SIN NOMBRE | Sin nombre
Filmische Qualität:   
Regie: Cary Joji Fukunaga
Darsteller: Edgar Flores, Paulina Gaitan, Kristyan Ferrer, Tenoch Huerta Mejía, Luis Fernando Peña, Diana García, Gerardo Taracena, Guillermo Villegas, Giovanni Florido
Land, Jahr: Mexiko / USA 2009
Laufzeit: 96 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G + , X
im Kino: 4/2010
Auf DVD: 9/2010


José García
Foto: Prokino

Das beim renommierten Sundance Filmfestival 2009 mit dem Preis sowohl für die Beste Regie als auch für die Beste Kamera ausgezeichnete Spielfilmdebüt von Cary Joji Fukunaga „Sin nombre“ bietet einen Einblick in die Welt lateinamerikanischer Jugendgangs, genau genommen in die „Mara Salvatrucha“ oder „MS-13“, die real existierende, „wohl gefährlichste Gang der Welt“, die inzwischen mit etwa 100 000 Mitgliedern Gebiete in sechs Ländern und 33 US-amerikanischen Staaten kontrolliert.

Der 18-jährige Willy, genannt El Casper (Edgar Flores) gehört bereits seit etlichen Jahren zu einer mexikanischen Clique dieser Gang. Neben Botendiensten besorgt er neue Jungs für die Bande, so etwa auch den zwölfjährigen El Smily (Kristyan Ferrer). Um dazu zu gehören, muss Smily jedoch zunächst durch ein brutales Aufnahmeritual hindurch: 13 Sekunden lang prügeln Bandenmitglieder auf ihn ein. Damit aber Smily endgültig in die „Mara Salvatrucha“ aufgenommen wird, hat der 12-Jährige noch eine zweite Prüfung zu bestehen: Er muss einen Feind erschießen. Beides zeigt „Sin nombre“ mit der gleichen hyperrealistischen Gewalt, die Fernando Meirelles’ Spielfilmdebüt „City of God” (siehe Filmarchiv) kennzeichnete, nennt Cary Joji Fukunaga doch genau diesen brasilianischen Spielfilm als sein wichtigstes Vorbild.

Zur gleichen Zeit in Honduras: Die junge Sayra (Paulina Gaitan) macht sich mit ihrem Vater und ihrem Onkel auf den Weg nach Norden. Ihr Ziel: Ein Bahnhof in der Nähe der mexikanisch-amerikanischen Grenze, wo sie auf einen Zug aufzuspringen hoffen, auf dessen Dach sie die Grenze überqueren können. Dort treffen sich die Wege von Casper und Sayra, als Casper, Smily und ihr Bandenchef Lil’ Mago (Tenoch Huerta Mejía) die Illegalen auf dem Dach ausrauben. Als Lil’ Mago versucht, Sayra zu vergewaltigen, tötet ihn Casper kurzerhand. Ab sofort werden Sayra und er von der Mara Salvatrucha gejagt.

Im Unterschied zur hohen Schnittfrequenz und den unruhigen, mit wackeliger Handkamera aufgenommenen Bildern von „City of God“ oder auch von José Padilhas „Tropa de Elite“ (siehe Filmarchiv) fällt an „Sin nombre“ die ruhigere, sehr klassische Kameraführung auf, die bestechende Aufnahme liefert. Insbesondere die Filmmusik überzeugt mit ihrer Mischung aus fetzigem Rap und ruhigen Passagen, die freilich das allzu Folkloristische vermeiden.

Obwohl auch deshalb atmosphärisch weniger dicht, weil sich das von Regisseur Cary Joji Fukunaga selbst verfasste Drehbuch mitunter konstruiert ausnimmt, hat Fukunagas Spielfilmdebüt mit Mereilles’ „City of God“ den halbdokumentarischen Ansatz gemeinsam, die „Sin nombre“ eine ausgesprochene Authentizität verleiht.
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