PERCY JACKSON – DIEBE IM OLYMP | Percy Jackson & The Olympians: The Lightning Thief
Filmische Qualität:   
Regie: Chris Columbus
Darsteller: Logan Lerman, Brandon T. Jackson, Alexandra Daddario, Pierce Brosnan, Uma Thurman, Sean Bean
Land, Jahr: USA 2010
Laufzeit: 118 Minuten
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 2/2010
Auf DVD: 6/2010


José García
Foto: Warner Bros.

Der Junge, der nach einer ahnungslosen Kindheit als (Halb-)Waise von seiner eigentlichen Sendung erfährt, gehört zu den vertrauten Topoi der Jugendliteratur. Ob es sich um die Comicwelt (etwa „Spider Man“), eine Welt in einer weit, weit entfernten Galaxis (Luke Skywalker in „Star Wars“) oder um die Zauber-Parallelwelt („Harry Potter“) handelt, diese Figur hat in den letzten Jahrzehnten eine enorme Verbreitung gefunden. Nun gesellt sich dazu Percy Jackson, der in New York bei seiner Mutter und seinem Stiefvater lebt. Seinen eigentlichen Vater kennt er nicht – bis es sich herausstellt, dass dieser der griechische Gott Poseidon ist. Percy (Perseus) erweist sich demnach als griechischer Halbgott. Erdacht wurde diese Geschichte vom amerikanischen Schriftsteller Rick Riordan (geb. 1964), der unter dem Reihentitel „Percy Jackson & the Olympians“ bislang fünf Bände veröffentlicht hat, von denen die ersten drei bereits ins Deutsche übersetzt wurden. Unter der Regie von Chris Columbus ist der erste Band „Percy Jackson – Diebe im Olymp“ („Percy Jackson & the Olympians: The Lightning Thief”) verfilmt worden.

Columbus’ Film beginnt mit einer Art Prolog auf einem Wolkenkratzer: Zeus (Sean Bean) verdächtigt seinen Bruder Poseidon (Kevin McKidd) eines Komplotts: Der Meeresgott habe seinen Sohn Percy beauftragt, Zeus’ mächtige Waffe, den Herrscherblitz, zu stehlen. Davon ahnt Percy Jackson (Logan Lerman) allerdings zunächst gar nichts: Er fühlt sich zwar im Wasser am wohlsten. Aber dass er Sohn des Meeresgotts sein soll, erfährt er erst, nachdem sich bei einem Schulausflug die Mathelehrerin in eine rasende Furie verwandelt und über ihn herfällt.

Percy kann sich zusammen mit seinem Freund Grover (Brandon T. Jackson) in das so genannte „Halbgötter-Camp“ retten. Seine Mutter (Catherine Keener) wird jedoch von Hades in die Unterwelt entführt. In diesem Trainingscamp begegnet Percy seinem Lateinlehrer in der Gestalt des Zentauren Chiron (Pierce Brosnan), unter dessen Fittichen er seine Ausbildung beginnen soll. Hier stellt sich sein Freund Grover als bockbeiniger Satyr heraus, der Percy beschützen soll. Im „Camp Half-Blood“ lernt Percy aber auch weitere Halbgötter, insbesondere Luke (Jake Abel), Sohn des Hermes, und Annabeth (Alexandra Daddario), Tochter der Athene, kennen.

Zusammen mit Grover und Annabeth macht sich Percy auf den Weg zur Unterwelt, um seine Mutter zu befreien, und um den Verdacht des Diebstahls abzuschütteln. Die Reise führt mittels einer mysteriösen Landkarte, die nach jeder gelösten Aufgabe die nächste Station anzeigt, quer durch die Vereinigten Staaten. So müssen die drei Freunde gegen Medusa (Uma Thurman) und eine Hydra kämpfen sowie der Versuchung der Sirenen widerstehen. Dabei haben sie jeweils eine Perle zu sammeln, um aus dem Hades wieder herauszukommen.

Der Vergleich zu „Harry Potter“ drängt sich nicht nur wegen der ähnlichen Thematik, sondern insbesondere auch deshalb auf, weil Chris Columbus bei den ersten zwei Potter-Filmen („Harry Potter und der Stein der Weisen“, 2001 und „Harry Potter und die Kammer des Schreckens, 2002) Regie führte. Ähnlich dem Konzept der „Harry Potter“-Filme sind die (jugendlichen) Hauptrollen mit unbekannten Gesichtern, dafür aber die (erwachsenen) Nebenrollen mit bekannten Stars besetzt, unter denen insbesondere Uma Thurman als Medusa herausragt. Um sich von den (ersten) Harry Potter-Filmen abzugrenzen, wurde das Alter der Charaktere allerdings gegenüber der Romanvorlage deutlich angehoben.

Erinnert Christophe Becks Musik teilweise an die Harry Potter-Themen, so sind die visuellen Effekte sozusagen erwachsener als in den Filmen um den Zauberlehrling. So setzt Regisseur Columbus in den Kampfsequenzen die Verknüpfung aus schnellgeschnittenen Szenen und Zeitlupe ein, die inzwischen zum Standard der Hollywood-Action geworden ist – und die zuletzt etwa in „Sherlock Holmes“ (siehe Filmarchiv) zu sehen war.

Zwar ist „Percy Jackson – Diebe im Olymp“ im Ergebnis kurzweiliges Abenteuerkino mit guten Spezialeffekten. Die Inszenierung macht jedoch Chris Columbus’ Film über weite Strecken zu einem verhältnismäßig austauschbaren Fantasyfilm. Darüber hinaus wirkt vieles an der Geschichte der griechischen Götter, die bei ihrer Herabkunft auf die Erde ausgerechnet die Vereinigten Staaten aussuchen, eher unfreiwillig komisch. Darin zeigt sich wieder einmal mehr die Selbstbezüglichkeit des amerikanischen Kinos, der es allerdings an einer gewissen Selbstironie nicht mangelt, etwa wenn der Hades in Hollywood angesiedelt wird.
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