ALICE IM WUNDERLAND | Alice in Wonderland
Filmische Qualität:   
Regie: Tim Burton
Darsteller: Mia Wasiskowska, Johnny Depp, Anne Hathaway, Helena Bonham Carter, Matt Lucas, Crispin Glover
Land, Jahr: USA 2010
Laufzeit: 108 Minuten
Genre: Literatur-Verfilmungen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 3/2010
Auf DVD: 7/2010


José García
Foto: Disney

Das Konzept, ein modernes Märchen für die große Leinwand nicht einfach eins zu eins zu adaptieren, sondern es durch eine narrative Brechung erzählerisch weiterzuführen, ist keineswegs so einzigartig wie es auf den ersten Blick anmutet: Im Jahre 1992 ließ Steven Spielberg in seinem Spielfilm „Hook“ einen erwachsenen Peter Pan ins Nimmerland zurückkehren. Allerdings konnte er sich nicht mehr daran erinnern, selbst dort früher gewesen zu sein, weswegen seine Echtheit auch von den „verwunschenen Kindern“ in Zweifel gezogen wurde.

Diesem Grundmuster folgt ebenfalls Tim Burtons fantasievoller Film „Alice im Wunderland“: Alice (Mia Wasiskowska) ist inzwischen 19 Jahre alt, als sie sich zum zweiten Mal ins Wunderland flüchtet, nachdem ihre Familie beschlossen hat, sie mit einem langweiligen Lord zu verheiraten. Alice selbst kann sich jedoch kaum an diese Welt erinnern, die sie für einen Traum hält. Auch die altbekannten Bewohner des „Wunderlandes“, etwa das weiße Kaninchen, die Zwillinge Diedeldum und Diedeldei, die Grinsekatze und die Schlafmaus streiten sich darüber, ob dieses Mädchen wirklich die echte Alice sei. Deshalb bringen sie die junge Frau zu der blauen, weisen und Wasserpfeife rauchenden Raupe Absalom. Aber erst der verrückte Hutmacher (Johnny Depp) erkennt sie zweifelsfrei wieder. Von ihm erfährt denn auch Alice, dass sie die rote Königin (Helena Bonham Carter) vom Thron stoßen soll, damit die weiße Königin (Anne Hathaway) die ihr zustehende Krone zurückerlangen kann. Dafür muss Alice jedoch zunächst den gefährlichen Jabberwock besiegen.

In „Alice im Wunderland“ lässt der eigenwillige Regisseur Tim Burton nicht nur seinem aus früheren Filmen – von „Edward mit den Scherenhänden“ (1990) über „Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht“ (2003) bis „Tim Burton’s Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche“ (2005) – bekannten Fantasie-Feuerwerk erneut freien Lauf. Darüber hinaus setzt er in Sachen Verknüpfung von Live-Action, CGI-Technik („im Computer erstellter Animation“) und 3D Performance Capture ganz neue Maßstäbe. Dieser Effekten-Mix erlaubt ihm beispielsweise, beim „Herzbuben Stayne“ den Kopf des Schauspielers Crispin Glover mit einem digital erstellten Körper zusammenzufügen, oder auch den Kopf von Helena Bonham Carter auf die doppelte Größe „wachsen“ zu lassen, und dabei die Gestik der Schauspieler genauso zur Geltung zu bringen wie bei einem unter der Maske kaum zu erkennenden Johnny Depp.

„Alice im Wunderland“ erschöpft sich indes nicht in reiner Effekthascherei. Noch interessanter nimmt sich die Verknüpfung der ursprünglichen Literaturvorlage mit den neuen erzählerischen Elementen aus. Denn im Kern bleibt die eigentliche Frage erhalten, die Lewis Carolls Märchen stellte: „Wer bist Du?“, und damit die Suche nach der eigenen Identität und dem eigenen Lebensweg.
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