PLANET 51 | Planet 51
Filmische Qualität:   
Regie: Jorge Blanco, Javier Abad, Marcos Martínez
Darsteller: (dt. Stimmen): Ingo Albrecht, Gundi Eberhardt, Raul Richter, Sebastian Schulz, Udo Schenk, Thomas Danneberg, Marco Esser
Land, Jahr: Spanien / USA 2009
Laufzeit: 90 Minuten
Genre: Animation
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
Auf DVD: 4/2010


José García
Foto: Sony Home Entertainment

Mit einem Film im Film fängt es an: Auf der Leinwand flimmert „Humaniacs III“, eine Art Science-Fiction-B-Picture aus den fünfziger Jahren. Im Zuschauerraum sitzen allerdings keine Erdbewohner, sondern „grüne“ Menschen, die Einwohner eines von der Erde offensichtlich weit entfernten Planeten mit dem filmtitelgebenden Namen „Planet 51“. Unter den Zuschauer herrscht eine ähnliche Stimmung wie auf der Erde in der Nachkriegszeit: Manche geraten in eine Art „Alien“-Paranoia, die Abgeklärten meinen, solche Filme seien doch „alle gleich“.

Im „Planeten 51“ scheinen diejenigen Recht zu bekommen, die einen solchen Besuch aus dem All befürchteten: Zur Filmmusik von „2001 – Eine Odyssee im Weltraum“ steigt aus einer Weltraumkapsel ein solcher „Humaniac“ aus: Captain Charles „Chuck“ T. Baker. „Wer ist hier der Alien?“, fragt denn auch der Film, indem er einfach die Perspektive wechselt. Chuck wird von der Armee unter dem Kommando von General Grawl gejagt, kann sich aber bei einem Jungen namens Lem verstecken. Dieser ist ein liebenswerter Träumer, der in seine Nachbarin Neera verknallt ist, sich vor allem aber vor Aliens fürchtet. Langsam und vorsichtig freunden sich der kleine grünhäutige Planet-51-Bewohner und der menschliche Raumfahrer an. Chuck muss nicht nur vor den „Planet 51“-Truppen fliehen, sondern auch rechtzeitig wieder zu seinem Raumschiff kommen. Denn nach Ablauf der vorgesehenen Zeit fliegt das Raumschiff zur Erde zurück – mit ihm oder ohne ihn.

Im Gegensatz zu den Animationsfilmen von „Pixar“, „DreamWorks“ oder anderen großen Filmstudios entstand „Planet 51“ in den spanischen Illion Animation Studios. Obwohl dem Film das gegenüber amerikanischen Produktionen geringere Budget etwa in vielen Details anzumerken ist, wirkt die Animation professionell. Wie so oft bei Animationsfilmen steckt der Pferdefuß jedoch im Drehbuch. Die Regisseure Javier Abad, Jorge Blanco und Marcos Martinez verpflichteten für den auf englisch „gedrehten“ Film den amerikanischen Autor Joe Stillman, der bei den ersten zwei „Shrek“-Filmen das Drehbuch verantwortete. Verwendet hier Stillman zwar nicht den teilweise „erwachsenen“, eher kruden Humor von „Shrek“, so ist die Story von „Planet 51“ über weite Strecken kaum mehr als eine Ansammlung von Zitaten aus bekannten Science-Fiction-Filmen, die in ihren Grundzügen hauptsächlich an „E.T.“, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen, erinnert.

Originell nimmt sich allerdings nicht nur die Idee aus, die Erdbewohner als Aliens darzustellen, sondern auch den Planeten 51 als Widergänger der amerikanischen fünfziger Jahre zu entwerfen. Die grünen Bewohner des Planeten 51 wohnen in Vororthäusern mit ihrem Vorortgarten hinter einem weißpolierten Zaun, auf dessen perfekt gemähten Rasen Barbecuepartys gefeiert werden. Die Kinder sind artig, die Erwachsenen korrekt angezogen: Männer im Anzug und Frauen im Kleid beherrschen das Stadtbild. Es gibt sogar den alten guten Milchlieferanten und den Postboten, der vom Hund gebissen wird. Leichte Gesellschaftskritik macht sich etwa in den Anspielungen auf das Denunziantentum der McCarthy-Ära sowie in den ersten hippie-haften Pazifisten bemerkbar. Richten sich solche Handlungselemente eher an ein erwachsenes Publikum, so sind manche Figuren, etwa der „Alien“-förmige kleine Hund oder der an „Wall-E“ angelehnte Erkundungsroboter „Rover“, unzweifelhaft eher für Kinder liebevoll gezeichnet.

Auch wenn sie in den Worten Lems zum General („General Grawl, ich weiß, wovor Sie Angst haben ... dem Unbekannten … aber ich sage Ihnen: Das Unbekannte ist nichts Unheimliches“) etwas plakativ daherkommt, nimmt „Planet 51“ die in den 50er Jahren allgemein verbreitete und deshalb in Alien-Filmen thematisierte, diffuse Angst vor dem Unbekannten zum Anlass für eine schöne Toleranz-Botschaft.

Über die üblichen „erweiterten Szenen“ hinaus informieren die DVD-Extras etwa auch über „Die Welt von Planet 51 sowie über den „Animationsprozess Schritt für Schritt“. Trotz der Drehbuch-Schwächen stellt „Planet 51“ einen vielversprechenden Anfang für den europäischen Animationsfilm dar.
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