ECLIPSE – BIS(S) ZUM ABENDROT | The Twilight Saga: Eclipse
Filmische Qualität:   
Regie: David Slade
Darsteller: Kristen Stewart, Robert Pattinson, Taylor Lautner, Billy Burke, Sarah Clarke, Ashley Greene, Peter Facinelli, Elizabeth Reaser, Kellan Lutz
Land, Jahr: USA 2010
Laufzeit: 124 Minuten
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 7/2010
Auf DVD: 11/2010


José García
Foto: Concorde

Bereits ein gutes halbes Jahr nach der zweiten Verfilmung der „Twilight“-Romane von Stephenie Meyer „New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde“ (siehe Filmarchiv) startet im Kino der dritte Film „Eclipse – Bis(s) zum Abendrot“. Kein Wunder, nachdem der erste „Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ Ende 2008, Anfang 2009 weltweit knapp 385 Millionen Dollar, der zweite Film „New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde“ gar knapp 710 Millionen Dollar einspielte, sollte wohl möglichst schnell nachgelegt werden.

Ähnlich den „Harry Potter“-Verfilmungen wird durch den Wechsel auf dem Regiestuhl der jeweiligen Folge eine besondere Note verliehen. Fand Catherine Hardwicke für den ersten „Twilight“-Film eine atmosphärisch dichte Mischung aus Action und Romantik, so zielte Chris Weitz beim zweiten „Bis(s)“-Film eher auf Teenager-Zuschauerinnen. In „New Moon“ überwog eine unverblümt melancholische Musik. Dies und die penetrant ins Bild gesetzten Aufnahmen von Jungen mit freiem Oberkörper zielten offensichtlich auf ein pubertierendes weibliches Publikum. Für den dritten Film wurde als Regisseur der Brite David Slade verpflichtet, der bislang Horrorfilme gedreht hatte, womit „Eclipse“ etwas düsterer ausfallen sollte als die beiden ersten „Twilight“-Verfilmungen.

Natürlich geht es auch im dritten „Bis(s)-Film“ vor allem um die Liebe zwischen der Schülerin Bella (Kristen Stewart) und dem Vampir Edward Cullen (Robert Pattinson), die im zweiten Film dadurch zu einem Dreiecksverhältnis geworden war, dass auch Bellas Jugendfreund Jacob (Taylor Lautner) seine Liebe zu ihr entdeckte. Ebenfalls im zweiten Film stellte sich Jacob als ein Werwolf heraus, wie die anderen Mitglieder des Quileute-Stamms.

In „Eclipse – Bis(s) zum Abendrot“ steht Bella einerseits vor ihrem Schulabschluss, andererseits vor der Wahl zwischen Edward und Jacob. Die äußere Handlung wird von mysteriösen Morden in der Umgebung ihrer Stadt vorangetrieben. Der rachsüchtigen Victoria (Bryce Dallas Howard) ist es gelungen, eine sogenannte „Neugeborenen-Armee“ aufzustellen. Dabei handelt es sich um „neugeborene Vampire“, die in den ersten Monaten ihres neuen Daseins besonders kräftig, erbarmungslos und blutrünstig sind. Sie stellen eine solche Gefahr dar, dass sogar die Cullen-Vampire und die Quileute-Werwölfe gegen sie gemeinsame Sache machen.

Abgesehen davon, dass die „Neugeborenen-Armee“ der „Klonkrieger-Armee“ aus „Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger“ (2002) verdächtig ähnlich sieht, greift das Drehbuch von Melissa Rosenberg auf banalste Tricks zurück. So wird etwa in einer Rückblende die Geschichte einer aufopferungsvollen Kriegerin offensichtlich nur deshalb erzählt, weil etwa eine halbe Stunde später in der Haupthandlung eine ähnliche Situation eintritt. Die Dialoge („Ich liebe Dich, aber ihn liebe ich mehr“) zielen eindeutig auf ein vorpubertäres Publikum. Dass die Kamera von Javier Aguirresarobe immer wieder die Hauptdarsteller vor idyllischer Kulisse fotografiert, rächt sich in zweifacher Hinsicht: Zum einen sehen die Figuren manchmal wie ausgeschnitten, denn die Verknüpfung mit den computergenerierten Hintergründen scheint nicht optimal gelaufen zu sein. Zum andern werden durch diese Nahaufnahmen die Defizite in der Ausdrucksfähigkeit der jungen Schauspieler allzu deutlich.

Die Autorin der „Twilight“-Saga, die bekennende Mormonin Stephenie Meyer, weist ausdrücklich darauf hin, dass die Kernaussage ihrer Romane in einer bedingungslosen Liebe besteht, die Opfer und Verzicht einschließt. Eine reine Liebe, die getreu dem in den Vereinigten Staaten verbreiteten Leitsatz „True Love Waits“ („Wahre Liebe wartet“) auf Sex vor der Ehe verzichtet – was ihr und auch den „Twilight“-Filmen manch spöttische Kritik einbrachte.

Die filmische Umsetzung weist diesen hehren Prinzipien jedoch einen Bärendienst. Denn glaubwürdig wirkt es kaum, zumal sich die Protagonisten ständig in einer grauen Zone (Stichwort: „züchtig angezogen“ im Bett nebeneinander liegen) bewegen. Zu dieser Auffassung passen außerdem die Bemühungen kaum, Jacob und seine Stammesgenossen bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit mit nacktem Oberkörper ins Bild zu setzen. Über die logischen Unstimmigkeiten hinaus – warum tragen die Werwölfinnen im Gegensatz zu ihren männlichen Artgenossen doch ein Oberteil, woher haben sie alle ihre Kleidungsstücke, wenn sie sich wieder in Menschen zurückverwandeln? – stehen solche voyeuristische Szenen ganz und gar im Gegensatz zu Stephenie Meyers Anliegen. Die Balance zwischen dem übersexualisierten Ambiente und dem Wunsch, keusch zu bleiben, mag Autorin Meyer in ihren Büchern gelingen. Auf der Leinwand wirkt sie einfach gekünstelt.
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