MY NAME IS KHAN | My Name is Khan
Filmische Qualität:   
Regie: Karan Johar
Darsteller: Shah Rukh Khan, Kajol Devgan, Jimmy Shergill, Zarina Wahab, Arif Zakaria, Sheetal Menon, Tanay Chheda, Arjun Mathur, Christopher B. Duncan, Soniya Jehan, Vinay Pathak
Land, Jahr: Indien / USA 2010
Laufzeit: 126 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S
im Kino: 6/2010
Auf DVD: 10/2010


José García
Foto: 20th Century Fox

In ihrem Beitrag zur Kurzfilm-Kompilation „11’09’’01“ (siehe Filmarchiv) erzählte die in den Vereinigten Staaten lebende, aus Indien stammende Regisseurin Mira Nair von einer Familie pakistanischer Herkunft, die in New York ins Visier der Terroristenfahndung gerät. Von den Veränderungen, die nach dem „11. September“ für die in den Vereinigten Staaten lebenden Muslime auftraten, handelt ebenfalls der anlaufende Spielfilm „My Name is Khan“ des aus Bombay stammenden Regisseurs Karan Johar.

Der Zuschauer lernt den indischen Moslem Rizvan Khan (Shah Rukh Khan) im November 2007 kennen, als der am Asperger-Syndrom leidende junge Mann an einem amerikanischen Flughafen von Sicherheitskräften festgehalten wird, weil ihnen sein Äußeres verdächtig vorkommt. Rizvan Khans von dieser milden Variante des Autismus beeinflusstes Kommunikationsverhalten wird bereits in der Eingangsszene deutlich. Unbekümmert erzählt er den Sicherheitsbeamten seine Mission: Er will den amerikanischen Präsidenten treffen, um ihm nur eines zu sagen: „Mein Name ist Khan und ich bin kein Terrorist.“

Wie es dazu kam, dass der scheue Khan offensichtlich seit Jahren quer durch die Vereinigten Staaten umherstreift, um endlich dem amerikanischen Präsidenten persönlich zu begegnen und bei ihm diese einfache Botschaft loszuwerden, zeigt der episch angelegte „My Name is Khan“ in einer langen Rückblende. Bereits als kleiner Junge lernte der gläubige Muslim von seiner Mutter eine schlichte Lebensweisheit: Es gibt nur zwei Sorten Menschen auf der Welt – gute und böse. Als Erwachsener reiste Rizvan seinem jüngeren Bruder in die Vereinigten Staaten nach, wo er sich als Vertreter für Kosmetik-Produkte versuchte. So begegnete er der schönen Friseurin Mandira (Kajol Devgan), einer Hindu, in die er sich augenblicklich verliebte.

Mit seiner naiven Art gelingt es Rizvan tatsächlich, das Herz der alleinerziehenden Mutter zu gewinnen. In San Francisco erleben sie Ende der neunziger Jahre ein in farbenfrohen Bildern und mit beschwingter Musik dargestelltes glückliches Familienleben. „Ich hatte das Versprechen meiner Mutter gehalten. Ich hatte ein glückliches Leben“, fasst Rizvan Khan später diese Zeit zusammen. Der Idylle setzt der 11. September 2001 allerdings ein jähes Ende. Die Paranoia gegen alles Muslimische führt bei der muslimisch-hinduistischen Familie zu einer Tragödie, an der die Ehe zu zerbrechen droht. Um Mandiras Liebe wieder zu erlangen, sieht Rizvan keinen anderen Ausweg, als den Satz wörtlich zu nehmen, den seine Frau in einem verzweifelten Augenblick ausspricht: Der US-Präsident soll es persönlich von ihm hören, dass er kein Terrorist sei.

Stilistisch nimmt sich „My Name is Khan“ als eine Mischung aus Hollywood und Bollywood aus. Obwohl der Film keine Bollywood- typischen Tanzeinlagen bietet, sind viele indische Klischees von den schrillen Farben der flatternden Kleider über die Zeitlupen und die schmachtende Musik bis zu den Sonnenaufgängen im Film doch präsent. All diese Elemente werden dann mit der dem Hollywood-Kino eigentümlichen Art der Dramatisierung verknüpft. Für die Inszenierung spielt allerdings eine entscheidende Rolle die arglose Sicht des Protagonisten, wobei Regisseur Karan Johar die großen Autismus-Klassiker des Hollywood-Filmes ungeniert zitiert. Mit „Forrest Gump“ hat er nicht nur die an den berühmten Ausspruch von dessen Mutter erinnernde, bereits erwähnte Lebensregel gemeinsam. Darüber hinaus bleibt der junge Mann ebenso wie der von Dustin Hoffman dargestellte Autist Raymond Babbitt in „Rain Man“ mitten auf einem Zebrastreifen stehen.

Der naive Standpunkt des Protagonisten setzt sich freilich in einem etwas simplifizierten Drehbuch fort, das dem Zuschauer immer wieder vorgibt, was er zu empfinden hat. Der moralische Zeigefinger ist in diesem romantischen Drama, das gegen die rassistisch oder religiös begründete Diskriminierung allzu plakativ zu Werke geht, zwar stets sichtbar. Mit dieser ironiefreien Erzählweise versöhnen den Zuschauer jedoch nicht nur die sympathischen Figuren, sondern darüber hinaus die Bemühungen, den 11. September nicht aus der Sicht der Opfer, sondern aus den daraus entstandenen Verdächtigungen heraus zu beleuchten. Nicht zuletzt ist „My Name is Khan“ allerdings eine „epische Liebesgeschichte über zwei Menschen, die beide die Welt auf eine ganz besondere Weise sehen”, wie Regisseur Karan Johar über seinen Film ausführt.
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