OSCAR 2011 |
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José García
Foto: IN

Die 83. Oscarverleihung, die in der Nacht zum Montag in Los Angeles stattfand, endete ohne große Überraschungen. „The King’s Speech“ erhielt die goldene Statuette in den „Königskategorien“ Beste Regie und Bester Film. „The King’s Speech“ ging mit den meisten Nominierungen an den Start: Der britische Film über den Stotterer, der König wurde, war in zwölf von den insgesamt 24 Kategorien vorgeschlagen worden. Es folgten der Western „True Grit“ von Ethan und Joel Coen mit zehn Nominierungen sowie „Inception“ und „The Social Network“ über den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, die es in jeweils acht Sparten in die Vorauswahl schafften. Über die Gewinner und Verlierer der Oscarnacht hatten die rund 6 000 stimmberechtigten Mitgliedern der „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“ der Vereinigten Staaten zu befinden. Als größten Verlierer darf „True Grit“ gelten, der trotz zehn Nominierungen keinen einzigen Preis erhielt.

Der „Beste Film“ müsste, so könnte man meinen, auch den Oscar als „Beste Regie“ gewinnen. Die Oscar-Geschichte spricht auch dafür, erhielt beispielsweise doch in den letzten vier Jahren die jeweils von der amerikanischen Filmakademie als „Bester Film“ des Jahres auserkorene Produktion ebenfalls die goldene Statuette als „Beste Regie“. Auch dieses Jahr setzte sich diese Tradition fort: „The King’s Speech“-Regisseur Tom Hooper setzte sich allen anderslautenden Spekulationen zum Trotz letztlich gegen David Fincher als Regisseur von „The Social Network“ durch.

Unter den „Schauspieler-Oscars“ herrschte eigentlich wenig Spannung. Seit Wochen schienen insbesondere bei den „Hauptdarstellern“ die Gewinner festzustehen schienen. So gewann Colin Firth in der Kategorie Hauptdarsteller, und Natalie Portman erhielt den Oscar als Hauptdarstellerin. Mit mehr Spannung wurde die Entscheidung in den Kategorien „Actor in a Supporting Role“ sowie „Actress in a Supporting Role“. Bei den männlichen Schauspielern führte zwar Christian Bale für seine beeindruckende Darstellung in „The Fighter“ in den Vorhersagen, aber Geoffrey Rush für die Rolle des unorthodoxen Sprachtherapeuten in „The King’s Speech“ schien mindestens eine Außenseiterchance zu haben. Die Academy-Mitglieder entschieden sich letztlich für Bale. Bei den Nebendarstellerinnen deuteten die Vorhersagen auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Melissa Leo („The Fighter“) und der erst 14-jährigen Hailee Steinfeld für ihre Rolle in „True Grit“ hin. Die Entscheidung fiel auf Melissa Leo.

Nach „Ratatouille“ im Jahre 2008, „Wall E – Der letzte räumt die Erde auf“ im Jahre 2009 und „Oben“ 2010 gewann die Animationsschmiede „Pixar“ zum vierten Mal in Folge den Animationsfilm-Oscar. Die Statuette ging an „Toy Story 3“, der darüber hinaus in der Kategorie „Song“ für „We Belong Together“ mit einem zweiten Oscar ausgezeichnet wurde. „Toy Story 3“ war außerdem in drei weiteren Kategorien nominiert worden: „Bester Film“, „adaptiertes Drehbuch“ und „Tonschnitt“. Zusammen mit den Auszeichnungen für „Findet Nemo“ (2004) und „Die Unglaublichen“ (2005) besitzt nun „Pixar“ sechs von den bislang seit dessen Einführung im Jahre 2002 zehn verliehenen Animations-Oscars.

Die Oscar-Kategorie „Foreign Language Film“ („Bester nicht-englischsprachiger Film“) gilt gemeinhin als die am wenigsten vorhersehbare, was mit dem besonderen Regelwerk zusammenhängt. Im Jahre 2008 änderte die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) die Nominierungsregeln. Seitdem wird eine erste Vorauswahl mit neun Filmen getroffen: Sechs Produktionen werden von einem aus AMPAS-Mitgliedern bestehenden Freiwilligen-Komitee bestimmt, weitere drei Bewerber von einem zwanzigköpfigen Gremium, dem Foreign Language Film Award Executive Committee, ausgewählt. Aus den neuen Filmen werden in einem zweiten Schritt fünf Produktionen nominiert. Obwohl sich dieses Jahr Alejandro González Iñárritus „Biutiful“ die meisten Chancen deshalb ausrechnete, weil dessen Hauptdarsteller Javier Bardem in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ nominiert war, gewann den Oscar als Bester nicht-englischsprachiger Film die dänische Produktion „In einer besseren Welt“ von Susanne Bier.

