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José GarcÃa Foto: Schwarzweiss Im französischen Spielfilm âVergissmichnichtâ spielt Regisseur Yann Samuell bereits im Originaltitel auf den Inhalt an: âLââge de raisonâ (âDas Alter der Vernunftâ) bezeichnet im Französischen die Entwicklungsphase von Kindern im Alter von etwa 6 bis 10 Jahren, in der die Kinder âVernunft annehmenâ. Vernunft annehmen soll die Karrierefrau Margaret (Sophie Marceau) an ihrem 40. Geburtstag dadurch, dass sie von ihrer Kindheit mit den damaligen Träumen und Wünschen eingeholt wird. Genau an ihrem Geburtstag erhält Margaret von einem Notar eine Reihe Briefe ausgehändigt, die sie als Siebenjährige an sich selbst adressiert hatte (âLiebe Ichâ). Darin heiÃt es etwa: âIch schreibe dir diesen Brief, um dir zu helfen, dich an deine Versprechen zu erinnern, die ich im Alter der Vernunft gemacht habe und dich daran zu erinnern, was ich werden wollte.â Margaret wird schlagartig klar, wie sehr sie sich verändert hat. Was bereits beim Vornamen beginnt. Denn damals hieà sie noch Marguerite, und wollte später Marsforscherin, Heilige oder Hochzeitsbäckerin werden. Stattdessen verhandelt nun die Konzern-Managerin mit chinesischen Kunden über den Bau von Atomkraftwerken. Durch das Lesen dieser 33 Jahre zurückliegenden Briefe tauchen vor ihrem inneren Auge Erinnerungen an ihren Vater, der die Familie verlieÃ, an die Mutter und ihre finanziellen Sorgen, an ihren Bruder sowie an ihre Jugendliebe auf. Die durch die Suche nach der Vergangenheit ausgelöste âMidlifecrisisâ lässt vieles aus ihrer Gegenwart in Frage stellen, etwa ihr kompromisslose Streben nach Karriere, ihre Kinderlosigkeit und nicht zuletzt das unaufgearbeitete Verhältnis zu ihrer Familie. Die von Drehbuchautor und Regisseur Yann Samuell entworfenen Parallelwelten kontrastiert die Kamera von Antoine Roch durch unterschiedliche Farbgebung: In der Gegenwart der knallharten Realität herrschen kalte, grau-blaue Töne vor, die Vergangenheit der schönen Erinnerung wird in bunte, helle und warme Farben getaucht. Nicht nur den Bildern mangelt es allerdings an Zwischentönen. Auch die Geschichte scheint eine Spur zu plakativ, die Figur der Karrierefrau trotz des virtuosen Spiels Sophie Marceaus etwas zu holzschnittartig geraten zu sein. Dennoch: Der Film stellt die bedenkenswerte Frage, was aus den Idealen von einst übriggeblieben ist, was man hätte anders machen können. Eine Frage, die bei allem Unterschied an den Beginn von Dantes âGöttliche Komödieâ gemahnt, als der Erzähler feststellen muss: âDenn abgeirrt war ich vom rechten Wegeâ. |
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