THEMBA – DAS SPIEL SEINES LEBENS | Themba
Filmische Qualität:   
Regie: Stefanie Sycholt
Darsteller: Nat „Junior“ Singo, Emmanuel Soqinase, Anisa Mhlungula, Mihle Mtakati, Kagiso Mtetwa, Melenbatu Maxhama, Simphiwe Dana, Jens Lehmann
Land, Jahr: Deutschland / Südafrika 2010
Laufzeit: 105 Minuten
Genre:
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 8/2010
Auf DVD: 1/2011


José García
Foto: alpha medienkontor

Fußball und Kino können mit Fug und Recht als die Sport- respektive Kultursparte mit der größten Breitenwirkung bezeichnet werden. Weil sich aber der Sportfilm zu einem regelrechten Kinogenre vornehmlich in Hollywood entwickelte, sind auf der Kinoleinwand die in den Vereinigten Staaten verbreiteten Sportarten Football oder Baseball weit häufiger als Fußball zu sehen. Die Faszination Fußball auf die große Leinwand zu bannen, gelang am ehesten dem deutschen Regisseur und ehemaligen Fußballer Sönke Wortmann mit „Das Wunder von Bern“ (2002) und natürlich mit seiner WM-Dokumentation „Deutschland. Ein Sommermärchen“ (2006). Konzentrierten sich Wortmanns Filme auf das Fußballfieber, das ein ganzes Land während der Weltmeisterschaften 1954 und 2006 erfasste, so startet mit „Themba – Das Spiel seines Lebens“ ein Spielfilm im deutschen Kino, der den Sport als Vehikel für einen Erziehungsplot einsetzt.

Ein Nachwuchs-Fußballspieler sitzt erstmals auf der Bank der Jugend-Nationalmannschaft Südafrikas, als sich ein Stammspieler verletzt. Er soll eingewechselt werden – die Chance seines Lebens! In diesem Moment erinnert er sich an seine Kindheit: Als 12-Jähriger lebt Themba (Emmanuel Soqinase) mit seiner Mutter Mandisa (Simphiwe Dana) und seiner 9-jährigen Schwester Nomtha (Mihle Mtakati) in armen Verhältnissen in einem kleinen Dorf. Als leidenschaftlicher Fußballspieler gründet er mit seinem besten Freund Sipho (Melenbatu Maxhama) und anderen Jungs aus dem Dorf die „Lion Strikers“.

Eines Tages nistet sich bei ihnen der vermeintliche Verwandte Luthando (Patrick Mofokeng) ein, der den ganzen Tag mit Trinken verbringt. Jahre später hat sich die finanzielle Lage der Familie so sehr verschlechtert, dass die Mutter beschließt, in Kapstadt Arbeit zu suchen. Themba und Nomtha bleiben mit Luthando zurück. Eines Nachts bedrängt der volltrunkene Luthando Nomtha (Anisa Mhlungula). Themba (Junior Singo) schafft es, Luthando aufzuhalten und Nomtha wegzuschicken. Aber der Preis, den er dafür bezahlt, ist hoch: Er verliert im Kampf das Bewusstsein. Als er wieder erwacht, begreift er, dass Luthando ihn vergewaltigt hat. Am nächsten Tag macht er sich mit seiner Schwester auf die Reise in die Metropole Kapstadt, um dort nach ihrer Mutter zu suchen. In der Großstadt erinnert sich Themba daran, dass ihm bei einem Jugendturnier der Leiter der „All Star Academy“, John Jacobs (Jens Lehmann) seine Visitenkarte gab, und macht sich auf, die Fußballakademie zu suchen.

Bei „Themba – das Spiel seines Lebens“ führt Regie die aus Südafrika stammende Stefanie Sycholt nach einem auf dem Roman „Themba“ des deutsch-niederländischen Schriftstellers Lutz van Dijk basierenden, selbst verfassten Drehbuch. Die 1963 geborene Regisseurin Sycholt studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Ihr Film entstand denn auch als deutsch-südafrikanische Produktion vorwiegend mit einem deutschen Team: Kameramann Egon Werdin liefert klassische Bilder, die teilweise den Kontrast zwischen den ärmlichen Verhältnissen im Dorf, den Hochhäusern in der Großstadt und den Slums betonen. Die Gastrolle des ehemaligen Nationaltorhüters Jens Lehmann ist vornehmlich als Unterstützung für den Film zu verstehen. Dramaturgisch nimmt sich die Rolle eher überflüssig aus.

Der Einsatz Jens Lehmanns steht im Zusammenhang mit dessen Engagement für Kinder mit AIDS. Denn „Themba“, der in der Sprache der Xhosa „Hoffnung“ bedeutet, handelt nicht nur vom Fußball, sondern auch von der Hoffnung, die der Sport einem Jugendlichen aus den untersten Gesellschaftsschichten bietet. Das Schicksal von „Themba“ soll aber auch verdeutlichen, dass für HIV-positive und missbrauchte Menschen ebenso Hoffnung besteht. Leider wird diese Botschaft insbesondere am Schluss mit unnötigem Pathos vermittelt. Übrigens: Dass der junge Darsteller ein talentierter Nachwuchs-Fußballspieler sein soll, wird mehr behauptet als bebildert, so nachlässig sind die wenigen Fußballsequenzen inszeniert.

Dies störte das UN-Kinderhilfswerk UNICEF jedoch nicht: „Themba – Das Spiel seines Lebens“ wurde auf dem 13. internationalen Filmfestival im afrikanischen Sansibar mit dem UNICEF-Kinderrechtspreis für Filme ausgezeichnet. Anlässlich der Deutschlandpremiere des Films am 1. August in Köln überreichte das UN-Kinderhilfswerk die Auszeichnung an Regisseurin Stefanie Sycholt. Rudi Tarneden, Sprecher von UNICEF Deutschland , begründete die Auszeichnung: „‚Themba’ wurde mit dem UNICEF-Preis ausgezeichnet, weil er ebenso unterhaltsam wie überzeugend das Leben von Kindern und Jugendlichen im
südlichen Afrika erzählt. Er zeigt ihre Probleme wie extreme Armut und Aids genauso wie ihre Träume, ihre Hoffnungen und ihre Entschlossenheit, das Elend zu überwinden.“
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