PRINCE OF PERSIA – DER SAND DER ZEIT | Prince of Persia: The Sands of Time
Filmische Qualität:   
Regie: Mike Newell
Darsteller: : Jake Gyllenhaal, Gemma Arterton, Ben Kingsley, Alfred Molina, Toby Kebbell, Reece Ritchie, Ambika Jois, Richard Coyle
Land, Jahr: USA 2009
Laufzeit: 116 Minuten
Genre: Action/Western
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 5/2010
Auf DVD: 9/2010


José García
Foto: Disney

Auf der Suche nach Abenteuer-Filmstoffen „für die ganze Familie“ stieß der Produzent Jerry Bruckheimer in den Disney-Freizeitparks auf eine Attraktion namens „Pirates of the Caribbean“, die einer der kassenträchtigsten Filmtrilogien überhaupt als Vorlage und Anregung dienen sollte: „Fluch der Karibik“ (2003), „Fluch der Karibik 2“ (2006) und „Fluch der Karibik 3 – Am Ende der Welt“ (2007) setzten zusammen weltweit mehr als 2,5 Milliarden Dollar um.

Was mit einer Freizeitpark-Attraktion funktioniert hat, könnte ebenso gut mit einem Videospiel gelingen. So oder ähnlich müssen der Disney-Konzern und Jerry Bruckheimer gedacht haben, als sie das Videospiel „Prince of Persia“ von Jordan Mechner aus dem Jahre 1989 zur Vorlage für ihren 200 Millionen Dollar teuren, in Marokko gedrehten Spielfilm „Prince of Persia – Der Sand der Zeit“ erkoren.

Der „Prinz von Persien“ ist eigentlich ein Straßenjunge namens Dastan, der im Persien des sechsten Jahrhunderts nach einem mutigen Einsatz für einen Hilflosen auf einer akrobatischen Flucht über Mauern und Dächer eine Schar königlicher Krieger zum Narren hält. Der weise König Sharamann (Ronald Pickup), der zusammen mit seinem Bruder Nizam (Ben Kingsley) zufällig Zeuge von Dastans Taten wird, ist so begeistert von diesem charismatischen Jungen, dass er ihn auf der Stelle adoptiert. Viele Jahre später greift Dastan (Jake Gyllenhaal) zusammen mit seinen Prinzen-Brüdern die heilige Stadt Alamut an, weil dort ein Waffenlager für die Feinde des Königs vermutet wird. Nach der Eroberung Alamuts wird Dastan jedoch verdächtigt, seinen Adoptivvater vergiftet zu haben. Er flieht zusammen mit der hübschen Prinzessin Tamina (Gemma Arterton), die einen mysteriösen Dolch vor dunklen Mächten in Sicherheit zu bringen versucht. Denn der im Griff versteckte magische Sand kann die Zeit zurückdrehen, was dem Besitzer die Möglichkeit eröffnet, durch diese Manipulation die Welt zu beherrschen.

Die ohnehin magere Handlung stellt sich lediglich als Vehikel für Action heraus. Regisseur Mike Newell lehnt sie außerdem überraschend nahe an ein Computerspiel an, bei dem es im Grunde lediglich ums Rennen und Kämpfen geht. Arbeitet sich der Held in einem Videospiel von einer Ebene zur nächsten vor, wo er auf den nächsten Feind trifft, so springt hier Jake Gyllenhaal alias Prinz Dastan vorwiegend von einem Dach aufs nächste. Die visuelle Umsetzung lässt an die Verfolgungsjagd am Anfang des Spielfilms „Matrix“ von Andy und Larry Wachowski mit ihren unfassbaren Sprüngen über Dächer denken. Bei manchem Kampf in „Prince of Persia“ fühlt sich der Zuschauer gar an die eigentümliche Verknüpfung von Zeitlupe und superschnellen Schnitten aus dem Film der Wachowski-Brüder erinnert. In „Prince of Persia – Der Sand der Zeit“ wecken die gänzlich austauschbaren Actionszenen allerdings den Eindruck, als seien sie an einem Stück gedreht und dann in Portionen geschnitten worden, damit sie etwa jede Viertelstunde in den Film eingefügt werden konnten.

Beim Produktionsdesign haben die Filmemacher allerdings keine Mühen und Kosten gescheut. Sowohl die Kostümbildner als auch die Stunts und eine Kameraführung, die zu Beginn gegen das Licht aufgenommene, typische Wüstenbilder liefert, vermitteln eine genrekonforme Anmutung, die von der unverhohlen an die „Sinbad“-Spielfilme oder auch an „Lawrence von Arabien“ angelehnten Filmmusik von Harry Gregson-Williams noch unterstrichen wird. Die im Computer erzeugten Bauten enttäuschen hingegen: Verglichen etwa mit dem imposanten Welten von „Avatar“ oder auch von „Der Herr der Ringe“ bleiben sie stets als Kulisse aus (digitalem) Pappmaché erkennbar.

„Prince of Persia“ krankt indes nicht nur an der vorhersehbaren Handlung und an der anachronistischen, verunglückten politischen Allegorie – die als Vorwand für eine Invasion angeblich vorhandenen Waffenschmiede spielen kaum verhüllt auf den Irakkrieg an – sondern insbesondere an der Humorlosigkeit des ganzen Filmes. Zwar gehen manche Witze über die zu hohe Steuerlast und die „Werbetrommel“, die unbedingt zum Geschäft gehöre, auf das Konto eines findigen Geschäftsmanns (Alfred Molina), aber von der Schlagfertigkeit des charmanten Haudegens Captain Jack Sparrow in „Fluch der Karibik“ ist der Muskelprotz Dastan denkbar weit entfernt.

Wie es sich für einen Disney-Film gehört, werden der Wert der Familie und der Heimat sowie die uramerikanische Lebensweisheit „Wir bestimmen unser Schicksal selbst“ heraufbeschworen. Die für ein Videospiel-Märchen unerwartet realistische Brutalität mancher Szene hintertreibt jedoch den Anspruch der Unterhaltung „für die ganze Familie“. Mit der deshalb gerechtfertigten Altersfreigabe ab 12 Jahren verliert de Film von Mike Newell denn auch einen bedeutenden Teil seines Publikums.
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