Die deutschen Oscar-Aussichten konzentrierten sich zum einen auf den seit zwei Jahrzehnten in Hollywood arbeitenden Hans Zimmer, der mit seinen Filmmusiken neun Mal für den Oscar nominiert und ihn bisher ein einziges Mal gewonnen hatte (1995 für „Der König der Löwen“). Zimmer war in der Kategorie „Filmmusik“ für seine Arbeit in „Inception“ nominiert worden, müsste sich aber „The Social Network“ geschlagen geben. Zum andern machten sich ebenfalls Jakob Schuh und Max Lang Hoffnungen auf einen „goldenen Jung“: Ihr Film „Der Grüffelo“ kam in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“ unter die fünf Nominierten. Der Film über die kleine Maus, die sich mithilfe ihrer Fantasie gegen ihre Feinde durchsetzt, konnte allerdings nicht die begehrte Trophäe mit nach Hause nehmen. Denn die Academy verlieht den Oscar in dieser Kategorie an „The Lost Thing“ von Shaun Tan und Andrew Ruhemann.

Zählt die Kategorie Drehbuch zu den ursprünglichen Film-Leistungen, die bereits bei der ersten Oscar-Verleihung 1929 ausgezeichnet wurden, so wird seit dem Jahre 1941 unterschieden, ob die Autoren eine Vorlage adaptiert oder das Drehbuch direkt für die Leinwand geschrieben haben. Rekordhalter in Nominierungen als Autor von „Original-Drehbüchern“ ist Woody Allen, der 14mal nominiert und zwei Mal mit der Statuette prämiert wurde. Von den zehn für den diesjährigen Oscar nominierten Filmen in der Hauptkategorie „Bester Film“ wurden fünf ebenfalls für „Bestes adaptiertes Drehbuch“ und vier für „Bestes Original-Drehbuch“ nominiert – lediglich das Drehbuch von „Black Swan“ erhielt keine Nominierung. Stattdessen bekam „Another Year“ seine einzige Nominierung in dieser Sparte. Die Mitglieder der amerikanischen Filmakademie votierten dieses Jahr für „The King’s Speech“ als bestes Original-Drehbuch und für „The Social Network“ als bestes adaptiertes Skript.

Zwar genießen sie in der Öffentlichkeit nicht den gleichen Ruhm wie etwa die Oscars für die Schauspieler oder den Regisseur. Für die Profis bedeuten die so genannten technischen Oscars aber einen einzigartigen Prestigegewinn. Sie stellen erfahrungsgemäß eine Möglichkeit für Filmproduktionen dar, die in den „großen“ Kategorien leer ausgehen. So wurde Christopher Nolans „Inception“ in vier Kategorien ausgewählt: „Kamera“, „Visuelle Effekte“, „Ton“ und „Tonschnitt“. Tim Burtons „Alice im Wunderland“ gewann die Oscars für „Ausstattung“ und Kostüm“.

Zum ersten Mal seit vielen Jahren standen die Chancen gut, dass mit „The King’s Speech“ eine Produktion in den fünf wichtigsten Kategorien – Film, Regie, Hauptdarsteller, Hauptdarstellerin, Drehbuch – gewinnen könnte, was in der mehr als 80jähriger Oscar-Geschichte bislang lediglich drei Filmen („Es geschah in einer Nacht“, 1934, „Einer flog übers Kuckucksnest“, 1975 und „Das Schweigen der Lämmer“, 1991) gelungen war. Am Ende reichte es zwar nicht, aber „The King’s Speech“ gewann vier der „großen“ Oscars. Ebenso viele erhielt „Inception“, allerdings in den eher technischen Sparten. „The Social Network“ gewann drei Preise. Insgesamt ein Oscar-Jahr mit einer breiten Streuung in der Preisvergabe.
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