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José GarcÃa Foto: Concorde Der Film gehörte zu den wesentlichen Stützen der nationalsozialistischen Propaganda. Der selbsternannte âSchirmherr des deutschen Filmsâ Joseph Goebbels instrumentalisierte das Kino, um das Denken und das Fühlen der Gesellschaft zu beeinflussen. Als Paradebeispiel für den NS-Propagandafilm gilt âJud SüÃâ von Veit Harlan aus dem Jahre 1940. Der Spielfilm fand begeisterte Zustimmung bei seinem Auftraggeber. So notierte Joseph Goebbels am 18. September 1940 in seinem Tagebuch: âHarlan Film âJud-SüÃâ. Ein ganz groÃer, genialer Wurf. Ein antisemitischer Film, wie wir ihn uns nur wünschen können. Ich freue mich darüber.â Ãber die Wirkung von âJud SüÃâ, der zur Pflichtveranstaltung für Wehrmacht und SS gemacht und bis 1943 von etwa 20 Millionen Zuschauer gesehen wurde, ist viel spekuliert worden. Ralph Giordano beschreibt seine eigene Erfahrung mit den Worten: Nach der Aufführung sei âdie Luft schwer (gewesen), die mörderische Wirkung des Films überwältigend präsent. So präsent, dass ich glaubte, mich nicht erheben zu können, ohne erkannt zu werden.â In dem nun anlaufenden Spielfilm âJud Süà â Film ohne Gewissenâ widmet sich der deutsche Regisseur Oskar Roehler nach einem Drehbuch von Klaus Richter der Entstehung des Nazi-Propagandawerks von Veit Harlan. Die deutsch-österreichische Produktion, die bei der diesjährigen Berlinale uraufgeführt wurde, konzentriert sich auf den Konflikt des Schauspielers Ferdinand Marian (Tobias Moretti), der von Goebbels (Moritz Bleibtreu) direkt die Hauptrolle angeboten bekommt, sich zunächst einmal dagegen sträubt, aber unter dem immer werdenden Druck des Propagandaministers am Ende einwilligt. Ins Auge springt zunächst einmal, dass der von Justus von Dohnányi dargestellte âJud SüÃâ-Regisseur Veit Harlan zu einer Nebenfigur, seine Frau Kristina Söderbaum (Paula Kalenberg), die immerhin in Harlans Film die wichtige Rolle der Dorothea Sturm spielte, zur bloÃen Staffage degradiert wird. Aufschlussreiche Informationen über den umstrittenen Regisseur liefert etwa der inzwischen auf DVD erschienene Dokumentarfilm von Felix Moeller âHarlan â Im Schatten von Jud SüÃâ (2008), der in Interviews mit Kindern und Enkelkindern, mit Filmausschnitten und Material aus dem Familienarchiv vom Schicksal der Harlan-Familie in der Nachkriegszeit erzählt. Oskar Roehler richtet hingegen seine Aufmerksamkeit auf die Beziehung zwischen Goebbels und Marian, weil â so betonten Drehbuchautor Klaus Richter und der Regisseur selbst auf der Berlinale-Pressekonferenz â ihr Film in keinen Dokumentarismus verfallen sollte. Dass eine bloÃe Aufeinanderreihung von Fakten noch keinen tauglichen Kinofilm ausmacht, wurde dem Zuschauer etwa bei Uli Edels âDer Baader Meinhof Komplexâ (siehe Filmarchiv) ja allzu deutlich. âJud Süà â Film ohne Gewissenâ muss sich denn auch an der von Klaus Richter beanspruchten âinnere(n) Wahrhaftigkeit, die nicht unbedingt mit der äuÃeren, der dokumentarischen identisch istâ, messen. In diesem Sinne will der Regisseur nach eigenem Bekunden einen realistischen Spielfilm liefern. Dafür spricht nicht nur die von ihm bei der Pressekonferenz angesprochene âhistorische Präzisionâ der Recherche, sondern etwa auch die die Anmutung der frühen Farbfilme imitierende Farbgebung von âJud Süà â Film ohne Gewissenâ, vor allem jedoch die in seinen Film immer wieder eingestreuten nachinszenierten Passagen des Originalfilms von 1940, die übrigens zu den Stärken von Roehlers Film gehören. Dass bei der interpretatorischen Dramatisierung eines historischen Filmstoffes Zuspitzungen, Verschärfungen vorgenommen, ja sogar neue Charaktere hinzugefügt oder reale Personen verändert werden dürfen oder sogar müssen, steht auÃer Frage. Bedenklicher wird es allerdings, wenn solche Korrekturen die âinnere Wahrhaftigkeitâ einer historischen Gestalt verdrehen. Dies geschieht hier etwa dadurch, dass Roehler und Richter Ferdinand Marian eine âhalbjüdischeâ Ehefrau (Martina Gedeck) andichten. Dazu führt Marian-Biograf Friedrich Knilli aus: âRoehler nimmt ein Argument, wie das heute sehr, sehr oft in sehr klischeehaften Darstellungen des Dritten Reichs ist: dass er sich für die Rettung eines Juden, nämlich seiner Frau einsetzt. Was er nicht getan hat. Das verfälscht die Entwicklung dieser Figur. Er wird dadurch zu einem Retter und Helden, der er nicht warâ. Die Inszenierung selbst stiftet beim Zuschauer auÃerdem Verwirrung. Denn âJud Süà â Film ohne Gewissenâ chargiert zwischen Realismus und Satire, die insbesondere in der Charakterisierung des Propagandaministers zum Ausdruck kommt. Moritz Bleibtreu ahmt das Nachziehen des Beines, den rheinischen Dialekt, das auf die Brust des Gegenüber Klopfen nach. Dennoch: Machen diese ÃuÃerlichkeiten die Person Joseph Goebbels aus? Bleibtreus Imitation stellt sich als der reine Manierismus heraus: Form originalgetreu, Inhalt leider entseelt. Seine Goebbels-Karikatur belastet den ganzen Film unverhältnismäÃig. |
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