FANTASTISCHE MR. FOX, DER | The Fantastic Mr. Fox
Filmische Qualität:   
Regie: Wes Anderson
Darsteller: (dt. Stimmen): Andrea Sawatzki, Christian Berkel
Land, Jahr: USA 2009
Laufzeit: 87 Minuten
Genre: Animation
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 5/2010
Auf DVD: 9/2010


José García
Foto: 20th Century Fox

Der Aufschwung des Animationsfilms hat nicht nur zu einer aufsehenerregenden Perfektion des im Computer erstellen Filmes, etwa bei der inzwischen zu Disney gehörenden Animationsschmiede Pixar geführt. Darüber hinaus verhalf die Digitalisierung einer uralten Technik, der sogenannten Stop-Motion, zu neuer Blüte. Bereits 1993 verknüpfte Tim Burton in „Nightmare Before Christmas“ die aus der Stummfilmära bekannte Technik, bei der jede Bewegung und Geste einer handgefertigten Figur fotografiert und zu einer Sequenz von 24 Bildern in der Sekunde zusammengestellt werden, mit im Computer erzeugter Animation. Die dadurch eröffneten neuen Möglichkeiten in der Ausdrucksfähigkeit der Figuren sowie in der räumlichen Wirkung zogen weitere Stop-Motion-Animationsfilme nach sich, so zuletzt „Coraline“ (siehe Filmarchiv).

Der nun anlaufende Animationsfilm von Wes Anderson „Der fantastische Mr. Fox“ verwendet ebenfalls die Stop-Motion, allerdings mit einem bedeutenden Unterschied: Statt 24 Bewegungen pro Sekunde wurden 12 aufgenommen und jedes Bild doppelt verwendet. Das Ergebnis der unter Leitung von Mark Gustafson erzeugten Animation sind insbesondere beim Laufen zu beobachtende, leicht abgehakte Bewegungen, die zusammen mit der dadurch erreichten mimischen Ausdrucksstärke dem ganzen Film eine eigene Handschrift verleihen. Für das äußere Erscheinungsbild eines Animationsfilmes spielt darüber hinaus die Farbgebung eine besondere Rolle. In Andersons „Der fantastische Mr. Fox“ dominieren grelle Gelbtöne neben erdbraunen Farben, die ja zum Schauplatz des Filmes wunderbar passen.

Denn im Mittelpunkt steht der titelgebende Fuchs namens Mr. Fox, der mit seiner Frau und seinem Sohn Ash im Fuchsbau ein idyllisches Familienleben genießt. So wenig aber wie die Katze das Mausen lässt, kann der Fuchs die Hühnerjagd aufgeben. Obwohl er zwölf Jahre zuvor seinen „Beruf“ gegen den des Zeitungskolumnisten eingetauscht hatte, sehnt sich offenbar Mr. Fox nun nach seinem alten Abenteuerleben. So freut er sich des Blicks von seinem neuen Baumhaus aus auf die drei Höfe der Bauern Grob, Grimm und Gräulich. Als Neffe Kristofferson bei Mr. und Mrs. Fox einzieht, bekommt das Familienleben erste Risse. Denn Sohn Ash wird auf seinen Vetter eifersüchtig, weil sich Mr. Fox in Kristofferson mehr als in seinem eigenen Sohn gespiegelt sieht. Die Anwesenheit des Neffen erweckt endgültig „das wilde Tier“ in Mr. Fox wieder. So begibt er sich zusammen mit seinem Freund, dem Oppossum Kiley, auf Beutezug gleich zu den drei Farmen. Als die drei Bauern gemeinsame Sache machen und zurückschlagen, gerät nicht nur Mr. Fox’ Familie, sondern auch die gesamte Gemeinschaft der Tiere in Gefahr.

„Der fantastische Mr. Fox“ basiert auf einer Buchvorlage von Roald Dahl (1916–1990) , wurde jedoch von Regisseur Wes Anderson und seinem Drehbuch-Co-Autor Noah Baumbach für die Kinoadaption mit zusätzlichen Szenen und Charakteren bereichert. Mittels Zwischentiteln wird der Film wie ein Buch in Kapitel unterteilt. Zur die Stimmung des Filmes trägt insbesondere auch der Soundtrack bei, die neben Banjoklängen insbesondere aus Songs von den Rolling Stones und den Beach Boys besteht, die aus der Entstehungszeit von Roald Dahls Vorlage (1970) stammen.

Der besondere Charme von „Der fantastische Mr. Fox“ besteht nicht so sehr in der ohnehin vorhersehbaren Handlung als vielmehr in den vielen kleinen Episoden am Rande, etwa mit einer Ratte als Lagerhauswächterin oder auch im sogenannten „Whackbat“-Spiel, einer Mischung aus Baseball und Cricket, in dem Mr. Fox ein großer Meister war und nun von Sohn Ash und Neffen Kristofferson nachgeahmt wird. Darüber hinaus überzeugen insbesondere die mit viel Empathie gezeichneten Figuren und das bis in die Details liebevoll gestaltete Produktionsdesign. Beste Beispiele dafür liefern die eleganten Kostüme, etwa der Cordanzug Mr. Fox’, oder auch die detailreiche und stilvolle Ausstattung der Anwaltskanzlei „Dachs, Bieber und Bieber“. Dazu kommt die inszenatorische Pfiffigkeit, die sich in den bereits angesprochenen eigentümlichen Bewegungen, aber etwa auch im „Markenzeichen“ des Mr. Fox – „Pfiff Pfiff, Zungenschnalz!“ ausdrückt.

Das eigentliche Sujet des Filmes ist jedoch die Familie. Denn der eigentliche Konflikt, der die Handlung vorantreibt, liegt im Zwiespalt zwischen dem abenteuerlustigen, ungebunden-wilden Leben, zu dem sich Mr. Fox zurücksehnt, und der gesetzten und geborgenen Existenz in der Familie.
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