: U, X
Auf DVD: 12/2009


José García
Foto: 3 L

Aktive Sterbehilfe steht wieder im Mittelpunkt eines Kinofilmes. Nach Alejandro Amenábars „Das Meer in mir“ (2004), der sich unverblümt und manipulativ für die Tötung auf Verlangen einsetzte, und „Million Dollar Baby“ (2004), in dem Regisseur Clint Eastwood die aktive Sterbehilfe viel nuancierter vertiefte, weil dies keineswegs als befreiende, sondern als persönlichkeitszerstörende Tat dargestellt wurde, nimmt sich der niederländische Regisseur Ben Verbong in der deutsch-niederländischen Filmproduktion „Ob ihr wollt oder nicht!“ des Sujets an.

Die Endzwanzigerin Laura (Katharina M. Schubert) hat den Kampf gegen den Krebs aufgegeben, die nicht mehr anschlagende Chemotherapie abgebrochen. Nachdem sie ihren Mann Peter (Jan Gregor Kremp) verlassen hat, um ihm den Schmerz zu ersparen, kehrt Laura in ihr idyllisches Elternhaus am Meer zurück. Sie schart ihre drei älteren Schwestern Toni (Julia-Maria Köhler), Coco (Anna Böger) und Susanne (Christiane Paul) um sich. Ehe sie stirbt, möchte Laura die Familie wieder zusammenbringen. Ein schwieriges Unterfangen, weil die Schwestern kaum unterschiedlicher sein könnten.

Die drei halten eine Fassade aufrecht: Toni kaschiert ihre Bindungsunfähigkeit mit kurzen Liebesaffären, Coco gibt sich als glückliche Ehefrau und Mutter aus, ist aber völlig entnervt. Und Susanne tritt als Karrierefrau auf, erstickt aber ihren Frust im Kaufrausch. Die Eltern wiederum fühlen sich von der Situation überfordert: Die Mutter (Senta Berger) wirkt bedrückt, der Vater (Jan Declair) eher apathisch.

Mit einem betont distanzierten, teilweise einfach albern-grotesken Blick lässt Regisseur Verbong die klischeehaften Figuren ebenso klischeehaft die Fassade einreißen. Bei allen Nebenhandlungen um Lauras Schwestern steuert das konstruierte Drehbuch deutlich aber auf die Kernhandlung zu: Laura möchte den Zeitpunkt ihres Todes selbst festlegen, ihrem Leben ein selbstbestimmtes Ende setzen. Die ganze Familie soll sie dabei unterstützen.

Auf die Inszenierung der Schlussszene mit der Beihilfe zur Selbsttötung legt Regisseur Verbong folglich besonderen Wert. Das Zimmer, in dem Laura nun liegt, wird in ein weißes Licht getaucht. Dazu spielt leicht beruhigende Musik. So wird der Eindruck eines ganz und gar schmerzfreien und „schönen“ Todes suggeriert, der selbstbestimmte Tod zur selbstverständlichen Tat verklärt. Besondere Pointe dabei: Der Vater, der zunächst auf das Ansinnen seiner Tochter entsetzt reagiert hatte, leistet nun als Erster aktive Sterbehilfe.

Regisseur Ben Verbong macht keinen Hehl daraus, dass er mit dem Film für die Sterbehilfe Position bezieht: „Das ist mein Statement für jene Freiheit, von der ich spreche“, bekennt er. Über den durch einen Perspektivenwechsel leicht überwundenen Widerstand des Vaters hinaus werden in seinem Film gegen die Beihilfe zum Suizid keine Bedenken angemeldet. Ben Verbong hat es sich etwas zu leicht gemacht.
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