HARRY POTTER UND DIE HEILIGTÜMER DES TODES. TEIL 1 | Harry Potter and the Deathly Hallows: Part I
Filmische Qualität:   
Regie: David Yates
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Ralph Fiennes, Bill Nighy, Helena Bonham Carter
Land, Jahr: Großbritannien / USA 2010
Laufzeit: 146 Minuten
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 11/2010
Auf DVD: 3/2011


José García
Foto: Warner Bros.

Der Abschied kommt auf Raten: Dreizehn Jahre nach dem Erscheinen des ersten Bandes „Harry Potter and the Philosopher’s Stone“ im Jahre 1997 (deutsch „Harry Potter und der Stein der Weisen“, 1998) beziehungsweise drei Jahre nach der Veröffentlichung des letzten Romans „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ („Harry Potter and the Deathly Hallows“, 2007) nimmt auch die Filmwelt Abschied von einer Figur, die wie keine andere die Jugendliteratur und den Jugendfilm des letzten Jahrzehnts dominierte, aber auch zu manchem Streit etwa über den Einfluss der Zauberwelt auf Kinder und Jugendliche herausforderte. Die Kinoleinwand sagt Harry Potter allerdings nicht auf einmal Lebewohl. Denn „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ kommt in zwei Teilen ins Kino: Teil 1 startet diese Woche, auf Teil 2 müssen die Harry Potter-Fans noch bis voraussichtlich Juli 2011 warten.

Abschied prägt denn auch die ersten Minuten des Filmes. Die Zeit, die Drehbuchautor Steve Kloves und Regisseur David Yates durch die Zweiteilung gewinnen, setzten sie ein, um in ruhigem Erzählrhythmus Harry Potter (Daniel Radcliffe) und Hermine Granger (Emma Watson) von ihrer Kindheit Abschied nehmen zu lassen. Ähnlich Sam zu Beginn von Tolkiens „Der Herr der Ringe“ („Jetzt ist es soweit! Wenn ich noch einen Schritt mache, bin ich so weit von zu Hause weg wie noch nie zuvor“) drücken die Filmemacher mit diesen Szenen den „Point of no Return“ („Punkt ohne Wiederkehr“) aus: Harry, Hermine und ihr Freund Ron Weasley (Rupert Grint) kehren nicht mehr wie in den früheren Romanen und Filmen zu Beginn eines jeden Schuljahres in die Hogwarts-Schule zurück. Sie rüsten sich vielmehr für den finalen Kampf gegen den Dunklen Lord Voldemort (Ralph Fiennes), dessen Name nun offen ausgesprochen wird – auch ein Unterschied zu früher, als der größte schwarze Magier aller Zeiten nur mit Redewendungen wie „Du-weißt-schon-wer“ oder „Der, dessen Name nicht genannt werden darf“ umschrieben wurde.

Voldemort versammelt im Schloss seines Gefolgsmanns Lucius Malfoy (Jason Isaacs) seine „Todesser“ um sich. Insbesondere der ihm ergebenen Bellatrix Lestrange (Helena Bonham Carter) schärft er ein, den jungen Zauberer bei ihm abzuliefern – und zwar lebendig. Nur der Dunkle Lord darf Harry Potter töten. Der Kampf um Leben und Tod oder zwischen Gut und Böse kann beginnen. Um diesen Kampf zu gewinnen, müssen die drei Freunde die „Horkruxe“ genannten Gegenstände, in die Voldemort je einen Teil seiner Seele gebannt hatte, finden und vernichten. Mittels Rückblenden werden die bereits zerstörten Horkruxe in Erinnerung gerufen. Eins dieser Gegenstände, ein Medaillon, steht im ersten Teil von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ zwar im Mittelpunkt. Die Handlung verlagert sich jedoch nach und nach in Richtung der titelgebenden „Heiligtümer des Todes“, dessen Bedeutung von den Filmemachern mit einer wunderbaren Animationssequenz erklärt wird.

Technisch bietet „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Teil 1“ den neuesten Stand der Spezialeffekte. Deutlich wird dies etwa bei den Actionszenen, vor allem aber bei den schnell geschnittenen, hochauflösenden Bildern der Verfolgungsjagd im Wald, die in ihrer Ausführung vergleichbaren Sequenzen in „New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde“ (siehe FIlmarchiv) sehr ähneln. Der Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass für die Musik dieser zwei Spielfilme derselbe Komponist verantwortlich zeichnet: Alexandre Desplat. Zur düsteren Anmutung von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Teil 1“ trägt in besonderem Maße freilich auch das bis in die kleinsten Details geschliffene Produktionsdesign von Stuart Craig bei.

Die Filmemacher bieten indes in vielen ruhigen Momenten einen Kontrapunkt zu den Actionsequenzen. Die Kamera von Eduardo Serra zeigt nicht nur immer wieder Emma Watsons hübsches Gesicht in Großaufnahme. Sie fängt darüber hinaus etliche Totalen etwa einer „postapokalyptischen“ Landschaft ein, die an die Kamerafahrten von „Der Herr der Ringe“ erinnern. Zu den stillen Augenblicken gehört insbesondere auch Harrys Besuch auf dem Friedhof, wo er beim Grab seiner Eltern innehält.

Es sind diese Augenblicke, die den Zuschauer an den Ursprung Harry Potters erinnern: Dank der Liebe seiner Eltern wurde er vom Tod verschont. Er wurde auserwählt, den Dunklen Lord zu besiegen. Dafür ist Harry vor allem auf die Hilfe und die Freundschaft von Ron und Hermine angewiesen. Dass der Kampf zwischen Gut und Böse mit Liebe und Loyalität, aber auch mit der Überwindung von Versuchungen einhergeht, macht „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Teil 1“ in einer Schlüsselszene mit Ron Weasley als Protagonist deutlich. Damit bleibt auch der vorletzte „Harry Potter“-Film den Themen treu, die alle Harry-Potter-Romane und -Filme kennzeichnen.
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