ICH – EINFACH UNVERBESSERLICH | Despicable Me
Filmische Qualität:   
Regie: Pierre Coffin, Chris Renaud
Darsteller: (dt. Stimmen): Oliver Rohrbeck, Jan Delay, Peter Groeger, Nana Spier
Land, Jahr: USA 2010
Laufzeit: 94 Minuten
Genre: Animation
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 9/2010
Auf DVD: 1/2011


José García
Foto: Universal

Spätestens seit „Ice Age“ (2002) sowie seinen Nachfolgerfilmen „Ice Age 2 – Jetzt taut’s“ (2006) und „Ice Age 3 – Die Dinosaurier sind los“ (2009) ist den führenden Animationsschmieden Pixar und DreamWorks ernsthafte Konkurrenz erwachsen. „Ice Age“-Produzent Chris Meledandri, der bis 2008 die neugegründete Animationssparte von 20th Century Fox sehr erfolgreich führte, legt nun mit seiner eigenen Firma „Illumination Entertainment“ den ersten Animationsfilm für die Universal-Studios vor: „Ich – Einfach unverbesserlich“ („Despicable Me“).

Bereits die als eine Art Vorfilm gestaltete Eröffnung zeigt eine stimmige Animation und witzige Einfälle unter Ausnutzung der 3D-Effekte: In Ägypten müssen sowohl Touristen als auch Behörden feststellen, dass die berühmte Cheops-Pyramide einfach gestohlen und durch eine Attrappe ersetzt wurde. Im medialen Zeitalter macht die Nachricht bald die Runde: Die Medien bezeichnen den unbekannten Dieb als den größten Schurken des Planeten – sehr zum Missfallen von Gru, der gerne diesen „Titel“ für sich beansprucht. Der dickliche, grau in grau gekleidete Gru mit markantem russischem Akzent wird als Scheusal eingeführt, das gerne etwa Luftballons von Kindern platzen und mit Hilfe einer Eispistole ihn störende Menschen buchstäblich stehen lässt. Gru wohnt mit seiner Mutter inmitten einer wunderschönen Vorstadtidylle mit bunten Häusern in einem düsteren Anwesen, unter dem sich eine weit verzweigte unterirdische Geheimfestung erstreckt.

Dorthin zieht er sich nun zurück, um mit Hilfe des gruseligen Erfinders Dr. Nefario und seiner kartoffelförmigen kleinen Helfer namens „Minions“ einen Plan auszuhecken, der den Pyramidenraub toppen kann: den Diebstahl des Mondes. Dafür muss Gru allerdings zunächst einmal den Schrumpfstrahler stehlen, der den Mond auf Apfelsinengröße verkleinert – eine Bedingung, die von der Mafiosi-Bank gestellt wird, um dem Schurken weitere Kredite zu gewähren. Nachdem Gru den Schrumpfstrahler erfolgreich entwendet hat, wird er selbst ausgerechnet von Nachwuchsschurken Vector bestiehlt, der sich im Übrigen als Autor des Pyramidendiebstahls herausstellt. Als Gru erfährt, dass sein Konkurrent die von den Waisenmädchen Margo, Agnes und Edith angebotenen Kekse über alles mag, hat er einen weiteren genialen Einfall.

Die Autoren Sergio Pablos, Cinco Paul und Ken Daurio liefern ein Drehbuch mit vielen neuen Wendungen, das allerdings mit zunehmender Filmdauer immer konventioneller wird. Was freilich nicht als Vorwurf aufgefasst werden soll. Denn dadurch wird die Verwandlung der von Ebenezer Scrooge aus Charles Dickens’ „Eine Weihnachtsgeschichte“ inspirierten Figur erst glaubwürdig. Eben dieses komplexe Drehbuch zeichnet darüber hinaus interessante Nebenfiguren: die drei Mädchen Margo, Agnes und Edith, vor allem aber die Minions, die ähnlich dem Urzeitnager Scrat in den „Ice Age“-Filmen eine Art Eigenleben innerhalb des Filmes führen, das für witzige Augenblicke sorgt.

Obwohl „Ich – Einfach unverbesserlich“ in der Animation nicht den hohen Standard der Pixar-Filme erreicht, beziehen die Regisseure Chris Renaud und Pierre Coffin die 3D-Effekte in die Handlung mit ein, so dass sie in keinem Augenblick zum Selbstzweck werden. Zum gelungenen Gesamteindruck tragen die vielen skurril-abgedrehten Einfälle mit hohem Lachpotential am Rande bei. Aber auch diese werden in die Haupthandlung integriert, so dass sich der Film nicht wie eine bloße Aneinanderreihung von Gags ausnimmt.

Die Geschichte vom Bösewicht, der sich durch den Umgang mit unschuldigen Kindern zu einem fürsorglich-liebenden Familienvater verwandelt, mag zwar nicht besonders originell sein. Aber die spritzige Handlung voller Einfälle und amüsanter Figuren, in die sie gekleidet wird, lässt die familienfreundliche Botschaft leichter vermitteln. So kommt sie ohne übermäßige Moralinsäure daher. Bei der Verleihung des Prädikats „besonders wertvoll“ urteilte die Filmbewertungsstelle Wiesbaden: „Die Protagonisten dieses knallbunten und detailreichen Universums katapultieren sich schnell in die Herzen von jungen und älteren Zuschauern und bieten schräge Überzeichnungen, ironische Spitzen sowie parodistische Züge auf Spionage- und Agentenfilme.“ Mit einem regelrechten Feuerwerk an verrückten Einfällen bringt „Ich – Einfach unverbesserlich“ neuen Wind in den innovativen und umkämpften Animationsfilme-Markt. Dem Zuschauer kann es nur recht sein.
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