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José GarcÃa Foto: 20. Century Fox Nomen est omen: âAvatarâ wird in der Computerspiel- und Internet-Sprache die künstliche Person genannt, die in der virtuellen Welt als Stellvertreter des Spiel- oder Forumteilnehmers agiert. Auch James Camerons Film âAvatar â Aufbruch nach Pandoraâ spielt weitestgehend in einer virtuellen Welt. Diese heiÃt âPandoraâ, ein ferner Planet, auf dem im Jahre 2154 GroÃkonzerne ein seltenes Mineral fördern, das die Energieprobleme auf der Erde lösen könnte. Auf Pandora leben allerdings Ureinwohner, die sogenannten âNaâviâ. Das sind blaue, etwa drei Meter hohe menschenähnliche Wesen, die in vollkommenem Einklang mit der Natur stehen. Weil sich die âNaâviâ jeglichem Zivilisierungsversuch seitens der Menschen offenbar verschlieÃen, und es auf dem Himmelskörper zudem keinen Sauerstoff gibt, haben die Erdbewohner ein wissenschaftliches Programm entwickelt, um Menschen auf Pandora einzuschleusen: Die Forschungsleiterin Grace Augustine (Sigourney Weaver) hat âAvatareâ erzeugt, Hybride, die es ermöglichen, einen Menschen in die Hülle eines Naâvi zu transportieren. Als Abgesandter in die paradiesische Welt wird der an den Rollstuhl gefesselte, ehemalige Marine Jake Sully (Sam Worthington) ausgewählt, der im Körper seines Avatars wieder laufen kann. Er soll die Naâvi ausspionieren, verliebt sich jedoch in die Tochter des Häuptlings Neytiri (Zoë Saldana), die ihm das Leben gleich mehrfach rettet. Das überaus vorhersehbare Drehbuch steuert auf eine Entscheidung in der Gestalt einer Neuauflage der Schlacht am Little Big Horn (1876) zu. Die Anklänge an die zuletzt von Regisseur Terrence Malick in âThe New Worldâ (2005) erzählte Liebesgeschichte zwischen der Indianer-Prinzessin Pocahontas und John Smith beziehungsweise an Kevin Costners âDer mit dem Wolf tanztâ (1990) sind wahrlich unübersehbar. Nimmt sich das einfach gestrickte Drehbuch als postmoderner Pastiche der bereits erwähnten sowie einer Reihe weiterer Spielfilme aus, um so mehr beeindruckt die Hülle, die virtuelle Welt, die James Cameron auf âPandoraâ erschaffen hat. Die âMotion-Capture-Technikâ (Darstellungsaufzeichnung), die zuletzt in âDisneys Eine Weihnachtsgeschichteâ (siehe Filmarchiv) zu sehen war, macht in âAvatarâ einen Quantensprung. Die mittels der aufgezeichneten Bewegungen eines realen Schauspielers digital erzeugten Kreaturen treten zusammen mit Darstellern aus Fleisch und Blut auf. Die Gesten und Bewegungen der digitalen Schauspieler flieÃen mit einer mittels der âMotion-Capture-Technikâ bislang nicht erreichten Natürlichkeit. Dafür zeichnen die Studios von Peter Jacksons Weta Digital verantwortlich, die bereits den bahnbrechenden Charakter âGollumâ für die âDer Herr der Ringeâ-Verfilmung erzeugt hatten. Darüber hinaus besticht die Tiefe, die Dreidimensionalität der mittels 3-D-Technik gefilmten Sequenzen, insbesondere etwa wenn die âfliegenden Bergeâ ins Bild kommen. Die mit atemberaubenden Kamerabewegungen aufgenommene Räumlichkeit, die Farbenpracht und immense Detailgenauigkeit der Pflanzen und Tiere auf Pandora wirkt selten künstlich. Die dafür erforderliche immense Rechnerleistung macht aus âAvatar â Aufbruch nach Pandoraâ die wohl teuerste Filmproduktion der Geschichte. Wenn auch keine offiziellen Zahlen vorliegen, hat âAvatarâ dem Vernehmen nach mehr als 300 Millionen Dollar gekostet. Dazu kommen etwa 150 Millionen Dollar für WerbemaÃnahmen, so dass auf James Cameron ein hoher Erwartungsdruck lastet. Die hervorstechende Technik und die ausgezeichneten Schauwerte stehen in âAvatar â Aufbruch nach Pandoraâ indes nicht im Dienst der Handlung. Beides, Produktionsdesign und Handlungsablauf, dient vielmehr als Vehikel für eine mit esoterischen, ja pantheistischen Elementen durchsetzte Botschaft, zu der die von James Horner komponierte Ethno-Musik bestens passt. Wie bei so vielen Western oder Kriegsfilmen fallen auch in âAvatarâ Amerikaner in eine fremde Kultur ein, um sie auszubeuten und deren Natur bedenkenlos zu zerstören. Diese âÃko-Romantikâ erhält hier jedoch besondere Züge. Die âNaâviâ sind ja nicht einfach eine Neuauflage des edlen Indianers à la Winnetou. Denn sie gehen mit anderen Geschöpfen, ja mit der Natur selbst eine regelrechte Symbiose ein, etwa wenn sie das Ende ihres Haarschopfs wie ein USB-Stick mit der entsprechenden Stelle eines Pferdes, eines Flugsauriers oder auch mit den Lianen eines magischen Waldes verbinden. Dann werden sie selbst Teil der Energie, die von der Natur ausgeht. Oder eben der Gottheit, denn Natur und Gottheit scheinen in der pantheistischen Pandora-Welt ebenfalls eins zu sein. |
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