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José GarcÃa Foto: NFP Dass das Leben eines katholischen Ordens auf der Leinwand groÃes Interesse wecken kann, zeigte der unerwartete Erfolg von Philip Grönings Dokumentarfilm âDie groÃe Stilleâ (siehe Filmarchiv), der mit etlichen Preisen, darunter dem âEuropäischen Dokumentarfilmpreisâ ausgezeichnet wurde. Eine ähnliche Ãberraschung erlebte der französische Spielfilm âVon Menschen und Götternâ (âDes Hommes et des Dieuxâ), der beim diesjährigen Internationalen Filmfestival Cannes den âGroÃen Preis der Juryâ gewann und in Frankreich ein Millionenpublikum anzog. Der Film von Xavier Beauvois (Regisseur) und Etienne Comar (Drehbuchautor) zeichnet eine wahre Begebenheit nach: Im Jahre 1996 wurden sieben Mönche des französischen Klosters âNotre-Dame de lâAtlasâ in der algerischen Stadt Tibhirine entführt und ermordet. Zu der Tat bekannte sich zwar die islamistische Terrorgruppe GIA (Bewaffnete islamische Gruppe), die wahren Hintergründe des Verbrechens blieben jedoch bis heute unaufgeklärt. In einer dokumentarisch anmutenden Inszenierung beschreibt der Film das Leben der Trappisten-Mönchen in Nordafrika: die Arbeit auf dem Feld und den Verkauf von Honig auf dem Dorfmarkt etwa sowie die Tätigkeit des alten Bruders Luc (Michael Lonsdale) als Arzt, der die Dorfbewohner mit Medikamenten, vor allem aber mit Nächstenliebe versorgt. Das Oberhaupt der Klostergemeinschaft Christian (Lambert Wilson) kümmert sich wie ein Familienvater um deren Zusammenhalt. Der Film unterstreicht das harmonische Zusammenleben zwischen Kloster und einheimischer Bevölkerung: Die Mönche werden etwa zu Familienfesten eingeladen. Wie tief die Verbundenheit ist, zeigt ein Gespräch zwischen den Mönchen und den Dorfältesten, als sich die Lage zuspitzt, und sich die Frage stellt, ob die Trappisten wegziehen sollen. Das Sinnbild Christians, die Mönche seien wie Vögel auf einem Baum, die jetzt weiterziehen müssten, greift eine ältere Frau auf, indem sie es umkehrt: âWir sind die Vögel, ihr seid der Baum. Wohin sollten wir, wenn ihr weggeht?â In âVon Menschen und Götternâ nimmt die Liturgie eine zentrale Stellung ein, weil sie dem Film seine rhythmische Struktur gibt. Dazu merkt Regisseur Xavier Beauvois an, er habe sich nach einem Besuch bei einem Trappisten-Kloster in Frankreich entschieden, den Film zu drehen: âAn deren Alltag teilzunehmen, hat mir klar gemacht, wie sehr schon jedes ihrer Rituale eine groÃartige Inszenierung ist. Der Ausgangspunkt meiner Regiearbeit war der Respekt für diese Inszenierung.â Die Aufnahmen in der Klosterkapelle bestimmen auÃerdem die Ãsthetik der Kameraarbeit von Caroline Champetier. Beauvois: âFeste, statische Einstellungen innerhalb des Klosters, Achsen, die sich dem 90 Grad Winkel in einer Kirche anpassen, wie beim Kreuz. Ich wusste, dass ich vielleicht ein bisschen mehr Freiheit im Innern von Lucs Krankenzimmer haben werde. Doch die beweglichen Aufnahmen würden nur drauÃen, in der Natur, während der Feldarbeiten zum Beispiel, stattfinden.â Der dramaturgische Wendepunkt ereignet sich, als in der Nähe des Klosters eine Baustelle überfallen und vierzehn kroatische Bauarbeiter ermordet werden. Das Militär und der Bezirksvorsteher bedrängen die Mönche, Tibhirine zu verlassen, da sie das nächste Ziel der Rebellen sein könnten. Wie konkret diese Gefahr ist, erfahren die Trappisten am eigenen Leibe, als am Weihnachtsabend eine Gruppe Rebellen im Kloster auftaucht: Mit Waffengewalt fordern sie die Versorgung ihrer Verletzten durch einen Arzt. Nun stellt sich für jeden einzelnen Bruder die Frage, ob er bleiben oder wegziehen soll. Die Mönche diskutieren, zweifeln, kämpfen mit sich â und entscheiden, dass sie gerade in dieser Situation bleiben müssen und wollen, ungeachtet der Gefahr, der sie sich persönlich aussetzen. Regisseur Xavier Beauvois geht es nicht so sehr um die äuÃeren Ereignisse oder gar um eine Ergründung der Verantwortung für die Ermordung der Mönche als vielmehr um das Miteinander der Religionen und nicht zuletzt um die Beschreibung eines erfüllten Lebens im Kloster. Davon zeugen auch groÃartige Dialoge, etwa über die Zweifel des jüngsten Bruders Christophe (Olivier Rabourdin), den Christian daran gemahnt, dass er sein Leben schon einmal hingab, als er seine Berufung befolgte. Wunderbar nimmt sich auch ein Gespräch zwischen Luc und einer jungen Muslimin über Liebesfragen aus. Ob er schon einmal verliebt gewesen sei, fragt die junge Frau den alten Mönch. Ja, antwortet er, mehrmals. âDann fand ich aber eine noch gröÃere Liebe, die ich mein Leben lang erwidert habe.â âVon Menschen und Götternâ verdeutlicht, dass die Liebe zu Gott und zu den Nächsten alles vermag, etwa auch standhaft zu bleiben, selbst auf Kosten des eigenen Lebens. Dazu führt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch aus: âDer Film ist ein herausragendes Beispiel für die Vermittlung christlicher Werte im Kino. Er stellt eindrucksvoll dar, wie aus tiefer Spiritualität und der Nähe zu Gott die Kraft erwächst, die politisch brisante Botschaft der Liebe gerade in einer Situation der Bedrohung durch Gewalt konsequent zu lebenâ. |
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