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José GarcÃa Foto: Concorde Zu den herausragenden Spielfilmen des vergangenen Jahres gehören die zwei französischen Romanverfilmungen âDie Eleganz der Madame Michelâ (siehe Filmarchiv) sowie âOskar und die Dame in Rosaâ (siehe Filmarchiv), die eine Freundschaft über einen beträchtlichen Altersunterschied hinweg thematisierten. Mit âDas Labyrinth der Wörterâ beginnt das Kinojahr 2011 mit einem ähnlichen Sujet: Der Film von Jean Becker, der den gleichnamigen Roman (âLa tête en fricheâ) von Marie-Sabine Roger adaptiert, handelt ebenfalls von der Freundschaft zwischen einem Mann âin den besten Jahrenâ und einer 95-jährigen Dame. In einem kleinen französischen Städtchen hält sich der einfältige Germain (Gérard Depardieu) mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Er lebt in einem einfachen Wohnwagen im Garten seiner streitsüchtigen Mutter (Claire Maurier), die ihn niemals akzeptiert hat und noch immer verachtet. AuÃer mit der viel jüngeren Busfahrerin Annette, zu der er eine lockere Beziehung unterhält, verbringt Germain seine Zeit in der Kneipe oder bei seinen geliebten Tauben im Park. Dort lernt er die hoch betagte, zerbrechliche Margueritte (Gisèle Casadesus) kennen, die immer ein Buch bei sich hat. Irgendwann einmal beginnt Margueritte dem Beinah-Analphabeten aus Camusâ âDie Pestâ vorzulesen. Germain nimmt diese für ihn neuen Wörter begierig auf, die ihm eine neue Welt eröffnen. Als Margueritte die Miete nicht mehr bezahlen kann, muss sie ins Altersheim. AuÃerdem verliert sie langsam ihr Augenlicht: Sie kündigt Germain an, dass sie ihm nicht mehr lange wird vorlesen können. Von seiner Freundin ermutigt, übt Germain laut und flüssig zu lesen, bis er in der Lage ist, der alten Dame aus einem Buch vorzulesen. Dieses Kleinstadt-Märchen vom inzwischen 77-jährigen Jean Becker ist ein Kleinod der kleinen Gesten ohne falsches Pathos. Die konventionell-klassische Inszenierung stellt, wie so oft im französischen Kino, die Schauspielkunst der zwei Protagonisten eindeutig in den Mittelpunkt: Dem 120 Kilo schweren Gérard Depardieu scheint die Rolle des âgroÃen Kindesâ buchstäblich auf den Leib geschneidert zu sein. Mit der zierlich-eleganten, 96-jährigen Gisèle Casadesus bildet er ein ungleiches Paar, das von der Kraft der Freundschaft über alle Unterschiede hinweg zeugt. âDas Labyrinth der Wörterâ ist nicht nur eine leise vorgetragene, aber kraftvolle Lobeshymne auf die Literatur, sondern insbesondere auch auf die Menschlichkeit. |
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