|
||||||||||||||||||||
José GarcÃa Foto: Koch Media Nachdem im Bereich der âPräimplantationsdiagnostik (PID)â genannten vorgeburtlichen Selektion durch das Urteil des Bundesgerichtshof vom 06.07.2010 der Damm gebrochen ist, werden Zukunftsszenarien in Fragen der gesamten umstrittenen Handlungsfelder der Biomedizin wieder ganz aktuell. Das Kino bemüht sie jedenfalls zurzeit in verstärktem MaÃe. Standen die Folgen menschlicher Eingriffe in die Genetik in den Science-Fiction-Filmen âSplice â Das Genexperimentâ (siehe Filmarchiv) und âRepo Menâ (siehe Filmarchiv) eher im Schatten einer actiongeladenen Sensationslust, behandelte sie Jaco von Dormaels âMr. Nobodyâ (siehe Filmarchiv) lediglich am Rande, so kommt mit Duncan Jonesâ âMoonâ ein Science-Fiction-Film in die Kinos, der solche Fragen ganz in den Mittelpunkt stellt. Ein Werbefilm der Firma âLunarâ führt den Zuschauer in die Vorgeschichte von âMoonâ ein: In einer nicht näher bestimmten, aber nicht allzu weit entfernten Zukunft ist das Energieproblem der Erde dadurch gelöst, dass das auf der Mondoberfläche gewonnene Helium-3 als Brennstoff genutzt wird. Für dessen Abbau wird ein einziger Astronaut benötigt: Sam Bell (Sam Rockwell) überwacht die automatisierten Arbeiten auf der dunklen Seite des Mondes mit Hilfe des Stationsroboters Gerty (im Original gesprochen von Kevin Spacey) von der Station âSarangâ aus. Seitdem der Nachrichtensatellit defekt ist, kann Sam allerdings nicht direkt mit der Erde kommunizieren. Die einzige Kontaktmöglichkeit besteht darin, Mitteilungen aufzunehmen und an seine Familie oder auch zur Bodenstation zu verschicken. Als direkter Ansprechpartner bleibt ihm in der Einsamkeit des Mondes allein der sprechende Roboter Gerty, der nicht unbeabsichtigt an den Bordcomputer HAL aus Stanley Kubricks â2001- Odyssee im Weltraumâ (1968) erinnert. Der Dreijahres-Vertrag mit âLunar Industriesâ neigt sich seinem Ende zu, als Sam eine plötzliche Verschlechterung seiner Gesundheit feststellt. Die Beeinträchtigung des Sehvermögens führt zu einem Unfall, als Sam eine Routineinspektion der Anlage durchführt. Nach dem Unfall wacht er im Krankenzimmer der Mondstation auf â wie er dorthin gekommen ist, kann sich weder er noch der Zuschauer erklären. Ebenfalls nicht verstehen kann Sam, warum Gerty die Anweisung erhalten hat, ihn unter Quarantäne zu stellen und nicht ins Freie zu lassen. Plötzlich taucht eine zweite, jüngere und kräftigere Version seiner selbst auf. Allmählich gelangt Sam zu der Ãberzeugung, diese jüngere Version sei ein Klon. Allerdings beanspruchen beide für sich, der Original-Mensch zu sein: âIch bin kein Klon. Du bist der Klonâ. Gemeinsam versuchen der âersteâ und der âzweiteâ Sam herauszufinden, was auf der Mondstation vor sich geht. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn von der Erde wird ein bemanntes Raumschiff auf den Mond losgeschickt, um nach den Rechten zu sehen. In den unendlichen Weiten des Weltalls bietet âMoonâ ein Kammerspiel, ein Drei-Personen-Stück mit nur einem Schauspieler. Die minuziös durchkomponierten Bilder von Kameramann Gary Shaw beeindrucken durch den Kontrast zwischen dem blendenden Sonnenlicht und der schwarz-weiÃen Anmutung auf der dunklen Seite des Mondes. Das etliche Science-Fiction-Filme zitierende Produktionsdesign von Tony Noble, die atmosphärische Musik von Clint Mansell und insbesondere auch der sorgfältig eingesetzte Schnitt von Nicolas Gastner tragen zu einem bedrückenden Ambiente bei, das ganz im Dienste der Handlung steht. Wie etwa Ridley Scotts Science-Fiction-Klassiker âBlade Runnerâ (1982) stellt auch âMoonâ die Frage nach dem Menschen und seinen Kopien, seien sie nun âReplikantenâ oder âKloneâ. Ist ein Klon, der über Gedächtnisimplantate des âursprünglichenâ Sam verfügt, ein Doppelgänger, eine aufgewertete Version desselben Sam? Was macht eine menschliche Identität aus? Was ist in der Gegenüberstellung mit einer oder mehreren Versionen des eigenen Selbst ein âDuâ und ein âIchâ? In der Firma âLunar Industriesâ zeigt Duncan Jones die Profiteure der Klon-Technik: Sie haben sich für die scheinbar gewinnbringendsten âLösungâ entschieden: Statt alle drei Jahre einen neuen Ingenieur auf den Mond zu bringen und ihn dort einzuarbeiten, ersetzen sie den ursprünglichen Sam Bell alle drei Jahre durch einen neuen Sam-Klon. Dass dabei der Mensch zu reinem Kostenfaktor degradiert wird, verschweigt âMoonâ nicht, etwa als Sam zum Roboter Gerty sagt: âWir sind nicht programmiert, wir sind Menschenâ. Im Unterschied zu manchen Science-Fiction-Filmen der letzten Zeit legt âMoonâ sein Augenmerk auf die menschenverachtenden Seiten der Gentechnik und dadurch auch auf die ethisch-moralischen Fragen des menschlichen Klonens. |
||||||||||||||||||||
|