LILA, LILA | Lila, Lila
Filmische Qualität:   
Regie: Alain Gsponer
Darsteller: Daniel Brühl, Hannah Herzsprung, Henry Hübchen, Kirsten Block, Alexander Khuon, Godehard Giese, Stefan Ruppe, Henriette Müller
Land, Jahr: Deutschland 2009
Laufzeit: 104 Minuten
Genre: Literatur-Verfilmungen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: X -
im Kino: 12/2009
Auf DVD: 8/2010


José García
Foto: Falcom Media

Der unscheinbare Kellner David Kern (Daniel Brühl) hat sich in die Literaturstudentin Marie (Hannah Herzsprung) verguckt. Schade nur, dass sie ihn kaum wahrnimmt, wenn sie mit ihren Freunden im „Café Esquina“ über Literatur diskutiert. Die Gelegenheit, sie für sich zu gewinnen, flieht ihm zufällig in der Gestalt eines alten Nachttisches zu, den er auf dem Flohmarkt erwirbt. Denn in der Schublade befindet sich ein Manuskript aus den fünfziger Jahren, das von einer hoffnungslosen Liebe handelt. Einem plötzlichen Impuls folgend gibt es David als sein eigenes aus, um Marie zu imponieren.

Marie zeigt sich von der Qualität des Liebesromans so überzeugt, dass sie ihn hinter Davids Rücken einem Verlag anbietet. Dieser ist ebenso begeistert davon, und bringt ihn unter dem Titel „Lila, Lila“ mit großer Auflage heraus. Das Buch wird zum Bestseller und David zum Shootingstar der Literaturszene. Kritiker feiern „Lila, Lila“ als das Ende der Postmoderne, nur David hat nicht die blasseste Ahnung, wovon die Rede ist. Bei einer Lesung steht auf einmal ein zerlumpter Mann namens Jackie (Henry Hübchen) in der Autogrammschlange. Er behauptet, der eigentliche Autor der Geschichte zu sein. Allerdings möchte er David nicht entlarven, sondern aus Davids jugendlichem Charme möglichst viel Kapital schlagen.

Das nach dem gleichnamigen Roman von Martin Suter von Alexander Buresch fein ausgearbeitete Drehbuch bietet eine Satire auf die Literatur- und Medienwelt, die in ihrer zurückhaltenden Ironie im deutschen Kino ihresgleichen sucht. Die kongeniale Inszenierung von Alain Gsponer verknüpft amüsant-anregende Dialoge mit Situationen, die unmittelbar aus dem absurden Theater zu kommen scheinen, mit tragikomischen Zwischentönen und einer Prise Romantik zu einer temporeichen Komödie.

Regisseur Gsponer kann auf ein bestens aufgelegtes Schauspielertrio zählen: Daniel Brühl scheint die Rolle des schüchternen Kellners, der Star wider Willen wird, nachdem sich ein kleiner Schwindel verselbständigt hat, wie auf den Leib geschnitten zu sein – nicht umsonst besitzt sein David gewisse Anklänge an Brühls Paraderolle in „Good Bye, Lenin“. Hannah Herzsprung glänzt erneut als aparte Intellektuelle und Henry Hübchen als resoluter Schlawiner.

Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren