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José GarcÃa Foto: Schwarz-Weiss In âVorsicht Sehnsucht!â beobachtet die Kamera lange Zeit eine Frau beim Schuhkaufen. Die ausgesuchten Einstellungen zeigen vor allem ihre FüÃe und die Schuhe, die sie nacheinander anprobiert. Doch ihr Gesicht sieht der Zuschauer nicht. Auf der StraÃe wird ihr die Handtasche entrissen, der Dieb wirft sie wenig später weg, nachdem er das Bargeld herausgenommen hat. Der Pensionär George Palet (André Dussollier) findet sie in einem Parkhaus. Ihr Bild auf dem Pilotenschein, den er dabei entdeckt, fesselt ihn allerdings so sehr, dass er sich für Marguerite (Sabine Azéma) zu interessieren beginnt. Da George eine blühende Fantasie besitzt, die ähnlich den sich ganz am Anfang des Filmes durch den Asphalt einen Weg bahnenden, titelgebenden âLes herbes follesâ (âVerrückte Gräserâ) wild sprieÃt, kann sich der Zuschauer in keinem Augenblick sicher sein, wo die Wirklichkeit endet und Georges Vorstellung beginnt. SchlieÃlich hatte ihn eine Off-Stimme gewarnt: âEr schrieb auf, was er über sein Leben dachte, bis er es glaubteâ. Der inzwischen 87 Jahre alte Regiealtmeister Alain Resnais, der vor einem halben Jahrhundert mit âHiroshima, mon amourâ (1959) und âLetztes Jahr in Marienbadâ (1961) weltberühmt wurde, spielte etwa in âDas Leben ist ein Chansonâ (1997) insofern mit den Erzählstrukturen des Kinos, als er in die Dialoge der Schauspieler Playbackeinlagen von populären französischen Chansons hineinschnitt. Auch âVorsicht Sehnsucht!â nimmt sich als ein erzählerisches Experiment aus. Denn George malt sich aus, wer diese Marguerite, die in einem Pariser Vorort wohnt und eine Zahnarztpraxis betreibt, sein mag, ehe er jedoch die Tasche bei der Polizei abgibt. Da er seine Telefonnummer hinterlassen hatte, ruft sie ihn an, um sich bei ihm zu bedanken. Ein von ihm vorgeschlagenes Treffen lehnt Marguerite jedoch ab, was George umso mehr anstachelt, sie mit Telefonaten und Briefen zu verfolgen. Ob es wirklich zu einem Treffen kommt, oder dies nur Georges Fantasie entsprungen ist, lässt der Film durch seine betont künstliche Inszenierung völlig offen. Die in grelle Neonfarben getauchte, menschenleere StraÃe mit dem Kino und dem Café erinnert stark an einen Traum oder an eine sterile Filmkulisse. Die ausgiebige Verwendung der Off-Stimme und die teilweise einem Thriller entnommene Filmmusik tragen ebenfalls zu einem surrealen Eindruck bei, unter dessen Oberfläche sich jedoch ein Anflug von Sehnsucht und diffuser Melancholie bemerkbar macht. |
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