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José GarcÃa Foto: Warner Bros. Mehr als ein Jahrzehnt ist es her, dass mit âMatrixâ (1999) die Wachowski-Brüder einen Spielfilm schufen, der wie kaum ein anderer zuvor Action- und Thesenkino miteinander verknüpfte. Denn der Film von Andy und Lana (Larry) Wachowski kleidete die Frage nach der Realität dessen, was wir Wirklichkeit nennen, in ein modernes Gewand. âMatrixâ lieà sehr unterschiedliche Lesarten zu, weil handfeste Action und intellektueller Unterbau nicht nur das auf den ersten Blick instabile Gleichgewicht hielten, sondern darüber hinaus eine echte innere Einheit eingingen. âMatrixâ zeichnete sich insbesondere durch den ständigen Wechsel zwischen der realen und der alternativen Welt einer als âMatrixâ bezeichneten Computersimulation aus. Der Ãbergang zwischen einer realen und einer simulierten Welt kennzeichnet ebenfalls Christopher Nolans neuen Spielfilm âInceptionâ. Konnten die realen Rebellen im Film der Wachowski-Brüder ein virtuelles Ich in die (allerdings fertige) Matrix hineinschmuggeln, so schaffen die Protagonisten von âInceptionâ Traumwelten, in die sich selbst sowie das âSubjektâ hineinbringen. Denn bei Christopher Nolans neuem Film geht es um âExtrationâ, eine ganz besondere Spielart des Diebstahls. Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) zieht wertvolle Geheimnisse aus dem Unterbewusstsein des jeweiligen âSubjektesâ gerade während einer Traumphase heraus. Weil diese Art Industriespionage nicht ganz legal ist, steht Cobb auf der Fahndungsliste des FBI, was ihm âden Weg nach Hauseâ versperrt. Der japanische Geschäftsmann Saito (Ken Watanabe) bietet Cobb Immunität gegen einen ganz besonderen Auftrag an: Er soll diesmal nichts âextrahierenâ, sondern genau das Gegenteil bewirken, nämlich Saitos Konkurrenten Robert Fischer Jr. (Cillian Murphy) den Gedanken âeinpflanzenâ, sein Firmenimperium zu zerschlagen. Um diese âInceptionâ vorzunehmen, stellt Cobb mit seinem Vertrauten Arthur (Joseph Gordon-Levitt), dem Fälscher Eames (Tom Hardy), dem für die Schlafdrogen zuständigen âChemikerâ Yusuf (Dilepp Rao) und der Architektin Ariadne (Ellen Page) sein Team in âOceanâs Elevenâ-Manier zusammen. Ariadnes Name drückt â analog etwa zu Morpheus in âMatrixâ â bereits ihre Funktion aus: Sie soll die Traumwelten gemäà ihrem Vorbild aus der Mythologie als Labyrinthe konstruieren, damit das âSubjektâ sie nicht als geschaffene Gebilde wahrnimmt. Weil Ariadne neu im Cobbs Team ist, wird ihr die Traumwelt ausführlich erklärt. Dies hemmt zwar etwas den Fortgang der Handlung, aber dieser Kunstgriff ermöglicht es dem Zuschauer, nach etwa einer halben Stunde zur Ruhe zu kommen und sich in der Welt von âInceptionâ besser zu orientieren. Wichtigste Regel: Da im Traum das Gehirn schneller als in der Wirklichkeit arbeitet, läuft dort die Zeit langsamer. Diese Hauptregel bedeutet aber auch, dass sich die Zeit in einem Traum im Traum noch einmal verlangsamt. Insgesamt durchläuft Cobbs Team vier Traum-Ebenen, was zu vier Parallelhandlungen mit je eigenem Stil führt. Nimmt sich die Handlungsstruktur von âInceptionâ durchaus komplex aus, so zeichnet sich seine Dramaturgie durch klassische Elemente aus. Dazu gehört etwa, dass trotz sorgfältiger Planung in der Ausführung etwas schief läuft, was das ganze Unternehmen in Gefahr bringt. Noch mehr Gefahr geht allerdings von einem ebenfalls klassischen Aspekt aus: Der Held birgt ein Geheimnis in sich, das sich als der stärkste Feind herausstellen wird. Dass âInceptionâ visuell und dramaturgisch immer wieder an etliche Filme erinnert, spricht in keinster Weise gegen seine Originalität. Denn Regisseur Christopher Nolan verknüpft all diese Elemente auf höchst eigenwillige Art und Weise miteinander, so dass das Ergebnis absolut eingeständig ist. Auf der formalen Ebene führt dieser Eklektizismus freilich dazu, dass âInceptionâ trotz seiner brillanten Optik weniger stilbildend wirkt als etwa âMatrixâ. Ãhnlich âMatrixâ stellt in âInceptionâ die Action lediglich eine AuÃenseite dar, hinter der tiefgreifende Fragen angesprochen werden. Ãber das durchaus von Siegmund Freud beeinflusste Verhältnis zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen dem Bewussten und dem Unterbewusstsein hinaus handelt Nolans Film von Trauer und Schuld. Insofern bleibt sich Regisseur Christopher Nolan treu, der sowohl âBatman Beginsâ (2005) als auch âThe Dark Knightâ (2008) als âLäuterungsplotâ angelegt hatte, bei dem die Hauptaussage lautet: Die eigentlichen Kämpfe werden im Inneren eines jeden ausgefochten. Wenn auf der Leinwand âThe Endâ erscheint und das Licht im Kinosaal wieder eingeschaltet wird, würde sich der Zuschauer am liebsten den ganzen Film wieder von vorne anschauen, so komplex die Handlung, so viele Details sind an ihm vorübergegangen, ohne dass er sie alle wahrnehmen konnte â kein geringes Lob für einen zweieinhalbstündigen Spielfilm, der überdies höchste Konzentration abverlangt. |
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