VINCENT WILL MEER | vincent will meer
Filmische Qualität:   
Regie: Ralf Huettner
Darsteller: Florian David Fitz, Karoline Herfurth, Johannes Allmayer, Heino Ferch, Katharina Müller-Elmau, Karin Thaler, Tim Seyfi, Christoph Zrenner
Land, Jahr: Deutschland 2010
Laufzeit: 96 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: X -
im Kino: 4/2010
Auf DVD: 9/2010


José García
Foto: Constantin

Mit einer Beerdigung fängt es an. Vincent (Florian David Fitz) kann es kaum fassen, war für den am Tourette-Syndrom leidenden und deshalb zurückgezogen lebenden jungen Mann seine Mutter doch die einzige Bezugsperson. Von seinem Vater (Heino Ferch), einem ständig telefonierenden Lokalpolitiker, wird Vincent daraufhin in eine Klinik verbracht, wo er unter der Anleitung von Dr. Rose (Katharina Müller-Elmau) mit seiner Krankheit umzugehen lernen soll.

Im Pflegeheim macht Vincent bald die Bekanntschaft der Magersüchtigen Marie (Karoline Herfurth), die ihn in seinem Drang verstärkt, ans Meer zu fahren – denn dies war der größte Wunsch von Vincents gerade verstorbener Mutter. Sie entwenden dafür das Auto von Dr. Rose, und werden von Vincents zwangsneurotischem Zimmergenossen Alexander (Johannes Allmayer) in letzter Sekunde erwischt, so dass sich die beiden gezwungen sehen, den Mitpatienten kurzerhand zu entführen. Da Vincents Vater gerade im Wahlkampf steht, kann er irgendwelche negative Schlagzeilen nicht gebrauchen. Er nimmt denn auch zusammen mit der Klinikleiterin die Verfolgung auf.

Das von Hauptdarsteller Florian David Fitz selbst stammende Drehbuch verknüpft das Sujet des Andersseins mit einem klassischen Vater-Sohn-Konflikt und kleidet beide Themen in einen ebenfalls klassischen Road-Movie. In seiner leichtfüßigen Inszenierung hält Regisseur Ralf Huettner die Balance zwischen komischen und tragischen Momenten, etwa als Vincent bei einem Anfall von Kindern mit ihren Handys gefilmt wird. Huettner gelingt insbesondere die Gratwanderung, die Situationskomik zu nutzen, ohne die Figuren durch ihre Behinderung bloßzustellen. Die Kamera von Andreas Berger fängt nicht nur schöne Landschaftsbilder ein, sondern drückt in einer grandiosen Einstellung, als Vincent, Marie und Alexander ein Gipfelkreuz besteigen, diese ganze Leichtigkeit aus.

Obwohl „vincent will meer“ gewiss nicht ganz klischeefrei bleibt, stellt er unter Beweis, dass selbst bei einem schwierigen Thema eine Komödie gelingen kann – und dies ohne Klamauk, ohne Brachialhumor und ohne grobschlächtige Witze.
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