PINA | Pina
Filmische Qualität:   
Regie: Wim Wenders
Darsteller: (Mitwirkende): Ales Cucek, Anna Wehsarg, Fabian Prioville Azusa Seyama, Andrey Berezin
Land, Jahr: Deutschland / Frankreich 2010
Laufzeit: 100 Minuten
Genre: Dokumentation
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 2/2011
Auf DVD: 9/2011


José García
Foto: NFP

Im Jahre 1999 lieferte Wim Wenders mit „Buena Vista Social Club“ seinen ersten Musik-Dokumentarfilm. Der deutsche Regisseur mit damaligem Wohnsitz Los Angeles begleitete mehrere Monate lang mit einem kleinen Filmteam die Musiker in Kuba und während ihrer zwei einzigen Konzerte in Amsterdam und New York. Ähnlich hatte Wenders einen Film zusammen mit Pina Bausch konzipiert: Er wollte sie und ihr Wuppertaler Ensemble bei einer Welt-Tournee begleiten. Nach einem halben Jahr Vorbereitungsphase starb indes die weltbekannte Choreographin am 30. Juni 2009 plötzlich, wenige Tage vor Drehbeginn. Nun hat Wim Wenders „Pina“, wie der Film schlicht heißt, im Alleingang gedreht. „Pina“ ist zwar letztlich ohne Pina Bausch entstanden. Sie ist im ganzen Film jedoch allgegenwärtig, nicht nur in den sparsam eingesetzten Archivaufnahmen der Künstlerin.

Sie selbst wählte die Stücke aus, die für den Film verwendet wurden: „Café Müller“, „Le Sacre du Printemps“, „Vollmond“ und „Kontakthof“. Darüber hinaus ist Pina Bausch sehr präsent in den Interviews, die Wim Wenders mit Ensemblemitgliedern führt, wobei der Regisseur die von der Künstlerin verwendete Methode des „Fragens“ übernahm: Die Antworten werden aus dem Off gegeben, während der Zuschauer eine Nahaufnahme des jeweiligen Interviewten sieht. Die Tänzerinnen und Tänzer antworten auf die Fragen jedoch insbesondere mit Tanz und Bewegungen. Diese Auftritte „für Pina“ filmte Wenders an verschiedenen Orten in und um Wuppertal: in der Wuppertaler Schwebebahn, auf Straßenkreuzungen, im Park, auf den Abraumhalden des Bergischen Landes oder in einem Industriegelände.

Seinen überwältigenden Raumeindruck verdankt „Pina“ der 3D-Technik. Dazu führt der Regisseur selbst aus: „Nur so, unter Einbeziehung der Dimension des Raumes, könnte ich mir zutrauen (und eben nicht nur anmaßen), Pinas Tanztheater in einer angemessenen Form auf die Leinwand zu bringen“. Obwohl der Film manchmal die Illusion erzeugt, als würden die Tänzer aus der Leinwand herauszutreten, kehrt Wim Wenders die Sehgewohnheiten der 3D-Technik gleichsam um: Spielen 3D-Hollywoodfilme damit, Objekte in den Kino-Zuschauerraum hineinzuprojektieren, so weitet „Pina“ den Raum in die Tiefe, nach hinten, aus. Dadurch gewinnt der Zuschauer den Eindruck, mitten im Theater zu sitzen.

Mit der Dimension des Raums wird die Ausdruckskraft von Pina Bauschs innovativem Tanztheater einem Kinopublikum spürbar gemacht – selbst wenn es keine Vorkenntnisse über ihre Tanzkunst besitzt.
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