VORSTADTKROKODILE 3 | Vorstadtkrokodile 3
Filmische Qualität:   
Regie: Wolfgang Groos
Darsteller: Nick Romeo Reimann, Fabian Halbig, Manuel Steitz, Leonie Tepe, Ella-Maria Gollmer, David Hürten, Nora Tschirner
Land, Jahr: Deutschland 2011
Laufzeit: 83 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 1/2011
Auf DVD: 7/2011


José García
Foto: Constantin

Wie der Zufall so wollte, starten in derselben Woche im deutschen Kino zwei Gefängnisausbruchs-Filme. Handelte es sich aber bei Paul Haggins „72 Stunden – The Next Three Days“ um einen trotz seiner Ungereimtheiten doch ernstgemeinten und auch ernstzunehmenden Thriller, so ist der dritte „Vorstadtkrokodile“-Film eher ein Kinder-Actionfilm, in dem es sich geradezu verbietet, von Logik oder Wahrscheinlichkeiten zu reden.

Waghalsige Action gehörte zu den Verfilmungen der „Vorstadtkrokodile“-Abenteuer von Anfang an dazu: Der erste Film („Vorstadtkrokodile“, siehe Filmarchiv), die Kinoadaption des gleichnamigen Romans von Max von der Grün aus dem Jahr 1976, begann mit einer Schwindel erregenden Mutprobe, mit der sich der damals zehnjährige Hannes (Nick Romeo Reimann) die Aufnahme in die aus sechs Jungen und einem Mädchen bestehende Jugendbande verdiente. In „Vorstadtkrokodile 2“ (siehe Filmarchiv) setzten sich Olli (Manuel Steitz), Maria (Leonie Tepe), Kai (Fabian Halbig), Jorgo (Javidan Imani), Frank (David Hürten), Peter (Robin Walter) und Hannes einer handfesten Lebensgefahr aus, als sie in der Eröffnungssequenz über eine marode Brücke gehen mussten, um zu ihrem neuen Hauptquartier zu gelangen.

Führte bei den zwei ersten „Vorstadtkrokodile“-Filmen Christian Ditter Regie, so hat er beim dritten zwar am Drehbuch mitgeschrieben. Den Regiestuhl überließ er aber Wolfgang Groos, der bei seinem Spielfilmdebüt „Hangtime – Kein leichtes Spiel“ (2009) das Lebensgefühl von Jugendlichen traf. Dass sich die „Krokodile“ inzwischen langsam aus der Kindheit verabschieden, wird bereits in der ersten, mit deutlichem Weichzeichnungsfilter verarbeiteten Sequenz deutlich: Hannes feiert seinen 13. Geburtstag, indem er am Baggersee mit Maria ganz schön turtelt. Auch Olli, Marias Bruder und der ehemalige Anführer der „Krokodile“, hat nun eine Freundin, mit der er zunächst einmal aus dem Gesichtsfeld der Krokodile und der Zuschauer verschwindet.

Trotz Marias romantischer Versuche, Hannes’ Geburtstag zu zweit zu feiern, lässt die Action nicht lange auf sich warten: Bei einem wilden Kart-Rennen überschlägt sich Franks Kart, so dass er mit Blaulicht ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Die Diagnose: Leberriss. Wenn nicht bald eine Spenderleber gefunden wird, muss Frank sterben. Einziger möglicher Spender ist sein Bruder Dennis (Jacob Matschenz), aber er sitzt mit seinem Einbruchs-Kumpel Kevin (Axel Stein) im Gefängnis – die Krokodile hatten sie ja (im ersten Film) als Einbrecher überführt. Die Freunde versuchen, JVA-Leiter Hartmann (Hans-Martin Stier) zu überzeugen, Dennis für die Organspende ins Krankenhaus fahren zu lassen. Hartmann bleibt aber hart, zu sehr fürchtet der strenge Gefängnisdirektor einen weiteren Ausbruchsversuch des schwierigen Häftlings. Die Krokodile nehmen es indes nicht einfach hin: Wenn sie Dennis in den Knast gebracht haben, werden sie ihn einfach aus dem Knast herausholen.

Regisseur Wolfgang Groos zieht alle Register des Actionfilmes. Vor allem der Gefängniseinbruchssequenz scheint „Mission Impossible“ oder „James Bond“ Pate gestanden zu haben. Genauso wie bei diesen actiongetriebenen Filmen sollte freilich nicht nach „Wirklichkeitsnähe“ gefragt werden. Allerdings hätten die hier angerissenen Probleme, etwa die Frage der Organspende oder die Schuldbewältigung, durchaus vertieft werden können. Ganz zu schweigen von der allzu braven Darstellung eines Gefängnisses als einer Art Ferienlager mit entweder trotteligen Aufsehern oder einem jugendlichen Wächter-Praktikant, der sich von der attraktiven Maria leicht und gerne in die Ausbruchspläne einspannen lässt.

Dennoch: Die „Krokodile“ lernen im dritten Film den alten Spruch „Auf Übermut folgt Schande“. Dass sie sich über Verbote hinwegsetzen, hat handfeste Folgen, die schnell im buchstäblichen Sinn todernst werden können. Stand im ersten „Vorstadtkrokodile“-Film die Integration von Behinderten und Randgruppen der Gesellschaft, in der zweiten Verfilmung die soziale Verantwortung im Mittelpunkt, so geht es in der dritten Verfilmung um die Freundschaft und um blindes gegenseitiges Vertrauen. „Freunde für immer“ wollen sie bleiben, obwohl mit „Vorstadtkrokodile 3“ die Filmtrilogie um die coole Jugendbande aus dem Ruhrpott ihren Abschluss findet. Deshalb stellt sich als eine hervorragende Idee heraus, den Abspann mit während der drei Filme entstandenen Drehpannen und Schauspieler-Versprecher („Outtakes“ in der Filmsprache) anzureichern, die zu dem liebevoll gestalteten Comic-Vorspann bestens harmonieren.
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